Therapiezentrum Frühförderung eröffnet Lebenshilfe in Bad Neuenahr bietet Hilfe für Kinder mit Behinderung

Bad Neuenahr · In Bad Neuenahr ist ein Zentrum zur Frühförderung von Kindern mit Behinderung eröffnet worden. Für die Landrätin ist es ein wichtiger „Baustein“ in der Behindertenhilfe, für eine Mutter ein „Meilenstein“.

 Wollen noch enger zusammenarbeiten: Lebenshilfe-Vorsitzender Ulrich van Bebber und Landrätin Cornelia Weigand.

Wollen noch enger zusammenarbeiten: Lebenshilfe-Vorsitzender Ulrich van Bebber und Landrätin Cornelia Weigand.

Foto: Martin Gausmann

Seit 16 Jahren pflege sie ihr schwerstbehindertes Kind schon. Das berichtete eine Mutter bei der Eröffnungsfeier des Beratungs- und Therapiezentrums Frühförderung der Lebenshilfe Kreisvereinigung Ahrweiler an der Bad Neuenahrer Heerstraße am Dienstagmorgen. Gerade die ersten Jahre habe die Frühförderung dabei eine wertvolle Hilfe und Unterstützung geleistet, so die Frau aus dem nördlichen Kreisgebiet. Dass es nun einen Standort der Frühförderung in Bad Neuenahr gibt, bezeichnete sie als „Meilenstein" für die Menschen aus der näheren Umgebung, denen nun Fahrten zu Therapien nach Neuwied oder ins angrenzende Nordrhein-Westfalen erspart blieben. „Gerade die weiten Fahrten mit einem eigentlich nicht transportfähigen Baby haben unseren Alltag immer ganz besonders belastet", war da ebenso zu hören, wie herzliche Dankesworte an die Menschen hinter diesem Angebot, dass es seit rund einem Jahr in Bad Neuenahr-Ahrweiler gibt.

Corona und die Flutkatastrophe hatten eine offizielle Eröffnung bis dato unmöglich gemacht. In zweiter Reihe in der Heerstraße 62 hat die Lebenshilfe ihren neuesten Standort nun aber präsentieren können. Man kooperiert vor Ort mit der Heilpädagogischen-Therapeutischen Zentrum Neuwied gGmbH (HTZ). Ziel der Kooperation ist es, die Versorgungsstruktur zur Frühförderung im Kreis Ahrweiler zu optimieren.

Der Vorsitzende der Lebenshilfe im Kreis Ahrweiler, Ulrich van Bebber, sprach nach den schrecklichen Ereignissen in der Flutnacht im Lebenshilfehaus in Sinzig mit zwölf Toten Bewohnern von einer großen symbolischen Bedeutung dieses neuen Standorts. Es gehe weiter und auch aufwärts mit der Lebenshilfe im Kreis, so van Bebber. Durch die Bündelung von medizinisch / therapeutischen Leistungen des HTZ Neuwied mit den nichtmedizinisch heilpädagogischen Leistungen der Frühförderung der Lebenshilfe erhalten Eltern von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen in Bad Neuenahr nun viele Leistungen an einem Ort.

Das Leistungsspektrum des Standorts umfasst unter anderem die Erstberatung und Information, Hilfe bei Antragsverfahren und Vermittlung, die medizinische Erstbegutachtung und Verlaufsdiagnostik durch Ärzte des HTZ, psychologische Beratung, Logopädie und Ergotherapie sowie Heilpädagogik in Gruppen und Einzeln. In einem nächsten Schritt plant die Lebenshilfe, Kindertageseinrichtungen nun intensiver zu Wegen und Möglichkeiten der Frühförderung zu informieren.

Engere Kooperation mit Kreis geplant

Landrätin Cornelia Weigand freute sich, mit der Lebenshilfe einen zuverlässigen und kompetenten Partner an der Seite des Kreises zu wissen, zu deren Kompetenzen neben der Betreuung und Versorgung erwachsener Menschen mit Behinderung auch die Frühförderung gehöre. Weigand kündigte an, dass Kreis und Lebenshilfe zukünftig im Hinblick auf die Ausgestaltung der Jugendhilfe noch enger kooperieren werden.

Auch die Landrätin wies auf die wesentliche Verbesserung der Situation für Eltern und Kinder im durch das neue Zentrum nördlichen Kreisgebiet hin. „Im April 2019 ist der Gesamtbericht zur kreisweiten Teilhabe- und Pflegestrukturplanung erschienen. Bereits dort wurde zum Frühförderangebot der Lebenshilfe festgehalten, dass die räumliche Situation ungünstig sei", erinnerte Weigand. Nicht nur für die Familien, auch für die Mitarbeiter ändere sich die Arbeitssituation zum Positiven. Die Landrätin bezeichnete die Frühförderung als einen wichtigen Baustein in der Behindertenhilfe.

Für die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler dankte der Beigeordnete Hans-Jürgen Juchem dem Therapiezentrum, dessen Arbeit er nicht nur als Baustein sozialer Infrastruktur, sondern als wichtiges Element gelebter Inklusion bezeichnete. Hier werde es Familien und Kindern erleichtert, besser im Leben mit seinen täglichen Anforderungen zurechtzukommen. Dem Dank für die Installation des Zentrums in der Kreisstadt entgegnete Ulrich van Bebber, dass die Frühförderung nicht das letzte Projekt der Lebenshilfe in Bad Neuenahr-Ahrweiler sei.

Derweil gab es von HTZ-Geschäftsführer Thomas Voß nur lobende Worte zur Kooperation mit der Lebenshilfe, die sich gerade nach der Flutkatastrophe zu einer besonders emotionalen Verbundenheit entwickelt habe. Voß lobte allen voran den ärztlichen Leiter Dr. Jens Tücke als "Motor des Ganzen". Tücke selbst ist regelmäßig vor Ort und bezeichnete die Tätigkeit als „erfüllend" und das Angebot als elementar für Kinder, die es nutzen können sowie deren Eltern.

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