Seelsorger auf zwei Kontinenten Trauer in Bad Breisig um Pfarrer Lothar Brucker

Bad Breisig · Menschen in Deutschland und in Bolivien trauern um Lothar Brucker: Der Seelsorger ist mit 83 Jahren in Bad Breisig gestorben. Zweimal je acht Jahre arbeitete er in Bolivien und wirkte in verschiedenen Gemeinden in Deutschland.

 Lothar Brucker 1998 beim Abschied von Villa Serrano in Bolivien.

Lothar Brucker 1998 beim Abschied von Villa Serrano in Bolivien.

Foto: Hildegard Ginzler

Pfarrer Lothar Brucker ist tot. Er ist im Alter von 83 Jahren in Bad Breisig gestorben. Teilen wurde ihm zum Leitmotiv. „Ich hatte einen Traum, dass ich mein Leben teilen könnte“, sagte er einmal gegenüber dem General-Anzeiger. Zweimal je acht Jahre arbeitete er in Bolivien und wirkte in verschiedenen Gemeinden in Deutschland. 

Lothar Brucker war bescheiden, gütig und pragmatisch. Er hatte keine Zeit für Sentimentalität, aber immer Zeit für die Menschen, auch um Freude mit ihnen zu teilen. 2019 feierte er noch sein goldenes Priesterjubiläum in Waldorf. Dorthin, Heimatort der Mutter, kam der am 6. Januar 1937 in Erfurt Geborene mit ihr und seiner Schwester nach dem Tod des Vaters.

Spät, aber vollauf berufen war Lothar Brucker. Nach sechs Berufsjahren als Bankkaufmann und dem Abitur an einem Abendgymnasium studierte er in Freiburg und Trier katholische Theologie. 1969 zum Priester geweiht, war er im Anschluss zwei Jahre als Kaplan in Plaidt und danach als engagierter Jugendseelsorger in Mayen für die Region Rhein-Mosel-Ahr tätig. Die Jugendlichen, die ihn schlicht „Lothar“ nennen sollten, schätzten ihn sehr. Ihnen begegnete er mit großer Ruhe und Verständnis.

Solidaritätseinsatz in Bolivien

1974 meldete sich Brucker zum Solidaritätseinsatz des Bistums Trier nach Bolivien, wo er als Pfarrer in der Erzdiözese Sucre tätig wurde. Weitere acht Jahre wirkte er als Pfarrer von Kärlich und Kettig, zugleich auch als aktiver Präses der Kolpingsfamilie, bevor er 1990 erneut einen achtjährigen Bolivien-Einsatz antrat. Zu seiner Pfarrei Villa Serrano gehörten rund 40 teils nur per Geländewagen oder Pferd erreichbare Dörfer. Sein Ziel, dort das Bildungszentrum Ceithar und die Infrastruktur der weiträumigen Pfarrei auszubauen, erreichte er ebenso wie den Bau eines Staudamms, der die Wasserversorgung in Trockenzeiten und damit die Ernte sicherte.

„Lothar Brucker ist nicht nur Seelsorger, sondern vor allem auch ein Entwicklungshelfer, der stets selbst mit anpackte“, sagte Staatssekretär Walter Schumacher, als Brucker 2014 in Mainz das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekam.

Von 1998 bis 2005 war Brucker Pfarrer und zuletzt Ruhestandsgeistlicher in Löf, Hatzenport und Nörtershausen, bevor er wieder nach Waldorf zog. Wieder teilte er sein Leben. Die Wintermonate verbrachte er ab dann über Jahre in Bolivien. Erkrankt an Leukämie, war er trotz schwindender Kraft zunächst als Adveniat-Patenschaftsreferent tätig, setzte sich für die Ausbildung einheimischer Priester ein, pflegte intensiv den Kontakt zwischen den Seminaristen und den Förderern in Deutschland und kümmerte sich um Projekte der Bolivienpartnerschaft des Bistums.

Zusammenhalt zu pflegen, auch über Distanzen hinweg, war ihm wichtig. Von Bolivien aus sandte er seine Tagebuch-Einträge nach Deutschland und von hier berichtete er nach Bolivien. Hier wie da trauern die Menschen um Lothar Brucker als einen, der die Nächstenliebe gelebt hat.

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