Klimaschutz vor Ort Umweltministerin Eder zu Gast in Sinzig

Sinzig · Umweltministerin Katrin Eder referiert auf Einladung der Grünen in Sinzig über Forstwirtschaft und Klimaschutz. Es ist der Auftakt des neuen Dialog-Formats „betrifft:SINZIG“ in der Barbarossastadt.

Grüner Dialog mit der rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerin: Initiator Ralf Urban hat Katrin Eder (Bündnis 90/Die Grünen) als Rednerin für die Auftaktveranstaltung von „betrifft:SINZIG“ gewinnen können.

Grüner Dialog mit der rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerin: Initiator Ralf Urban hat Katrin Eder (Bündnis 90/Die Grünen) als Rednerin für die Auftaktveranstaltung von „betrifft:SINZIG“ gewinnen können.

Foto: AHR-FOTO

Vor genau einem Jahr absolvierte sie als Ministerin ihre erste Dienstfahrt. Sie führte nach Sinzig ins dortige Abwasserwerk. „Ich mag Kläranlagen“, meinte sie rückblickend mit einem Schmunzeln. Nun reiste Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, erneut ins Ahrtal, dessen Verlauf und Tallage sie inzwischen nach zahlreichen Besuchen bestens kennt. Gekommen war sie auf Einladung der Sinziger Grünen, die Eder in den Mittelpunkt des Auftakts zu einem neuen Veranstaltungsformat stellten: „betrifft:SINZIG“ soll es künftig in regelmäßigen Abständen in der Barbarossastadt heißen, wenn die Öko-Partei zum Informationsabend und Dialog mit interessierten Bürgern einlädt. Diesmal ging es allerdings nicht um die von der Ministerin so geschätzten Kläranlagen, sondern um den Wald, um Klimaschutz, um die Forstwirtschaft. Dem Ausflug in die Tiefen des Waldes wohnte auch Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron bei.

Das Ökosystem in Zeiten des Klimawandels steht im Fokus

„Wir haben bewusst ein Vortragsformat entwickelt, das politisch neutral Themen in und um Sinzig aufgreift und diskutiert“, so Initiator und Ratsmitglied Ralf Urban. „Die Entwicklung unseres Waldes – nachhaltig, ökologisch und klimafest“ war so ein Thema, mit dem die Entwicklungsmöglichkeiten der Wälder vor dem Hintergrund des Klimawandels aufgriffen werden sollten. Vertreter anderer politischen Gruppierungen waren ebenso zum Vortrag der Ministerin gekommen wie Waldbauern.

Wälder spielen bekanntlich eine wichtige Rolle für unsere Wasserversorgung: Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Reinhaltung unseres Wassers, für den Hochwasserschutz sowie für die Grundwasserneubildung. Gleichzeitig bindet Wald CO2 und bildet den Lebensraum für zahlreiche Arten. „Damit wir unsere Wälder schützen und langfristig nutzen können, muss das Waldökosystem bestmöglich mit den Herausforderungen des Klimawandels zurechtkommen. Klimagestresste Wälder müssen resilienter und nachhaltiger bewirtschaftet werden“, meinte Urban.

Waldflächen sind überwiegend in kommunaler Hand

In Rheinland-Pfalz sind rund 840.000 Hektar mit Wald bedeckt. Damit stehen jedem der knapp vier Millionen Menschen im Land etwa 2100 Quadratmeter Wald zur Verfügung. In Sachen Waldreichtum steht das Land damit im Vergleich zu allen anderen Bundesländern an der Spitze. Wälder bedecken über 40 Prozent der Landesfläche, sie dienen als Erholungsraum, Natur- und Lebensraum sowie als Rohstofflieferant. „Wald ist wichtig für uns. Unsere Entscheidungen von heute betreffen die Wälder von morgen. Waldpolitik ist daher auf verlässliche Grundlagen angewiesen“, so die Landesregierung.

Wald ist mit einem Anteil von 46,1 Prozent überwiegend in kommunaler Hand, 26,7 Prozent befinden sich in Privathand, rund ein Viertel gehören dem Staat. „Die bewährten Strukturen zur Bereitstellung der vielfältigen Leistungen unserer Wälder – von den gemeinwohlbezogenen Funktionen bis hin zur Holzbereitstellung – gilt es zu erhalten“, erklärte Eder. Der Holzvorrat sei in der Summe leicht angestiegen, dabei gebe es starke Unterschiede zwischen den einzelnen Baumarten. Trotz hoher Nachfrage nach Holz: Die Nutzung bleibe unter dem Zuwachs. „Es kann nicht sein, dass wir Holz aus Übersee holen“, warb Eder für die Nutzung einheimischer Hölzer.

Trend zu mehr Laubbäumen setzt sich auch im Jungwald fort

Die Buche gelte als Leitbaumart. Sie sei als Vorrat aufgebaut worden. Bei der Fichte habe hingegen ein Vorratsabbau stattgefunden. In Folge der konsequenten Umsetzung des naturnahen Waldbaus sowie einer Reihe ungeplanter aber absehbarer Schadensereignisse wie Orkan-, Insekten- und direkten Witterungsschäden sei in den vergangenen Jahren der Anteil der häufig nicht standortgerechten Fichte im Staatswald deutlich zurückgegangen. In den nächsten 30 bis 40 Jahren sollen im Staatswald Laubbäume zwei Drittel der Fläche einnehmen. Der Erfolg des Waldumbaus und der anhaltend stabile Trend zu mehr Laubbäumen setze sich auch im Jungwald verstärkt fort.

„Unsere Wälder und ihre Nutzung tragen zum Klimaschutz bei“, sagte die Ministerin. Die Bilanz sei positiv: „Unser Wald legt mehr Kohlenstoff fest, als durch Holzernte und andere Faktoren ausgetragen wird.“ Die oberirdische Baumbiomasse speichere in Rheinland-Pfalz etwa 75 Millionen Tonnen Kohlenstoff, das entspricht etwa 274 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Kohlenstoff bleibe in langlebigen Holzprodukten gebunden. Ohnehin müsse mehr mit Holz gebaut werden: „Wir müssen beim Bauen wegkommen vom Beton.“

Natürlich ging Eder auch auf Windkraftanlagen in den Wäldern ein. In Sinzig sollen bekanntlich im Waldstück „Harterscheid“ mehr als 200 Meter hohe Windräder gebaut werden. Es gehe nicht anders: Windkrafträder müssten auch in den Wäldern entstehen, damit die gesteckten Klimaziele erreicht würden, stellte die Ministerin klar. Das Gesicht der Wälder werde sich dadurch nicht dramatisch verändern – was die Gegner solcher Anlagen freilich anders sehen.

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