Tag des Gesellschaftsspiels Das Brett ist eine uralte Leidenschaft, die verbindet

Troisdorf · Am Tage des Gesellschaftsspiels treffen sich Spielbegeisterte in Troisdorf. Ob Würfel oder Brett, jeder findet etwas nach seinem Geschmack

 Beim Brettspielen in Troisdorf verfliegen die Stunden im Nu.

Beim Brettspielen in Troisdorf verfliegen die Stunden im Nu.

Es ist noch früh am Tag. Die Türen zu den Räumen der Awo in der Sieglarer Straße haben sich gerade erst geöffnet. Doch die ersten Spieleenthusiasten sitzen bereits an Tischen und haben Partien eröffnet. An einem Tisch wird Cascadia gespielt. Ein Gesellschaftsspiel für bis zu vier Spieler ab zehn Jahre. Ein Legespiel mit vielerlei verschiedenen Karten- und Figurenformaten mit dem Oberthema Natur. Man wetteifert darum, das beste Biotop und zudem die passende geographische Lage zusammenzustellen, damit sich Bär, Fuchs, Bussard, Hirsch und Lachs wohlfühlen.

An einem anderen Tisch sind alle notwendigen Utensilien ausgebreitet, damit „Brass Birmingham“ endlich losgehen kann. Hier geht es um den Beginn der industriellen Revolution, um Kanal- und Eisenbahnstrecken in England, um die Lagerung und den Transport von Kohle, Eisen und Bier – und natürlich um Geld. Es wird viel taktiert, und es ist spannend bis zum Schluss.

Ein Spieletag dauert viele Stunden

Bis in die späten Abendstunden sitzen hier Jung und Alt zusammen, um gemeinsam ausschließlich analoge Spiele zu spielen. „Die sind mehr denn je gefragt und erfreuen sich größter Beliebtheit“, erklärt Patrick Jendro. Er ist einer der lokalen Veranstalter der „Forever Games“, die in 180 Städten Europas gleichzeitig den Tag des Gesellschaftsspiels veranstalten. Und natürlich ist er Mitglied in einem Spieleverein. Bei den Spielfreunden „Wilde Zockerei“ ist er im Vorstand.

Hier treffen alle Altersklassen aufeinander. Und sitzen auch gemeinschaftlich an einem Tisch. „Einmal im Jahr veranstalten wir Memory-Meisterschaften, dabei gewinnen immer die Neunjährigen“, erzählt er. Die Menschen, die sich einmal in der Woche zum Spielen treffen, sind bunt gemischt. Akademiker, Schüler, Handwerker, Männer und Frauen. „Früher war das Gesellschaftsspiel eine Männerdomäne“, sagt Jendro. Heute sei das Verhältnis ausgeglichen. Er selbst ist durch die Eltern zum Spiel gekommen. „Es ist eben eine Leidenschaft, die verbindet“, erklärt er sein Verhältnis zum Brett-, Karten-, Würfel- oder Legespiel.

Neue Brettspiele und Klassiker

Die Tage des Gesellschaftsspiels werden von vielen Spielefirmen unterstützt. Sie stellen die neuesten Gesellschaftsspiele auf Leihbasis zur Verfügung. Oft kommen auch Entwickler mit Prototypen, lassen ihre Spielidee von Teilnehmern testen und freuen sich, dass sie auf diese Weise eine Rückmeldung erhalten.

Auf zwei Tischen und in einem großen Schrank stapeln sich bergeweise Spiele. Einerseits solche, die beim Spieleflohmarkt zum Verkauf angeboten werden, andererseits neue Spiele, die zum Ausprobieren einladen. Hier sind heute besonders gefragt die Arche Nova, ein Zoobauspiel, in dem es um Artenschutz und Wirtschaft geht, die Clever Würfel-Spiele, die Glück und Kombinationsgabe vereinen sowie Cascadia, eine Legespiel, das eine pfiffige Kombination aus Sammeln und Glück präsentiert.

Bis zum bitteren Ende

Hier ist Dirk Ehrenberg in seinem Element. Er kennt das Spiel und bringt es seinem Gegenüber Dirk Fromm näher. Ehrenberg ist über seine Eltern und das Go-Brettspiel zum Gesellschaftsspiel gekommen, besucht Spielemessen und ist auch Mitglied bei der „Wilden Zockerei“. Beide haben nicht vor, den Tisch nach einem Spiel zu verlassen. „Bis 19 oder 20 Uhr sitzen wir hier mindestens“, freut sich Fromm und zieht eine Landschaftskarte aus der Mitte, um den Lebensraum für den Bär zu gestalten.

Soweit sind Jutta, Brigitte und Theresa noch nicht. Die drei Damen kennen sich und haben sich verabredet. Man spielt seit rund 15 Jahren zusammen, seit man sich in Eitorf kennengelernt hat. Jutta Witkavel hat sogar vor sechs Jahren mit „Die Würfelwerfer“ einen eigenen Podcast ins Leben gerufen. Auch sie sprechen von Leidenschaft, wenn sie von Spieleabenden oder gemeinsamen Besuchen von Spielemessen erzählen. „Jedes Spiel ist wie ein kleiner Urlaub“, erläutert Brigitte, und Theresa Fassbender erklärt, warum sie sich jetzt an „Brass Birmingham“ erstmals heranwagen: „Es sieht interessant und liebevoll aus mit vielen Details gestaltet, ist ein Expertenspiel und kann zwei Stunden dauern“. Das macht aber nichts, denn die Drei sind ebenfalls bis mindesten 19 Uhr im Saal.

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