In Alfter Wildtiere töten die Gänse Julchen und Lilo

ALFTER-GIELSDORF · Die Liebe zu ihren Tieren ist schon an ihrer Türklingel zu erkennen. Dort hat Veronika Wenisch ein kleines Gänsebild angebracht. Am Mittwoch hat sie Julchen und Lilo im Garten begraben. Unweit der Stelle im Gehege, an der Füchse, so sagt sie, die Gänse in der Nacht zuvor getötet und angefressen haben.

 Bei ihrer toten Gans: Veronika Wenisch hat den Kadaver des Vogels mit einer Zeitung abgedeckt.

Bei ihrer toten Gans: Veronika Wenisch hat den Kadaver des Vogels mit einer Zeitung abgedeckt.

Foto: Wolfgang Henry

Veronika Wenisch ist die Trauer anzumerken. "Sie gehörten ja fast zur Familie", sagt sie. Seit 17 Jahren hält sie die Gänse in einem mit einem zwei Meter hohen Elektro-Drahtzaun gesicherten Gehege - eine Idylle zwischen Gartenhäuschen, Weinranken, Rosenstöcken und Wildblumen.

Noch am Dienstagabend gegen 20 Uhr hatte sie ihre Gänse mit Gemüseabfällen und Brot gefüttert. Es war deren letztes Mahl, denn in der Nacht kamen die Wildtiere. Sie überwanden den Zaun und töteten die etwa acht Kilo schweren Vögel. "Es muss sehr schnell gegangen sein", vermutet Veronika Wenisch, denn sie habe nichts gehört, und auch ihre beiden Hunde hätten nicht angeschlagen.

Teile der Gänse und Federn fand sie in verschiedenen Ecken des Gartens. Jetzt bleiben Veronika Wenisch noch ihre beiden Hühner. "Ich hoffe nicht, dass die Füchse die auch noch holen." Ob sie sich wieder Gänse zulegt, wusste sie am Mittwoch noch nicht: "Ich möchte doch kein Fuchsfutter aufziehen." Sie meint, dass die Füchse sich in den Gärten im benachbarten Nippental zwischen Gielsdorf und Oedekoven, rund um den Hochbehälter des Wahnbachtalsperrenverbandes, in den vergangenen Jahren ungestört vermehren konnten.

Vor zwei Monaten hätten Füchse fünf Hühner einer Nachbarin "geholt". Sie hat den örtlichen Jagdpächter Heinz Löllgen über den Vorfall informiert. Im Gegensatz zu ihr ist Löllgen allerdings nicht sicher, dass Füchse die Gänse getötet haben. "Füchse nehmen ihre Beute immer mit", sagt er. Da dies aber nicht geschehen sei, könnten auch Marder die Gänse auf dem Gewissen haben. Löllgen schätzt, dass in den verwilderten Gärten des Nippentals etwa zehn Füchse leben. Ihnen mit der Flinte nachzustellen, ist nicht möglich, denn das Jagen in Hausgärten ist verboten. "Der Gefahrenbereich einer Kugel umfasst sechs Kilometer", erklärt Löllgen.

In den vergangenen 30 Jahren sei in den Brombeerbüschen und Brennnesseln ein Rückzugsgebiet für Fuchs und Marder entstanden. Beide Arten seien "Kulturfolger". Das heißt, Fuchs und Steinmarder suchen ihre Nahrung auch in bewohnten Gebieten. Deshalb rät Löllgen, offene Gehege zu überdachen und die Vögel nachts in einen Stall zu sperren.

Am Donnerstag soll sich ein Jagdaufseher die Situation im Garten von Veronika Wenisch ansehen. Nach Löllgens Eindruck hat sich die Population der Füchse in seinem Revier nicht erhöht. Im Winter 2011/12 seien 15 Tiere geschossen worden, im vergangenen Winter nur noch vier.

Laut Thomas Reimschüssel, Leiter des Hegerings Vorgebirge, sind Überfälle von Füchsen und Mardern auf Hausvögel keine Seltenheit: "Das ist der Lauf der Natur." Die Schonzeit für Füchse sei zwar am 16. Juni geendet, aber man dürfe nicht in der Nähe der Wohnbebauung schießen.

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