Chroarbeit in Rheinbach Auch Muskeltraining gehört dazu
Rheinbach · Christiane Goeke-Goos und Mascha Korn erhalten die Arbeit mit ihren Chören in Rheinbach auch im Lockdown aufrecht. Sie hoffen, dass sie bald wieder Präsenzproben abhalten können.
Muskeln müssen trainiert werden. Dabei wandern die Gedanken zu Hanteltraining im Fitnessstudio oder Ausdauertraining an der frischen Luft. Christiane Goeke-Goos und Mascha Korn dagegen haben andere Muskeln im Blick. Als Kantorinnen der evangelischen und katholischen Gemeinde in Rheinbach bemühen sie sich seit Monaten darum, ihre Sänger stimmlich fit zu halten. Wichtig ist den beiden auch, den Zusammenhalt in ihren Chören und Ensembles zu bewahren und ihre Kirchengemeinden musikalisch durch die schwierige Zeit zu begleiten. Die Bestimmungen für die Probenarbeit während der Pandemie sind in beiden Gemeinden unterschiedlich.
Proben über Zoom
„Der Stimmapparat besteht aus Muskeln. Ohne Training erschlaffen sie, und vieles geht verloren“, erklärt Mascha Korn als Kantorin der Gnadenkirche. Seit fast einem Jahr musste sie immer wieder auf neue Vorgaben reagieren und ihre Arbeit anpassen. „Letztlich entscheidet das Presbyterium angelehnt an die Empfehlungen der Landeskirche, was bei uns in der Kirchenmusik möglich ist“, sagt Korn.
Anfangs habe sie die Stücke selber eingesungen und dann als Übedateien jedem einzelnen Chormitglied gemailt. „Als klar wurde, dass das Ganze uns noch lange beschäftigt, bin ich zu digitalen Proben über Zoom übergegangen“, berichtet sie. Die Resonanz war unterschiedlich. „Bei der Kantorei für ältere Stimmen waren mindestens Dreiviertel der Teilnehmer dabei, im Kinderchor waren es fast alle, beim Kirchenchor und den Jugendlichen von den Young Voices hat höchstens die Hälfte mitgemacht“, zählt Korn auf.
Krippenspiel online
Als sie über den Sommer gemäß der Corona-Schutzverordnung auch präsent in Kleingruppen proben konnte, seien einige dazugestoßen. „Seit Anfang November läuft wieder alles über Zoom, der Kreis hat sich verkleinert“, bedauert sie. Viel Kreativität hat die Chorleiterin unter Beweis gestellt, indem sie dafür gesorgt hat, dass die Chöre Gottesdienste begleitet haben, ohne anwesend zu sein. Die Sänger haben Stücke eingesungen, bevor die Aufnahmen unterlegt mit ausgewählten Fotos in den online-Gottesdienst überspielt wurden.
So gab es an Heiligabend sogar ein Krippenspiel. „Die Proben über Zoom haben Vor- und Nachteile“, betont Korn. Die Teilnehmer hören dabei nur sich selbst und die Leiterin. Weil die Sänger sich nicht mehr an den Nachbarn orientieren können, trage jeder mehr Verantwortung. Aber durch die zeitversetzte Übertragung ist der Chorklang für die Leiterin nicht zu hören. „Damit ist es unmöglich, aktiv Rückmeldung zu geben“, gibt Korn zu Bedenken.
Gemeinschaftsgefühl fehlt
Genau solche digitalen Proben waren für ihre Kollegin von der katholischen Kirchengemeinde undenkbar. „Die Zeitverzögerung war für mich ein Greuel. Darüber hinaus fehlte mir das Gemeinschaftsgefühl“, betont Goeke-Goos und räumt ein, dass die Vorgaben aus Köln auch etwas freier seien. „Messebezogene Proben in Ensembles wurden uns vom Generalvikar des Erzbistums unter Einhaltung strengster Bestimmungen erlaubt“, sagt die Seelsorgebereichsmusikerin.
So habe sie je nach Infektionslage die gesamte Kirche vermessen, Fotodokumentationen und Protokolle angefertigt und Standorte für die einzelnen Sänger festgelegt. „Und da, wo sie stehen sollten, blieben sie auch stehen, vor allem die Kinder“, lobt die 58-Jährige die Disziplin ihrer Sänger, die auch in Schal und Jacke bei eisigen Temperaturen im gut durchlüfteten Kirchenschiff ausharrten. So haben sie Messen aktiv begleiten und auch ein kleines Kinderkonzert geben können.
In der Ensemblearbeit sieht Goeke-Goos einen Gewinn. „Dadurch, dass wir in so kleinen Gruppen geprobt haben, konnte ich mich mehr mit jedem Einzelnen beschäftigen. Alle haben viel gelernt.“ So hat sich sogar ein neues Ensemble gegründet. „Vier stimmlich starke Frauen gehen aus der Coronazeit nun als Ensemble „Cantalena“ hervor“, freut sich die Kirchenmusikerin, die an den Ensembleproben vorerst festhalten will. Allerdings bedauert sie, dass sie einige ihrer Chormitglieder, die aus Vorsicht und Sorge um Ansteckung nicht an den Proben teilnehmen, nicht erreicht. Wichtig ist ihr, den Kontakt zu halten.
Tagebücher im Umlauf
Auf den Zusammenhalt legt auch Korn viel Wert. „Bei uns sind die wöchentlichen Probentermine gerade für Sänger der Kantorei für ältere Stimmen von Bedeutung“, sagt die 45-Jährige. Die Vorfreude auf das Wiedersehen, auch wenn es nur online stattfinde, sei unter den 50- bis 90-Jährigen groß.
Um gerade die Senioren gut durch die kontaktarme Zeit zu begleiten, hat Korn fünf Chortagebücher in Umlauf gebracht. „Hier kann jeder seine Gedanken notieren und eintragen, was ihn bewegt oder was er den anderen wünscht“, erklärt sie. Dadurch, dass sie sich untereinander absprechen, an wen das Buch weitergegeben wird, steht die Gruppe in engem Kontakt und stellt sofort fest, wenn ein anderer nicht erreichbar ist.