Interview: Der Bonner Rennfahrer Luca Ludwig "Gute Fahrer werden bestraft"

Wie der Vater, so der Sohn. In zweiter Generation hat sich die Familie Ludwig dem Rennsport verschrieben. Vater Klaus war Deutschlands "Tourenwagenkönig", gewann Klassiker wie die 24 Stunden von Le Mans. Sohn Luca (26) fährt für das Zakspeed-Team aus Niederzissen und ist derzeit Führender im ADAC Masters, einer Rennserie für Sportwagen der GT 3-Klasse. Mit Luca Ludwig sprach vor dem neunten und zehnten Lauf auf dem Nürburgring Oliver Ermert.

 Entspannung vor dem Rennwochenende auf dem Ring: Luca Ludwig auf dem Bonner Marktplatz.

Entspannung vor dem Rennwochenende auf dem Ring: Luca Ludwig auf dem Bonner Marktplatz.

Foto: Oliver Ermert

Die Namen Zakspeed und Ludwig haben eine gemeinsame Geschichte. Wie kam es zur Wiedervereinigung?

Luca Ludwig: Wir wollten ein Team haben, das in der Nähe ansässig ist, das für mich mittel- und langfristig eine Heimat sein kann und zu dem man auch schnell mal hinfahren kann. Dazu kam die persönliche Verbundenheit meines Vaters mit Peter Zakowski. Mein Vater ist ja auch viele Jahre erfolgreich für Zakspeed gefahren. Zudem war Zakspeed etwas in Vergessenheit geraten. Eine Parallele zu mir. Meine ersten drei Jahre im Motorsport waren sehr erfolgreich, danach hatte ich ja auch eine Durststrecke. Gemeinsam sind wir jetzt in die Erfolgsspur zurückgekehrt.

Welche Rolle spielt Ihr Vater im Team?

Ludwig: Er ist als Berater tätig und unterstützt uns mit seinem Knowhow, das er über Jahrzehnte gesammelt hat. Eine spezielle Aufgabe, etwa im technischen Bereich, hat er nicht.

Er galt als ein Fahrer, der ein herausragendes technisches Verständnis mitbrachte. Wie wichtig ist das heute?

Ludwig: Technisches Verständnis ist schon wichtig. Der Fahrer muss dem Team sagen, wie sich das Auto verhält und was verbessert werden muss. Als Techniker spielt der Fahrer aber keine so große Rolle mehr wie früher. Heute gibt es im Auto Telemetrie, Videoaufzeichnungen und so weiter. Der Ingenieur weiß oft besser, was hinter dem Lenkrad passiert als der Fahrer. Heute muss ein Fahrer dafür viel stärker im Managementbereich aufgestellt sein. Der Wettbewerb auf dem Fahrermarkt ist viel stärker als früher, weil es viel mehr gute Fahrer gibt. Heute ist es die Kunst, überhaupt ein gutes Cockpit zu ergattern.

Wie läuft die Finanzierung?

Ludwig: Wir werden von Sponsoren finanziert. Viele Unternehmen haben erkannt, dass der Motorsport nach dem Fußball die bedeutendste Marketing-Plattform bietet. Wir erhalten zudem eine Förderung von Mercedes AMG. Wir repräsentieren ja die Marke und fahren momentan dauernd vorne.

Was passiert mit dem Auto zwischen den Rennwochenenden?

Ludwig: Das Auto wird nahezu komplett auseinandergebaut und wieder zusammengeschraubt. Nicht nur defekte Teile werden ausgetauscht, sondern auch Teile, die bestimmte Laufzeiten erreicht haben. Für alle Komponenten sind Laufleistungen vorgegeben.

Der Fahrer ist nicht austauschbar. Wie anstrengend ist die Fahrt in einem GT 3-Rennwagen, insbesondere bei Hitze?

Ludwig: Es gibt harte Rennen. Bei Außentemperaturen von 40 Grad herrschen im Auto 65 bis 70 Grad. Das ist schon eine große Belastung. In erster Linie ist Motorsport aber Kopfsache. Je mehr und erfolgreicher man fährt, desto entspannter ist man.

In der GT Masters bekommen die Sieger Zusatzgewichte. Was halten Sie davon?

Ludwig: Gar nichts. Gute Fahrer werden durch Zusatzgewichte abgestraft. Und das Schlimme ist, dass der Zuschauer nicht weiß beziehungsweise von den Kommentatoren nie darauf hingewiesen wird, was das Gewicht tatsächlich ausmacht. An diesem Wochenende haben wir im Vergleich zum letzten Lauf insgesamt 40 Kilogramm Erfolgsballast im Auto. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, haben wir keine Siegchancen mehr.

In der Geschichte des ADAC GT Masters hatte zur Halbzeit bislang niemand einen so großen Vorsprung wie Sie in diesem Jahr. Hat Sie der Erfolg überrascht?

Ludwig: Wir waren schon gegen Ende der letzten Saison erfolgreich, und ich wusste, dass wir gut aufgestellt sind. Dazu kommt, dass wir sehr gut harmonieren und ein echter Teamgeist herrscht. Mit meinem Teamkollegen Sebastian Asch verstehe ich mich sehr gut, von Anfang an lief die Zusammenarbeit einwandfrei. Unsere Väter (Roland Asch und Klaus Ludwig; die Redaktion) sind ja schon zusammen gefahren.

Ist die DTM für Sie ein Thema? Nur zwei Piloten haben in den letzten Jahren den Sprung aus der GT 3-Klasse in die DTM geschafft.

Ludwig: Früher hat es niemand aus dem GT-Sport in die DTM geschafft. Der GT-Sport wird aber immer anspruchsvoller, weil sich dort so viele starke Teams und Fahrer engagieren. Wir haben spannende Rennen und Kopf-an-Kopf-Duelle, Berührungen, alles was der Zuschauer sehen will. Ich kann mir eine Zukunft im GT-Sport vorstellen. Interessant ist zum Beispiel die Öffnung Amerikas für GT 3-Fahrzeuge. Die DTM bleibt aber ein Thema. Ich hoffe einfach, dass meine guten Leistungen nicht unbemerkt bleiben.

Gibt es für Sie ein Rennen, das Sie unbedingt mal bestreiten wollen?

Ludwig: Ja, die 24 Stunden von Le Mans. Das sollte man in nächster Zeit auch hinbekommen. Ich würde auch gerne in Amerika fahren.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Besuch an einer Rennstrecke erinnern?

Ludwig: Ja, das war 1992 am Nürburgring. Mein Vater hat damals das legendäre Rennen auf der Nordschleife gegen Johnny Cecotto gewonnen. Ich durfte hinterher mit auf das Siegerpodest.

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