Herrenflorett-Weltcupturnier "Löwe von Bonn" am Wochenende in der Hardtberghalle

BONN · Tristesse war angesagt, als sich die deutschen Herrenflorettfechter vor knapp einem Jahr beim "Löwen von Bonn" bereits im Achtelfinale kräftig blamierten und gegen Kanada verloren.

Aus deutscher Sicht ist Peter Joppich beim Löwen (links im Halbfinale 2011 gegen Dimitri Rigin) der aussichtsreichste Kandidat.

Aus deutscher Sicht ist Peter Joppich beim Löwen (links im Halbfinale 2011 gegen Dimitri Rigin) der aussichtsreichste Kandidat.

Foto: Horst Müller

Diese Scharte sollte die Mannschaft um Bundestrainer Uli Schreck am Wochenende bei der 43. Austragung des traditionsreichen Weltcupturniers in der Hardtberghalle auswetzen, will sie ihren siebten Platz in der Welt zumindest stabilisieren. Rund 200 Fechter kämpfen von Freitag bis Sonntag im Einzel- und im Team-Wettbewerb um Punkte für die Weltrangliste. Internationaler Höhepunkt ist das Einzelturnier am Samstag, aufgrund der herausragenden Bedeutung für die Olympia-Qualifikation ist aber der Team-Wettbewerb für die Deutschen der sportlich wichtigere.

"Der letzte Löwe ist abgehakt. Wir schauen nur nach vorne", sagte Schreck. Beim Bundestrainer, der einst selbst als Weltklassefechter für den Turnier-Ausrichter OFC Bonn aktiv war, ist die Zuversicht groß. Schreck: "An einem guten Tag sind wir in der Lage, auch eine ganz starke Mannschaft zu schlagen." In San Francisco gelang das den Deutschen mit dem Viertelfinalsieg gegen den Weltranglistenersten Frankreich. Unter dem Strich stand dann ein starker vierter Platz.

Lässt man das vergangene Jahr außen vor, war der Heim-Weltcup in Bonn meist ein gutes Pflaster für die Équipe des Deutschen Fechter-Bundes. 2012 gewann sie sogar. 2011 wurde Deutschland Zweiter, 2013 Dritter. So weit denkt Schreck nicht. "Wichtig ist erst einmal, dass wir die Runde der letzten 16 überstehen. Da könnten wir zum Beispiel auf Japan treffen, und das wäre schon ein schwieriger Gegner", erklärte er. Die Japaner und Polen sind direkte Verfolger des deutschen Teams in der Weltrangliste.

Natürlich sollen sich Schrecks Schützlinge im Einzel am Samstag mit guten Ergebnissen Selbstvertrauen holen. Dem viermaligen Weltmeister Peter Joppich (Koblenz), der 2006 den Löwen gewann, ist am ehesten eine vordere Platzierung zuzutrauen. Auch der ehemalige OFC-Athlet Sebastian Bachmann (Tauberbischofsheim), der sich inzwischen auf Rang 20 der Weltrangliste vorgeschoben hat, kann an einem gut Tag weit kommen. Die Bonner Hoffnungen ruhen vor allem auf dem deutschen Meister Moritz Kröplin sowie Marius Braun, aber auch auf André Sanita. Schreck: "Wenn er im Einzel gut abschneidet, überlege ich mir, ob ich ihm im Team eine Chance gebe." Alle Nationalfechter verbindet, dass sie in Bonn wohnen und am Bundesstützpunkt im Sportpark Nord trainieren.

Der Favoritenkreis für den Löwen ist groß. Titelverteidiger ist Andrea Cassara (Italien). Doch angeführt vom Weltranglistenersten Alexey Chermisinov (Russland) oder Race Imboden (USA), der zwei der vergangenen drei Weltcups gewann, gibt es eine ganze Reihe von Kandidaten für den Sieg beim in der Fecht-Welt hoch angesehenen Löwen von Bonn. "Es gibt nach Paris in Europa nichts Vergleichbares. Der Löwe ist ein hochkarätiges Turnier, das vom OFC Bonn hervorragend ausgerichtet wird", stellte Schreck fest.

Für den Nachwuchs des OFC Bonn kommt es darauf an, bei den Aktiven Weltcup-Luft zu schnuppern. Dominik Schoppa wäre da als erster zu nennen. Er erreichte kürzlich in Aix en Provence erstmals das Achterfinale eines Junioren-Weltcups (siehe eigenen Bericht). Weitere OFC-Starter sind Frederic Fark, Markus Hamlescher und Björn-Eric Weiner.

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