Abbruch der UAE-Tour Rheinbacher Radprofi Christian Knees vom Coronavirus ausgebremst
Bonn · Das Coronavirus trifft auch den Radsport: Die UAE-Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde abgebrochen. Der Rheinbacher Radprofi Christian Knees sitzt nun im Hotel fest.
Nach fünf harten Etappen stand am Freitag der von den Fahrern so ersehnte Ruhetag bei der UAE Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf dem Programm. Doch mit der Ruhe ist es für die Radprofis schon in den frühen Morgenstunden vorbei. „Wir sind früh ins Bett gegangen, denn es sollte am Morgen eigentlich einen längeren Transfer geben“, sagt Christian Knees. Der Rheinbacher war für das englische Team Ineos in den Emiraten unterwegs. Nun sitzt er im Mannschaftshotel in Abu Dhabi fest.
Zwei Tage vor dem Rennende haben zwei positive Tests zu einem Abbruch der Rundfahrt geführt. Bei zwei italienischen Mitarbeitern eines Radteams war das Coronavirus nachgewiesen worden. Die Entscheidung des Abbruchs traf Knees aus dem Nichts. „Es hat gegen fünf Uhr an meiner Tür geklopft“, sagt Knees. „Da war ich schon ziemlich überrascht. Normalerweise kommen die Dopingkontrolleure erst ab sechs.“ Doch bei dem Besucher handelt es sich nicht um einen Kontrolleur. Vor Knees steht der Mannschaftsarzt des Team Ineos. Dieser erklärt die Situation und schickt die Fahrer zum Coronavirus-Test in einen anderen Stock des Hotels. „Alle Mannschaften, die in unserem Hotel wohnen, mussten dahin“, so der 38-Jährige. „Dann hat man uns ein Wattestäbchen durch die Nase bis fast an den Hinterkopf geschoben.“
Bereits am späten Abend hatten die Veranstalter entschieden, das Rennen abzubrechen. Nur eine von vielen Absagen. Die Schweiz hat alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern verboten. Davon sind unter anderem sämtliche Erst- und Zweitligaspiele im Fußball betroffen. Der wegen des Coronavirus aus Italien nach Tauberbischofsheim verlegte Weltcup der Säbelfechter darf nun doch nicht stattfinden. Das zuständige Landratsamt habe am Donnerstagmorgen „starken Druck“ auf die Veranstalter ausgeübt, das Turnier vom 6. bis zum 8. März „umgehend abzusagen“, teilte der Deutsche Fechter-Bund mit. Das Coronavirus wirbelt den Sportkalender mächtig durcheinander. Es mehren sich auch Experten-Stimmen, die eine Austragung der Olympischen Spiele in diesem Jahr infrage stellen.
Auch der Radsportkalender wird von dem Virus betroffen bleiben. „Ich denke, dass in Italien jetzt einige Rennen abgesagt werden. Wir müssen einfach sehen, wie sich das alles weiter entwickelt“, sagt Pascal Ackermann, Topsprinter des Teams Bora-hansgrohe und ebenfalls von der Absage betroffen. „Es ist nicht meine Aufgabe, die Folgen des Virus einzuschätzen“, so Knees. „Aber natürlich werden die Veranstaltungen jetzt auf den Prüfstand gestellt. Für uns gilt zurzeit eh nur Abwarten und Tee trinken.“ Abwarten bis das Testergebnis da ist. Bis dahin sind die Fahrer an ihr Hotel gebunden. Zwischenzeitlich musste Knees sogar auf seinem Zimmer bleiben. „Wir hängen hier schon ein wenig ab, telefonieren mit der Heimat oder schauen Fernsehen. Viel mehr können wir im Moment einfach nicht machen“, sagt der gebürtige Bonner. „Unsere Verantwortlichen werden uns schon sagen, wie es weitergeht.“
Knees hofft, dass er bei einem negativen Testergebnis das Hotel verlassen und schnell zurück nach Deutschland reisen kann. Nicht nur, weil er seine Familie gerne wiedersehen würde. „Eigentlich lief das Jahr für mich ganz gut. Ich befinde mich zurzeit im Formaufbau. Jetzt nach der Tour steht eigentlich noch ein Trainingsblock für die Klassiker in Belgien auf dem Programm“, sagt Knees. „Eine längere Quarantänezeit wäre jetzt extrem schlecht.“
Die Absage in Dubai betrachtet der Rheinbacher ambivalent. „Es ist ja keine Situation, die ich noch nicht hatte. Aufgrund von schlechtem Wetter sind auch schon Rennen abgesagt worden. Neu ist, dass wir nicht nach Hause reisen können“, sagt Knees. „Natürlich wäre ich die Rundfahrt hier gerne weitergefahren. Aber die Sicherheit geht nun mal vor. Es ist wichtig, dass das Virus jetzt nicht weiter verbreitet wird.“
Immerhin hat Knees nun viel Zeit, sich von den Strapazen der ersten Etappen zu erholen – ein schwacher Trost.