72. Geburtstag Eine Geburtstagsparty für Juppi Schaefer
Bad Godesberg · Im Rahmen von Schaefers 72. Geburtstag feierte der Ritterfilm des Godesberger Urgesteins vor vollen Rängen sein Revival im Kinopolis.
"Ich glaube, das ist die größte Geburtstagsparty, die der Juppi je gegeben hat", sagte Schaefers Tochter Stephanie Konrad und schaute sich im voll besetzten Kino 8 im Kinopolis um. Dort wurde am Mittwochabend auf den Tag genau am 72. Geburtstag des mittlerweile verstorbenen Godesberger Urgesteins noch einmal dessen Ritterfilm gezeigt - gut 20 Jahre nach der Premiere. Der Andrang war immens: In den Reihen saßen 408 alte und junge Bad Godesberger, viele waren selbst auf der Leinwand zu sehen. Dabei kamen nicht alle in den Genuss des Werks: Weil das Interesse so groß war, war die Vorstellung schnell ausverkauft. Gut 50 Leute mussten laut GA-Mitarbeiter Michael Wenzel, der den Abend mitgestaltet hatte, wieder nach Hause geschickt werden. Einige von ihnen äußerten den Wunsch einer weiteren Vorführung an selber Stelle. Frank Oppermann, Intendant des Kleinen Theaters, konnte sich über den Andrang freuen: Der Erlös kommt seinem Theater zugute.
Schaefer, der sich in seiner Dokumentarfilm-Reihe "Kaputt in Godesberg" mit der Geschichte der Stadt von kurfürstlichen Zeiten bis hin zur Tunnelöffnung beschäftigt hat, ging im letzten Teil der Reihe mit "Burg-Licht-Spiele" noch einmal in das 16. Jahrhundert zurück. 1583 entschied sich der Kölner Erzbischof Gebhard I. von Waldburg, zum Calvinismus überzutreten, um Gräfin Agnes von Mansfeld zu heiraten. Das war ein No-Go und verstieß gegen den Augsburger Religionsfrieden. Diese Entscheidung löste den Truchsessischen Krieg aus, Gebhard und seine Angetraute, die von den Truppen des Papstes verfolgt wurden, flohen auf die Godesburg, die dem Angriff der Bayern nicht standhalten konnte.Für seinen Film hatte Schaefer, der als früherer Besitzer des Muffendorfer "Underground" bekannt war wie ein bunter Hund, jeden zum Mitmachen animiert, der zur Crème de la Crème in Godesberg gehörte - manchmal auch nicht ganz freiwillig, wie der ehemalige Gastronom Heinz König erzählte: "Juppi kam eines Tages zu mir und knallte mir einen Stapel Papier auf den Tisch mit den Worten ,Der Text'. Ich hatte am Anfang keine Ahnung, wovon er sprach." Im Gespräch erinnerte sich König, dass beide 1998 zusammen in einer Kneipe saßen. Und dort die "Schnapsidee" aufkam, einen Film über die Erstürmung der Godesburg zu machen. "Aber wir haben doch nicht ernsthaft geglaubt, dass der Juppi das macht", sagte König.
Freunde, Bekannte und Kollegen
Im Publikum wimmelte es von ehemaligen Schauspielern oder Leuten aus deren Umfeld. Wolfgang Biller gehörte auch zu den Beteiligten, für den das Mitwirken an dem etwas verrückten Projekt Ehrensache war: "Ich kannte Juppi noch aus Alt-Muffendorfer Zeiten. Wir waren Freunde und Stammgäste im ,Underground', und für mich war klar, dass ich mitmache."Biller und König schwärmen bis heute von Dreharbeiten, die zweieinhalb Wochen in Anspruch nahmen und neben der Godesburg in der Michaelskapelle, der Kommende Ramersdorf und der Redoute stattfanden. Es sei eine tolle Zeit gewesen, in der jeder seinen Teil zur Entstehung des Films beigetragen habe: "Jeder von uns hat mitgespielt. Und wenn wir nicht gerade vor der Kamera standen, haben wir hinter den Kulissen mitgearbeitet und beispielsweise das Stroh auf der Muffendorfer Hauptstraße zusammengekehrt", so König. Dort hatte auch Biller einen seiner denkwürdigen Auftritte als Bayer auf dem Weg zur Godesburg - auf dem Rücken eines Pferdes. "Das ganze Drumherum war für uns besonders toll. Die Kostüme, die Pferde, die für viele ja auch eine Herausforderung waren. Nicht jeder, der im Film auf einem Pferd sitzt, konnte vorher reiten", berichtete Biller.
Die Stimmung im Kino war am Mittwoch ganz besonders. Schon beim ersten Teil, "Kaputt in Godesberg 4", ging das Publikum mit, erkannte Personen und erinnerte sich. Das Revival von "Burg-Licht-Spiele" war so etwas wie eine Hommage an die Verstorbenen: Die beiden Hauptdarsteller, Dieter Schürmann und Anne Schaefer, sind verstorben, Juppi Schaefer starb 2018. Im Publikum herrschte ein "Ich war dabei"-Gefühl, es wurde viel getuschelt, und so mancher erinnerte sich wieder an die Details der Dreharbeiten. Der Tenor danach war klar: am besten jedes Jahr eine Geburtstagsparty für Juppi Schaefer im Kinopolis.