Jutta Vogel schreibt im Abo Gute Laune im Briefumschlag

BAD GODESBERG · Wenn zwischen den weißen Umschlägen mit Rechnungen oder Werbung ein Brief ins Haus flattert, der gepunktet ist oder kariert - dann hat ihn vielleicht Jutta Vogel verschickt. Seit 2013 schreibt die Bad Godesbergerin Briefe an Fremde. Die Idee: Wer sich beim "Gute Laune Abo" anmeldet, erhält jede Woche oder jeden Monat am Wochenende einen Brief von ihr. Über 150 Abonnenten hat die 62-Jährige mittlerweile.

 Mit ihren Briefen will sie ein wohliges Gefühl vermitteln: Jutta Vogel an ihrem Schreibtisch.

Mit ihren Briefen will sie ein wohliges Gefühl vermitteln: Jutta Vogel an ihrem Schreibtisch.

Foto: Ronald Friese

"Ich schreibe einfach auf, was mir in den Sinn kommt", sagt Vogel. Das sind persönliche Geschichten oder auch kleine Lebensweisheiten, die sich aus dem Alltag ergeben. Im ersten Brief erklärt sie immer, warum jemand dieses Abo bekommt, denn meistens wird es als Geschenk bestellt. Danach sind die Briefe für alle gleich. Vogel schreibt sie am Computer, nur die Anrede ist handschriftlich mit Füller geschrieben. In der Vorweihnachtszeit hat sie ihren Lesern zum Beispiel berichtet, dass sie ihre Geschenke schon lange im Voraus kauft und einpackt. Damit es nicht zu Verwechslungen kommt, hängt sie Geschenkanhänger daran - und hat dem Briefempfänger gleich ein paar davon dazugelegt. "Solche kleinen Dinge tue ich dazu, wenn sie zum Brief passen", erklärt sie.

Auf die Idee gekommen ist Jutta Vogel schon vor einigen Jahren. "Diese Sache schwebte ewig im Raum. Eines Morgens hat dann mein Mann zu mir gesagt: Beim Frühstück reden wir über diese Briefe. Das musst du unbedingt machen", erzählt Vogel. Es war fast eines der letzten Dinge, die ihr Mann zu ihr sagte. Er starb an diesem Morgen. "Ich sehe das auch als seinen letzten Auftrag an mich", sagt Vogel.

Die Briefe geben auch ihr persönlich etwas. "Um jede Woche ein Thema zu finden, muss ich mit offenen Augen durch das Leben gehen", sagt Vogel. "Die Geschichten liegen auf der Straße - man muss sie nur erkennen." Sie möchte die Leser inspirieren. "Niemand muss schallend lachen, wenn er den Brief liest, aber er soll eine Freude machen und ein wohliges Gefühl vermitteln." Die Reaktionen ihrer Leser sind positiv. "Die Leute machen das Lesen der Briefe zu einem richtigen Ritual", sagt Vogel. So habe ihr einmal eine Frau geschrieben, die ihrem Mann das Abo geschenkt hatte. "Der Mann hat es zu Weihnachten bekommen, aber auf dem Brief war ein Aufkleber: 'Erst am 1. Januar öffnen'. Er hat den Brief dann mit sich rumgetragen und an Silvester geöffnet, noch bevor er seiner Frau einen Neujahrskuss gab", erzählt Vogel lachend. "Die Faszination hängt bestimmt damit zusammen, dass wir uns heute nicht mehr schreiben", sagt sie. Gegnerin der modernen Medien ist sie nicht. "Ich finde Facebook oder Whatsapp toll", sagt sie. "Aber der Brief muss auch Platz haben."

Finanziell lohnenswert ist das "Gute Laune Abo" noch nicht. "Es wäre natürlich schön, wenn es so kommt. Aber das steht nicht im Vordergrund." Ob sie immer gute Laune hat? "Nein", sagt Vogel. "Aber ich habe bisher an jedem Tag meines Lebens gelacht. Wenn man die Komik im Leben erkennt, dann kann man nicht lange schlecht gelaunt sein."

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