Diskussion um Kurpark in Bad Godesberg Kurpark: Kleinod oder Angstraum?

BAD GODESBERG · Die Kriminalität hat sich nach Aussage der Polizei im Kurpark reduziert. Trotzdem meiden einige Bürger das Areal in der Bad Godesberger Innenstadt.

 Tagsüber ist der Kurpark lichtdurchflutet. Abends aber machen viele Bad Godesberger einen Bogen um das Areal, in dem es viele dunkle Ecken gibt.

Tagsüber ist der Kurpark lichtdurchflutet. Abends aber machen viele Bad Godesberger einen Bogen um das Areal, in dem es viele dunkle Ecken gibt.

Foto: Axel Vogel

Mit dem Kurpark hat Bad Godesberg eine grüne Lunge mitten in der Stadt. Eigentlich ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Spricht man mit einigen Godesbergern, ist es das aber nicht. Schwache Straßenlaternen, die dunkle Stellen nicht ausreichend ausleuchten. Sträucher, die über die Wege wuchern. Dunkle Ecken, die nicht einsehbar sind. Das alles sorgt für Furcht, wenn man abends im Park unterwegs ist.

„Meine Frau und ich haben uns Bad Godesberg zum Altersruhesitz auserkoren, waren wir doch begeistert von der Lage unserer Wohnung, nur wenige Gehminuten vom Kurpark und Stadtzentrum entfernt“, beschreibt ein Leser die Situation. Seit einiger Zeit aber könnten sie den Kurpark nicht mehr genießen. Im Gegenteil: Teilweise, besonders abends, „umgehen wir diesen aus Furcht.“

Die Gründe dafür seien vielfältig: Die Sitzbänke und auch der Kinderspielplatz würden hauptsächlich von männlichen Jugendlichen genutzt, die dort essen und trinken und im Anschluss ihren Müll rund um die Bänke zurückließen. Plastikbecher, Schnapsflaschen, Tüten, Essensreste oder Servietten fänden sich dort. Der Weg von der Stadthalle zur Bahn sei teilweise übersät von Tausenden von Glassplittern, die von zerbrochenen Flaschen stammten.

Mit dieser Meinung steht er nicht allein. Jeden Montag sehe es im Kurpark katastrophal aus, sagt ein Bad Godesberger. Das liege nicht nur am Müll, sondern auch an den Vandalismusschäden, zum Beispiel an den Sitzbänken. Auch er habe abends ein mulmiges Gefühl und gehe im Dunkeln ungern durch den Park.

Mit Zahlen lässt sich das Unsicherheitsgefühl allerdings nicht belegen. Zwar seien Parks traditionell Angsträume, unter anderem, weil es zahlreiche Möglichkeiten gebe, sich zu verstecken, sagt Ralf Rheidt, Leiter der Bad Godesberger Polizeiwache. „Der Kurpark selbst hat einen schlechten Ruf, aber zu Unrecht.“ Das zeige die Entwicklung im vergangenen Jahr. Verzeichnete die Polizei Anfang 2015 mehrere Raubdelikte in dem Gebiet rund um den Park, „hat sich das aber im Lauf des Jahres reduziert“.

13 Raube oder räuberische Erpressungen gab es dort im vergangenen Jahr. Acht davon ereigneten sich in den ersten drei Monaten. „Das hat zu Unruhe geführt“, sagt Rheidt. Vermehrte Präsenz von Polizei und Stadtordnungsdienst sowie die Festnahme einiger Täter führten dazu, dass sich die Lage beruhigte. „Bei fünf Delikten konnten wir die Verdächtigen, darunter eine Intensivtätergruppe, ermitteln.“ So gab es im April, Mai und Juni jeweils einen Raub, bis Oktober blieb dann alles ruhig. Die letzten beiden Taten ereigneten sich im November. Jedoch nimmt die Polizei die Ängste der Bad Godesberger ernst. „Es ist immer ein Nachteil, dass Büsche Sichtschutz bieten. Außerdem gibt es viele dunkle Ecken“, sagt Rheidt. Ein Restrisiko bleibe bestehen. „Das will ich nicht wegreden.“ Polizei und Stadt arbeiteten engagiert zusammen. Man versuche alles, um für Sicherheit zu sorgen. Leider aber lasse sich die Kriminalität nicht auf null reduzieren.

Einen Grund für die Unsicherheit sieht Rheidt in der Vergangenheit. Im Sommer 2008 gab es eine Massenschlägerei zwischen Migranten und Schülern des Aloisiuskollegs. Die Polizei ermittelte, Diskussionen über die „Zwei Welten“ mündeten in einem Theaterstück – und dauern bis heute an. So begegne man Jugendlichen, die sich nach wie vor im Kurpark treffen, mit Vorsicht, vermutet Rheidt. Dennoch: „Objektives und subjektives Sicherheitsgefühl decken sich nicht.“

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