Seniorenresidenz Rheinallee Senioren können wohl bleiben

BAD GODESBERG · Keiner der Bewohner muss zum 30. November aus der Seniorenresidenz Rheinallee ausziehen. Das machte die Eigentümerin des Gebäudes, die Patrizia Immobilen AG mit Sitz in Augsburg, am Montag deutlich. Man stehe in Verhandlungen mit Interessenten, die den Betrieb weiterführen möchten, sagte Sprecher Andreas Menke. Am Montagabend informierte die Eigentümerin bei einer Versammlung über diesen Sachstand.

Wie berichtet, hatte der Betreiber der Seniorenresidenz die Bewohner am Freitag darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Betrieb in zwei Monaten eingestellt werde. Das hatte für einen Aufschrei in Bad Godesberg gesorgt. "Der Betreiber hat den Mietvertrag Anfang Juli gekündigt", sagte Menke. Das habe die Eigentümerin zu Kenntnis genommen. Und mittlerweile "drei namhafte Unternehmen" als potenzielle Nachfolger gefunden.

"Wir haben uns frühzeitig mit dem Betreiber in Verbindung gesetzt, um einen Besichtigungstermin zu vereinbaren", so Menke. Denn die Interessenten wollten sich ein Bild vor Ort machen. Man setze auf die Kooperationsbereitschaft des Betreibers und hoffe, dass ein nahtloser Übergang stattfinden könne.

Sollte das nicht funktionieren, gebe es einen Plan B: "Für den Fall der Fälle gibt es die Möglichkeit einer Interimslösung", sagte Menke. Diese könne ebenfalls ab dem 1. Dezember greifen. "Die Senioren stehen am 30. November nicht auf der Straße." Zu den Streitigkeiten mit dem Betreiber - zum Beispiel gibt es Auseinandersetzungen über die Behebung verschiedener Mängel - wolle man sich in der Öffentlichkeit nicht äußern.

Seit 2009 sei man Mieterin des Objekts an der Rheinallee 78, heißt es vom Kölner Betreiber Systeam Unternehmensgruppe. "Im Mietvertrag hatte sich die Vermieterin verpflichtet, bis spätestens zum 31. Oktober im Objekt vorhandene Mängel zu beseitigen, insbesondere im Bereich des Brandschutzes." Dies sei nicht in "erforderlicher Weise" geschehen. Die Arbeiten seien verspätet fertiggestellt und nicht fachgerecht ausgeführt worden.

Man habe den TÜV Rheinland eingeschaltet, "und weitere von uns beauftrage Gutachter stellten nach dem angeblichen Abschluss der Brandschutzsanierung eine Reihe von schweren Mängeln der Arbeiten fest", so die Systeam. Man habe die Vermieterin wiederholt aufgefordert, diese zu beseitigen, was aber nur schleppend und zum Teil erfolgt sei. Daraufhin habe man selbst einen Teil der entsprechenden Maßnahmen durchgeführt.

"Das Verhalten der Vermieterin hat uns dazu gezwungen, wiederholt gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Teil der Mängel ist nach wie vor Gegenstand eines Beweissicherungsverfahrens." Ein Problem seien auch die mangelhafte Entwässerung der Dachterrasse sowie "Wassereintritte bei stärkeren Regengüssen".

Auf diesen Mangel habe man die Vermieterin hingewiesen und eine Frist gesetzt, sie zu beheben. Ohne Erfolg. Nach dem schweren Unwetter im Juni dann habe es einen Wasserschaden gegeben - das Haus sei bis in den Keller betroffen gewesen. Das Wasser lief unter anderem in die Elektroverteilung, die Feuerwehr habe die Stromversorgung im gesamten Haus gesperrt. Außerdem seien einige Zimmer unbewohnbar geworden. Um umfassend zu sanieren, müssten Teile des Hauses erneut geräumt werden, "die Arbeiten werden sich noch Wochen und Monate hinziehen".

"In einem der von uns bedauerlicherweise zu führenden Rechtsstreitigkeiten wurde vermieterseits offen eingeräumt, dass unstreitig vorhandene Mängel vorsätzlich zum Teil nicht beseitigt wurden", erhebt die Systeam Vorwürfe. Außerdem seien die Bemühungen gescheitert, das Objekt zu kaufen oder den Betrieb des Seniorenheims an die Vermieterin zu übergeben. So habe man schließlich keinen Ausweg gesehen, als den Mietvertrag außerordentlich zu kündigen und den Betrieb einzustellen. Man habe versucht, diese Situation mit allen Mitteln zu verhindern, sei jedoch an der Haltung der Vermieterin gescheitert.

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