Beueler Feuerwache 38 Angehende Notärzte erhalten die erforderliche Zusatzausbildung

BEUEL · Das Herz schlägt regelmäßig, doch plötzlich zeigt das EKG Schwankungen an. Erst wird der Puls langsamer, dann immer schneller. Schließlich Kammerflimmern, die Ärzte müssen eingreifen. "Adrenalin spritzen, eine Ampulle", sagt Kalman Mihav seiner Assistentin. Während er den Patienten beatmet, beginnt eine andere Ärztin mit der Wiederbelebung. Obwohl das Herz wieder schlägt, bleibt der Patient leblos im Rettungswagen liegen. Die nächsten können an die Übungspuppe.

 Viele Verletzte beim Verkehrsunfall auf dem Hof der Beueler Feuerwache - gespielt von Bonner Jugendlichen. Zwischen ihnen versuchen angehende Notärzte zu helfen.

Viele Verletzte beim Verkehrsunfall auf dem Hof der Beueler Feuerwache - gespielt von Bonner Jugendlichen. Zwischen ihnen versuchen angehende Notärzte zu helfen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Um Notarzt werden zu können, muss jeder Mediziner eine mehrtägige Ausbildung durchlaufen. Die absolvierten vergangene Woche 38 angehende Notärzte aus ganz Deutschland in der Beueler Feuerwache. Nach viel Theorie standen am letzten Tag die praktischen Übungen an. Neben dem Versorgen eines Patienten im Rettungswagen gab es drei weitere Szenarien: einen Verkehrsunfall, eine Explosion im Chemiebetrieb und Gefahrgut.

Die Entscheidung, Notarzt zu werden, fiel Kalman Mihav leicht. "Das ist der Reiz, draußen bei den Menschen zu helfen, und nie zu wissen, was auf einen zukommt", sagte der Internist, der seit zweieinhalb Jahren in Viersen arbeitet. Bei der Übung versuchte er sich alles so realistisch wie möglich vorzustellen. "Da kommt dann auch Stress auf, und man wird unruhiger", sagte Chirurgin Huppertz. Die Jugendlichen von Collegium Josephinum und Bonner DRK taten ihr Übriges dazu: Sie hatten sich aufwendig als Verletzte geschminkt und schrien vor Schmerzen.

"Wir machen das jedes Jahr und mittlerweile zum 25. Mal", sagte Dr. Andreas Bartsch, der die Ausbildung mit dem ärztlichen Leiter des Bonner Rettungs- und Notarztdienstes, Dr. Ulli Heister, organisierte. Dass viele seiner jungen Kollegen erst seit wenigen Jahren als Ärzte arbeiten, sei nicht immer ein Nachteil, so Bartsch. "Sie gehen viel vorsichtiger und gewissenhafter vor, als jemand, der schon jahrelange Erfahrung hat." Die Neuen hielten sich genau an die vorgegebenen Leitlinien und hakten eine Checkliste im Kopf ab.

"Diese Standards, mit denen die Mediziner arbeiten, haben sich erst mit den Jahren entwickelt", sagte Bartsch. Während früher vieles individuell entschieden worden sei, gebe es mittlerweile für viele Szenarien festgelegte Abläufe. Das mache die Hilfeleistung auch für freiwillige Helfer von Feuerwehr und Rettungsdiensten professioneller. Ebenso hätte sich die Organisation bei Katastrophen verbessert. "Wenn heute etwas Großes in Köln passiert, könnten sofort Bonner Retter losfahren und einen Behandlungsplatz für über hundert Menschen aufbauen", erklärte Bartsch.

Um künftig als echte Notärzte arbeiten zu können, müssen die 38 Mediziner jetzt noch ein Praktikum absolvieren. Während dieser Zeit lernen sie abseits des Krankenhauses den Notarzt-Alltag hautnah kennen.

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