Projekt am Sankt-Adelheid-Gymansium Schülerinnen simulieren Bundestagswahl und gehen in die Wahlkabine

Pützchen · Sie haben ihre Stimmen zur Bundestagswahl bereits abgegeben: 150 Schülerinnen des Sankt-Adelheid-Gymnasiums in Pützchen. Auch wenn das nur eine Simulation war, haben die 15- bis 17-Jährigen nun konkrete Vorstellungen von Politik.

 Für die Schülerinnen des Sankt-Adelheid-Gymnasiums ist die Bundestagswahl mit einer Simulation bereits abgeschlossen. Die Auszählung beginnt.

Für die Schülerinnen des Sankt-Adelheid-Gymnasiums ist die Bundestagswahl mit einer Simulation bereits abgeschlossen. Die Auszählung beginnt.

Foto: Stefan Hermes

150 Schülerinnen des Sankt-Adelheid-Gymnasiums (SAG) haben bereits am Donnerstag ihre Stimme zur Bundestagswahl abgegeben – wenn auch zu Lernzwecken. Zuvor hatten sich die 15- bis 17-jährigen Oberstufenschülerinnen aus fünf Sozialwissenschaftskursen im Unterricht intensiv mit den politischen Zielen der zur Wahl stehenden Parteien und dem Wesen einer parlamentarischen Demokratie auseinandergesetzt. Sie empfinden es als ungerecht, dass sie aufgrund ihres noch nicht erreichten Wahlalters von 18 Jahren noch keinen Einfluss auf das Ergebnis einer Bundestagswahl nehmen können.

Und sie sind der Meinung, dass bereits ab einem Alter von 16 Jahren eine Beteiligung an der Wahl möglich sein sollte. „Viele waren sehr stolz, an den Wahlen teilnehmen zu dürfen“, sagt Lehrerin Simone Wenzl-Malucha, die sich zusammen mit ihrer Kollegin Bea Wolf – entgegen einiger anderer Bonner Schulen – erstmalig mit dem SAG an der Juniorwahl beteiligte.

Simulierter Wahlakt

Der simulierter Wahlakt drei Tage vor der Bundestagswahl gehörte zum Projektabschluss. Die Schülerinnen hatten in den Wochen zuvor einen Wahlvorstand gebildet, führten ein Wählerverzeichnis und erhielten Wahlbenachrichtigungen. In Wahlkabinen wählten sie, und der Stimmzettel verschwand bis zur Auszählung in einer verplombten Urne. Wahlunterlagen und Requisiten zur Ausstattung des Wahllokals im Raum der für den Wirtschaftsunterricht an der Schule eingerichteten Schülerfirma Econa wurde von dem Veranstalter der Juniorwahl, dem überparteilichen Berliner Verein Kumulus, zur Verfügung gestellt.

Dieser führt seit 1999 die Juniorwahl durch. Finanzielle Unterstützung zur Durchführung des Projekts erhielt das SAG durch die Volksbank Köln-Bonn, die für die Schule eine 250-Euro-Demokratie-Aktie erworben hatte, die eine Teilnahme an der Juniorwahl möglich machte. So konnten die Schülerinnen ihre Stimme abgeben. Zur Wahl standen dabei die Politikerinnen und Politiker, die im Wahlkreis der Schule kandidieren.

Klimawandel beschäftigt Schülerinnen

„Klimawandel, Energiewende und Chancengleichheit“, sagt Pia (17), „sind mir persönlich sehr wichtig. Sie hofft, dass sich, „egal welche Partei gewählt wird und welche Koalitionen sich daraus bilden“, etwas in Deutschland verändern wird. Der Klimawandel müsse zum Hauptthema aller Parteien werden. Sie bedauert es als 16-Jährige, dass ihre Stimme nicht zählt. „Es geht ja schließlich um unsere Zukunft“, sagt sie. Sie verstehe nicht, warum sie ausgeschlossen werde. „Eine Wahl sollte repräsentativ für die Bevölkerung von Deutschland sein“, fügt sie hinzu und lässt nicht gelten, „dass man als 16-Jährige nicht erwachsen oder schlau genug ist, um seine Stimme abzugeben.“ Eine Schülerin, die anonym bleiben möchte, ergänzt, dass sie es zudem als falsch empfinde, dass sich auch Migranten, die ihren ständigen Wohnsitz in Deutschland haben, nicht an der Bundestagswahl beteiligen dürfen.

Zudem wird die Frage nach der Bedeutung von Erst- und Zweitstimmen, die nach einer Untersuchung der Konrad-Adenauer-Stiftung („Denn sie wissen nicht, was sie tun“) einem großen Anteil der Wahlberechtigten nicht bekannt ist, vonseiten der Schülerinnen als eher banal empfunden und entsprechend schnell und richtig erklärt.

Schülerinnen diskutieren

Das Wissen um Parteiprogramme und Positionen der zur Wahl angetretenen Parteienvertreter hat die Schülerinnen überdies  dazu gebracht, auch untereinander über ihre Positionen zu diskutieren. „Es ist nicht so, dass wir nur, weil wir noch nicht wählen dürfen, uns nicht mit politischen Themen beschäftigen würden“, betont Victoria (17). Man sei über die Sozialen Medien miteinander verbunden und verfolge, was von den Parteien auf Instagram, Facebook und Co. gepostet werde. „Es ist schon komisch“, sagt Emilia (15), dass man nun jemand wählen würde, den man nicht über einen so langen Zeitraum kennengelernt habe, wie Angela Merkel. Ihr habe man vertraut.

Ein positives Fazit zieht Wenzl-Malucha: „Die Wahlsimulation ist für alle Beteiligten immer sehr spannend gewesen.“ Da der Politikunterricht der Schule zudem auch bilingual angeboten werde, habe man auch das englische Wahlsystem besprochen. „So konnten sich die Schülerinnen auch ein eigenes Bild über das Verhältnis- oder Mehrheitswahlrecht bilden“, so die Politik- und Englischlehrerin. „Mit den gemachten Erfahrungen haben wir uns bereits entschieden“, so Wolf, „dass wir die Juniorwahl zur nächsten Wahl mit der ganzen Schule durchführen wollen.“

Das bundesweite Gesamtergebnis der Juniorwahl wird am Wahlsonntag um 18 Uhr auf der Webseite der Juniorwahl sowie auf Facebook und Instagram veröffentlicht.

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