Bundestagswahl im Katastrophengebiet Mobile Wahlurnen touren durchs Ahrtal

Kreis Ahrweiler · Stimmabgabe im Flutgebiet: Seit dem 14. September sind Wahlbusse im Krisengebiet unterwegs, um den Urnengang für die Bewohner des zerstörten Ahrtals zu vereinfachen. An den Außenstellen besteht nicht nur die Möglichkeit, direkt vor Ort zu wählen, sondern auch Briefwahl zu beantragen.

 Nils Schröder betreut den Wahlbus in Ahrweiler.

Nils Schröder betreut den Wahlbus in Ahrweiler.

Foto: Martin Gausmann

Etwa zwölf Personen haben an einem sonnigen Vormittag ihre Stimme im mobilen Wahlbus auf dem Ahrweiler Marktplatz abgegeben, berichtet Nils Schröder, der als dualer Student bei der Verbandsgemeinde Selters seit zwei Tagen als Wahlhelfer abgestellt ist. Das mobile Wahlbüro betreut er gemeinsam mit drei weiteren freiwilligen Wahlhelfern.

Seit dem 14. September sind diese mobilen Angebote im zerstörten Krisengebiet unterwegs, um die Stimmabgabe für die Bewohner des Ahrtals zu vereinfachen. Alle Stadtteile der verbandsfreien Gemeinde Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie alle Gemeinden der Verbandsgemeinde Altenahr werden mehrfach angefahren und es werden vor Ort Pavillons aufgebaut, inklusive provisorischer Wahlkabine und gesicherter Wahlurne. An den Außenstellen besteht nicht nur die Möglichkeit, direkt vor Ort zu wählen, sondern auch Briefwahl zu beantragen.

Für die geheime Wahl, versteckt hinter einem Pappkarton, hat sich an diesem Morgen auch Bianca Herschbach entschieden. Eigentlich wollte sie bereits am Vortag in der alten Schule in Bachem wählen gehen, hatte aber ihren Personalausweis vergessen. Über das Internet hat sie sich über die Stationen des Wahlbusses informiert und sich schließlich gefreut, ihre Stimmabgabe nun praktisch mit weiteren Erledigungen kombinieren zu können.

Wahlunterlagen konnten nicht überall zugestellt werden

Ohne Ausweisdokument geht es nicht – auf die persönliche Wahlbenachrichtigung kann im vielerorts zerstörten Ahrtal aber derzeit verzichtet werden, bestätigt Wahlhelfer Schröder. Die Wahlunterlagen können nicht überall zugestellt werden, da die Menschen derzeit teilweise nicht an ihrer Meldeadresse anzutreffen seien oder es diese gar nicht mehr gebe. „Über unseren mobilen Onlinezugriff auf das Wählerverzeichnis, können wir aber prüfen, ob eine Person wahlberechtigt ist“, so Schröder weiter. Der Personalausweis reiche für diesen Check. Die meisten Menschen seien dankbar für das unkomplizierte Angebot und das Wichtigste bei einer Wahl: Denn dass sie geheim ist, können sie an allen Orten garantieren.

Bei einem Pressetermin lobte auch Bundeswahlleiter Georg Thiel die Organisation im Ahrtal: „Durch die gemeinsamen Anstrengungen der Kommunen, von Landesforsten Rheinland-Pfalz und der Hochschule für öffentliche Verwaltung Rheinland-Pfalz, die insbesondere personell die Briefwahl vor Ort unterstützen, sowie der Landeswahlleitung ist es gelungen, eine Infrastruktur aufzubauen, die den Menschen im Ahrtal eine Teilnahme an der Bundestagwahl ermöglicht. Wahlgesetz und Wahlordnung bieten Regelungen, die die Wahl auch unter den aktuell schwierigen Bedingungen ordnungsgemäß und rechtssicher möglich machen.“

Knapp eine Woche vor der Bundestagswahl hätten zudem bereits 50 Prozent der Wähler im Ahrtal per Briefwahl abgestimmt, teilt die Kreisverwaltung mit. Rund 49.000 beantragte Wahlscheine mit Briefwahlunterlagen seien bisher an die Bürger versendet. Rund 101.000 Wahlberechtigte gibt es im Kreis. An eine hohe Wahlbeteiligung glaubt auch Hedwig Schweinitz aus Ahrweiler, die ihre Stimme am Wahlbus abgibt. Ihr sei es ganz wichtig, zu wählen. Am Sonntag schaue sie gespannt auf die Ergebnisse. Ihr Fazit: „Ich glaube, dass es im Ahrtal einen Wandel geben wird.“

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