Eklat bei Wiederwahl des Finanzexperten Sander

Grüne greifen Professor in der Sitzung des Rates an

Bonn. (kf) Professor Ludger Sander (53) bleibt als Kämmerer weitere acht Jahre im Dienst der Stadt Bonn. Allerdings kam es am späten Donnerstagabend zum Eklat, als Peter Finger (Grüne) im Stadtrat erklärte, warum seine Fraktion als einzige dem Finanzexperten die Stimmen verweigert.

Er begann nett: Der Kämmerer könne gut erklären, sei kooperationsbereit "und ein sehr netter Mensch", so Finger. Aber dann: "Das reicht in der Politik nicht aus, sonst wäre Thomas Gottschalk Bundeskanzler."

Und dann der Schlag ins Gesicht für den bundesweit bekannten Finanz-Professor, der an der Uni Münster lehrt und Bonn im Städtetag und vielen Gesellschaften vertritt. Sander sei kein Manager, der Perspektive und Strategie habe, vorausschauend-kreativ arbeite, meinte Finger.

Worauf OB Bärbel Dieckmann als Sanders Chefin fassungslos und empört reagierte. "Er ist ein hervorragender Fachmann und genießt überparteilich großes Ansehen", sagte sie. "Schäbig", fand Benedikt Hauser (CDU) die Angriffe, und Wilfried Klein (SPD) meinte zu Finger: "Schäm dich." Sanders Reaktion: Er bot allen, auch den Grünen, eine gute Zusammenarbeit an.

Mit großer Mehrheit bestätigte der Rat Sander schließlich in seinem Amt. Er wird damit auch in den nächsten acht Jahren für die städtischen Finanzen verantwortlich zeichnen. Es ist die zweite Wiederwahl für den 53-jährigen, der diese Funktion seit Oktober 1992 inne hat. Die dritte Amtszeit des Kämmerers beginnt am 15. Oktober.

Der gebürtige Westfale lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Bonn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort