Anwohner kämpfen um Mammutbaum Elsternest verhindert Fällung in Ippendorf

Ippendorf · Ein Mammutbaum soll in Ippendorf einem Neubau weichen. Engagierte Anwohner überprüfen die rechtliche Lage und können die Fällung erst einmal verhindern.

 Dieser Mammutbaum sollte eigentlich am Freitag gefällt werden. Anwohner und ein Elsternest verhindert dies vorerst.

Dieser Mammutbaum sollte eigentlich am Freitag gefällt werden. Anwohner und ein Elsternest verhindert dies vorerst.

Foto: Benjamin Westhoff

Eine Galgenfrist bekommt ein riesiger Mammutbaum auf einem Privatgrundstück am Kurfürstenkreuz. Wegen eines geplanten Neubaus ist sein Schicksal und damit die Fällung besiegelt.

Die Anwohner wollen allerdings nicht hinnehmen, wie die Fällaktion ablaufen sollte. Denn ab 1. März sind solche Maßnahmen wegen des Naturschutzes eigentlich nicht erlaubt. „Es hat schon was von einem Krimi“, sagt Anwohnerin Julia Reinhardt.

Am vergangenen Mittwoch informierte der beauftragte Baumpflegedienst die Anwohner im gesamten Quartier per Handzettel, dass die Straße wegen Baumarbeiten freigehalten werden soll. „Wir waren völlig überrascht“, so Reinhardt. Und es formierte sich Widerstand – zumindest wollte man geklärt wissen, ob alles rechtens ist. Allerdings wurde die Zeit knapp. Noch am Mittwoch beantragte Reinhardt bei der Stadtverwaltung den „sofortigen Stopp der Fällung des Mammutbaums“: Sie berief sich auf Paragraf 39 Absatz 5 Bundesnaturschutzgesetz, wonach Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September nicht abgeschnitten oder auf den Stock gesetzt werden dürfen. Außerdem wies sie darauf hin, dass Elstern ein Nest im Baum hätten.

Anwohnerin schaltet Nabu, BUND und einen Anwalt ein

„Innerhalb von wenigen Stunden habe ich mich in eine völlig neue Materie mit vielen Paragrafen eingearbeitet“, sagt die promovierte Molekularbiologin. Sie kontaktierte den NABU, den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und einen Anwalt. Reinhardt wollte sicherstellen, dass alle wichtigen Fragen auch tatsächlich geklärt sind, bevor der Baum fällt.

Die Antwort der Unteren Naturschutzbehörde kam bereits zwei Stunden später: Das Entfernen des Baums sei genehmigt. Sowohl die Baumkommission wie auch die Bezirksvertretung Bonn haben dem Antrag mit Maßgabe einer Ersatzpflanzung zugestimmt. Zuvor war das fachliche Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, dass der Erhalt des Baums „aus statischen und physiologischen Gründen nicht möglich ist“. Vorrang hätten jedoch die artenschutzrechtlichen Bestimmungen. Daher müsse der Baum unmittelbar vor der Fällung untersucht werden, ob sich dort Brutvögel niedergelassen haben.

Mit der Auskunft war Reinhardt einesteils zufrieden, immerhin wurde ihr Anliegen Ernst genommen. Andererseits war sie misstrauisch. „Oft genug hört man doch, dass die Verwaltung noch an der Sache arbeitet, während unterdessen draußen Fakten geschaffen wurden.“ Also wollte sie wissen, ob ein unabhängiger Fachmann mit der Sichtung beauftragt würde und wie der Zeitplan aussehe.

Anwohnerin will weitere Schritte einleiten

Die Geduld der Anwohner wurde auf die Probe gestellt, die Antwort ließ auf sich warten. Donnerstagnachmittag gegen 15.30 Uhr informierte die Verwaltung schließlich: „Laut Auskunft der ausführenden Firma wird von der morgigen Fällung des Mammutbaumes abgesehen.“ Das bedeutet, es gibt Aufschub wegen eines Elsternestes. „Für mich waren das zwei spannende Tage im politischen Neuland“, resümiert Julia Reinhardt.

Allerdings: Sie möchte das Ganze nicht einfach auf sich bewenden lassen. „Ich werde weitere Schritte einleiten und den Fällungsbescheid sowie die sachgerechte Arbeit der Unteren Naturschutzbehörde und auch der Baumkomission anzweifeln“, kündigt sie gegenüber dem General-Anzeiger an.

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