Kriminalitätsstatistik der Polizei Bonn Mehr Gewaltkriminalität im Stadtbezirk Hardtberg

HARDTBERG · Im Stadtbezirk Hardtberg, zu dem die Bonner Polizei auch Röttgen und Ückesdorf zählt, gab es 2016 insgesamt weniger Straftaten. Doch bei Gewaltkriminalität und Rohheitsdelikten verzeichneten die Beamten einen Anstieg.

Es scheint so, als sei es im Stadtbezirk Hardtberg, zu dem die Polizei auch Röttgen und Ückesdorf zählt, im vergangenen Jahr ein wenig sicherer geworden. Mit 2450 Fällen verzeichneten die Beamten im vergangenen Jahr elf Straftaten weniger als 2015. Überhaupt ist die regionale Kriminalstatistik, die die Polizei am Mittwoch vorstellte, in einigen Bereichen von sinkenden Fallzahlen geprägt: weniger Straßenkriminalität, weniger Raube, weniger Wohnungseinbrüche, weniger Einbrüche in Geschäfte und weniger Taschendiebstähle. „Insgesamt ist zu sagen, dass dieser Bereich wenig auffällig ist“, sagte Andreas Piastowski, Leiter der Polizeiinspektion 2, zu der der Hardtberg plus Röttgen und Ückesdorf aus polizeilicher Sicht gehört.

Doch es folgte ein Aber. Denn was die Gewaltkriminalität, schwere Diebstähle oder Rohheitsdelikte wie Körperverletzung, häusliche Gewalt oder Nötigung angeht, gibt es ein Plus. Was den schweren Diebstahl angeht, hatte Uli Sievers, Leiter der Kriminalinspektion 3, eine Erklärung parat. So sei die Zahl der Automatenaufbrüche drastisch gestiegen – von drei Taten in 2015 auf 31 im vergangenen Jahr. Damit folgt der Stadtbezirk übrigens dem Trend im gesamten Zuständigkeitsgebiet der Bonner Polizei (Stadtgebiet Bonn, Bad Honnef, Königswinter und der linksrheinische Rhein-Sieg-Kreis).

„Es ist kein neues Phänomen“, betonte Sievers. 2016 seien die Täter überwiegend Jugendliche gewesen, die sich – vor allem im Bonner Norden – darauf „spezialisiert“ hatten, vor allem den Geldausgabeschacht von Zigarettenautomaten mit Brecheisen aufzuhebeln. Mittlerweile aber sind sie aus dem Verkehr gezogen: „Wir konnten drei Tatserien aufklären. Seitdem hat sich die Szene merklich beruhigt“, so Sievers.

Gewalt von Söhnen gegen Mütter nimmt zu

Dass die Zahl der Rohheitsdelikte angestiegen ist, sei kein Hardtberger Phänomen, so Piastowski. „Es liegt leider im Trend der Zeit, dass Rohheit und Gewalt immer weiter zunehmen.“ Dabei habe sich auch die Täterstruktur verändert. Seien es früher überwiegend Männer gewesen, die Gewalt ausübten, „gibt es mittlerweile eine Fülle von Personen im Bereich der häuslichen Gewalt.“ Zwar seien immer noch Männer mehrheitlich die Täter – aber nicht mehr ausschließlich gegen ihre Frauen. „Es melden sich auch Jugendliche, die von ihrem Vater misshandelt werden.“

Außerdem nehme die Zahl der Söhne, die ihre Mütter schlagen, zu. So verwundert es kaum, dass bei 73 Prozent der Fälle von Gewalt, die im statistischen Bereich Hardtberg verübt wird, Täter und Opfer in einer Beziehung zueinander stehen. Zum Vergleich: Im gesamten Zuständigkeitsgebiet der Bonner Polizei liegt die Zahl bei knapp über 50 Prozent.

Wieder im Trend liegt der Hardtberg mit Blick auf die Wohnungseinbrüche. Wie in den meisten anderen statistischen Bezirken auch, ist die Zahl der Einbrüche gesunken (von 118 auf 104 Fälle), die Aufklärungsquote hingegen ist gestiegen (von 11,9 auf 14,4 Prozent). Hauptgrund dafür ist laut Sievers, dass die Polizei zwei Banden dingfest machen konnte. Zum einen die Fensterbohrer, denen die Polizei Ende 2015 auf die Schliche kam und denen rund 100 Taten zugeschrieben werden konnten. Zum anderen einige albanische Einbrecher, die in der Landesunterkunft in Bad Godesberg lebten, und denen insgesamt 74 Taten zur Last gelegt werden.

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