Helmholtz-Gymnasium Duisdorf Staunen über Sprudelwasser und saubere Luft

DUISDORF · 20 Gastschüler aus der ostchinesischen Millionenstadt Ma'anshan sind zu Besuch im Helmholtz-Gymnasium in Bonn-Duisdorf.

 Die chinesischen Austauschschüler mit Oberstufenleiter Harald Pieper und Fachlehrerin Yong Miklitz (blaues Oberteil).

Die chinesischen Austauschschüler mit Oberstufenleiter Harald Pieper und Fachlehrerin Yong Miklitz (blaues Oberteil).

Foto: Martin Wein

Kaltes Wasser mit Gas drin - wieso trinkt man so was? Und dann noch direkt aus der Leitung und frisch aufgesprudelt statt abgekocht? Rui Han Li war einigermaßen erstaunt, als ihm seine Gastfamilie am Montagabend das erste Mineralwasser anbot. Vorher hatte er sich schon ins Fettnäpfchen gesetzt und die Schuhe an der Haustür nicht ausgezogen.

"Aber bis auf solche Kleinigkeiten finde ich es extrem bewundernswert, wie offen und sicher er sich in unserer Welt bewegt", staunt Lis deutscher Gastbruder Daniel Schiffmann. Schließlich ist der 17-Jährige zum ersten Mal überhaupt im Ausland. Und Bonn ist dann doch ein ziemlicher Kulturschock, so puppenstubenklein und voller Bäume und sauberer Luft. Dass die Stadt mal Hauptstadt war, hat Li im Internet gelesen. "Lustig" findet er das und ist wohl etwas skeptisch, ob das auch wirklich stimmen kann.

Rui Han Li ist einer von 20 chinesischen Austauschschülern, die in dieser Woche zu Gast in Bonn sind. Das Helmholtz-Gymnasium hat sie eingeladen, wo es seit fünf Jahren eine Partnerschaft mit einer Highschool in der ostchinesischen Millionenstadt Ma'anshan am Jangtse 50 Kilometer südwestlich von Nanjing gibt.

In einer gemeinsamen Unterrichtsstunde mit Fachlehrerin Yong Miklitz und Oberstufenleiter Harald Pieper tauschten die deutschen und chinesischen Schüler erste Beobachtungen aus. Die Gäste lobten die lockere Atmosphäre in der Schule, in der man sich kleiden und schminken kann, wie man will. In ihrer Heimat ist neben der Schuluniform selbst der Haarschnitt für Mädchen vorgeschrieben. Völlig fasziniert war eine Schülerin vom Rasen auf dem Sportplatz, wo sie Bienen und Libellen fotografierte. So viel Grün gebe es in der Stahl-Metropole Ma'anshan nicht, genauso wenig wie trinkbares Leitungswasser.

Trotzdem entdeckten die Teenager manche Gemeinsamkeiten. Fußball und Basketball sind hier wie dort populär. Viele lernen Klavier oder Gitarre. Alle Gamer begeistern sich gerade für dasselbe Computerspiel: "League of Legends". Und eine junge Chinesin freute sich besonders, als sie im Keller ihrer Gastfamilie die Kinderbücher von Ali Baba und dem Zauberer von Oz entdeckte. Die hat sie selbst früher gelesen - allerdings in Mandarin.

Von Deutschland hatten die jungen Gäste bislang nur ein diffuses Bild. Hegel und Hitler fallen ihnen dazu ein und sind in ihrer Heimat sehr bekannt. Und natürlich deutscher Fußball. Bei näherer Betrachtung findet zumindest eine Chinesin nun vor allem die deutschen Altersgenossen extrem attraktiv.

"Die sehen alle so gut aus", übersetzt Lehrerin Miklitz lachend. Gerne würde das Mädchen einen Deutschen mit nach Hause nehmen. Aber erste Partnerschaften unter Teenagern seien in China nicht denkbar. Keinesfalls dürften die Eltern davon wissen, berichten die Gastschüler. Einige überlegen nach der ersten Stippvisite in Bonn, sich nun selbst Deutsch beizubringen und zum Studium wiederzukommen. "Auf Wiedersehen" sagen sie jedenfalls schon perfekt.

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