Joachim Gauck in Bonn Kuratorium Deutsche Altershilfe feierte 50. Jubiläum

BONN · Bundespräsident Joachim Gauck fordert mehr Mitmenschlichkeit in Deutschland. "Soziale und emotionale Kompetenz sind mit die größten Engpässe in unserer Gesellschaft", sagte er am Freitag im Bonner Haus der Geschichte. Gauck dankte als Schirmherr des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) der Organisation zu ihrem 50-jährigen Bestehen für ihren Einsatz zum Wohl älterer Menschen.

"Als Bundespräsident und als älterer Bürger" würdigte Joachim Gauck gestern die Arbeit des KDA.

"Als Bundespräsident und als älterer Bürger" würdigte Joachim Gauck gestern die Arbeit des KDA.

Foto: dpa

Seit der Gründung des KDA 1962 durch den damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke und seine Frau Wilhelmine habe sich vor allem die Qualität der Pflege deutlich verbessert, so Gauck weiter.

Der Bundespräsident betonte in seiner sehr persönlich gehaltenen Festrede, die Menschen müssten sich stärker mit den Themen Alter und Tod beschäftigen. "Wir können Frist und Finale unseres Lebens nicht mehr kollektiv ausblenden", sagte er. Die Gesellschaft werde humaner, "wenn wir die Endlichkeit einbeziehen".

Doch Gauck räumte auch ein: "Es fällt mir schwer, über das Sterben zu sprechen." Krankheit und Tod fänden heute oft so weit entfernt vom Alltag der Gesellschaft statt, dass sie "keinen emotionalen Anker finden".

Der Bundespräsident würdigte das Engagement von professionellen Pflegekräften und pflegenden Angehörigen für eine höhere Lebensqualität älterer Menschen.

Er forderte die deutschen Arbeitgeber auf, mehr Mitarbeiter für die Pflege freizustellen oder flexible Modelle wie Teilzeit und Telearbeit anzubieten. Auszeiten für die Pflege älterer Angehöriger müssten ebenso wie die Elternzeit von der Gesellschaft akzeptiert werden. Die aktuelle politische Diskussion um drohende Altersarmut und deren Vorbeugung nannte Gauck eine "überfällige Debatte". In einer "schwerreichen Gesellschaft" müsse dieses Problem gelöst werden.

Der KDA-Vorsitzende Jürgen Gohde sieht es als eine der wichtigsten Aufgaben, die Selbstbestimmung älterer Menschen in Zukunft zu stärken. Seine Organisation wolle sich unter anderem weiter für Projekte einsetzen, die alten Menschen ermöglichen, selbstständig zu wohnen.

Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA)
Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) mit Sitz in Köln will die Lebenssituation älterer Menschen in Deutschland aufzeigen und verbessern. Der weitgehend aus Spenden finanzierte Verein entwickelt beispielsweise Wohnkonzepte, berät Kommunen und organisiert Fortbildungen und Tagungen. In den 60er Jahren begründete das KDA unter anderem in Deutschland den Aufbau von "Essen auf Rädern". In den 90er Jahren bereitete das KDA die Einführung der Pflegeversicherung mit vor. Die rund 60 Kuratoren des Vereins werden vom Bundespräsidenten als Schirmherren des KDA berufen.

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