„Architekt(o)ur“ mit Kindern in Bonn Auf Spurensuche durch die Innenstadt

Bonn · Grundschüler erkunden bei einer Führung spielerisch Bonner Architektur und Stadtplanung. Sie erfuhren etwa, wie hoch das Stadthaus ist.

 Mehr Spielflächen für die Bonner Innenstadt wünschen sich die fünf Jung-Architekten.

Mehr Spielflächen für die Bonner Innenstadt wünschen sich die fünf Jung-Architekten.

Foto: Sven Festag

Mit Wissensdurst und Ausdauer haben fünf Grundschüler am Samstag die bauliche Geschichte der Bonner Innenstadt erkundet. Die Rallye mit dem Titel „Architekt(o)ur für Kinder" veranstalteten der Bund Deutscher Architekten (BDA) und das Forum Stadt Bau Kultur (SBK). Zwei Stunden lang entdeckten Kinder gemeinsam mit ihren Eltern oder Großeltern die Bonner Architektur und Stadtplanung.

„Erwachsene dürfen aber keine Tipps geben", mahnte Yola Thormann, die die Gruppe durch die Stadt führte. Sie ist Geschäftsführerin der BDA-Zweigstelle Bonn-Rhein-Sieg und des Forums SBK. Zunächst starteten die Grundschüler noch etwas zögerlich zur ersten der neun Stationen, aber schnell überwog die Neugier. Ihre Aufgabe war es, Gebäude anhand von Fotos zu finden und Quizfragen zu beantworten.

So galt es zu schätzen, wie hoch das Stadthaus ist. „49 Meter", schätzt Vincent. „72 Meter", korrigiert Thormann und erklärt, dass Gebäude ab 23 Metern Höhe in Deutschland als Hochhäuser gelten, weil die Drehleitern der Feuerwehr nicht höher reichen und es für sie spezielle Regeln gibt. Bei der Suche nach einem Spitznamen für das Stadthaus einigte sich die Gruppe schnell auf "hässlicher Klotz". Dass das Bonner Verwaltungsgebäude auch als Stadtkrone bezeichnet wird, sorgte bei den Grundschülern für Unglauben.

Am Bonner Münster zeigte Thormann, dass neue Gebäude in die Stadtumgebung eingepasst werden sollen. Deshalb achten Architekten darauf, dass sie optisch zu den vorhandenen Häusern passen und keine Stellen von ihnen verdecken. Dass das nicht immer gelingt, fiel schnell auf. Die Steine der Hauptkirche seien stellenweise viel dunkler als die des Münster-Carrés. Aber auch dazu hatte Yola Thormann eine passende Erklärung: "Der Feinstaub von den Abgasen setzt sich an der Fassade fest. Deswegen sind die Steine dreckig."

Doch die Kinder nahmen nicht nur die Fassaden genau unter die Lupe, sondern sahen sich auch im Inneren um. „Was war früher in diesem Gebäude?", fragte die Kunsthistorikerin und schickte sie in die Buchhandlung am Marktplatz. Nur wenige Minuten später eilten sie mit der richtigen Antwort zurück: ein Kino. „Da waren noch die Sitze zu sehen", sagte Lotte. Thormann erläuterte, dass das Metropol-Gebäude seit 1983 unter Denkmalschutz stehe. Dazu müsse ein Haus nicht nur alt und gut erhalten sein, sondern auch eine wichtige Bedeutung für die Gesellschaft haben.

Bereits seit 2012 veranstaltet Yola Thormann jährlich die Rallye durch die Bonner Innenstadt. In den vergangenen Jahren fiel die Tour aber wegen der Corona-Pandemie und zu geringer Nachfrage aus. Ihr Ziel ist es, Kindern die Bedeutung von Architektur und Stadtraum spielerisch näherzubringen, da das in den Schulen bislang vernachlässigt werde. „Die Eltern lernen hier aber genauso viel wie die Kinder", erzählt Thormann.

Zuletzt durften die Kinder mit dem frisch gewonnen Wissen auch selbst zu Stadtplanern werden. Mit Stift und Papier hielten sie ihre Ideen für die Fläche rund um den Windeckbunker in der Budapester Straße fest. Die Wünsche der jungen Architekten waren eindeutig: mehr Grünanlagen und mehr Spielfläche.

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