Wahnhafte Mission in Bonn 61-Jähriger vor Gericht nach Feuer bei der Deutschen Welle

Bonn · Eigentlich wollte der 61-jährige Brandstifter die Welt vor den Vereinten Nationen retten: Stattdessen irrte er sich an der Haustür und legte bei der Deutschen Welle in Bonn ein Feuer. Vor Gericht beantragt die Staatsanwaltschaft nun die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik.

 Am Eingang des Gebäudes der Deutschen Welle wollte ein 61-Jähriger ein Feuer legen.

Am Eingang des Gebäudes der Deutschen Welle wollte ein 61-Jähriger ein Feuer legen.

Foto: Matthias Kehrein

Möglicherweise hatte sich der Brandstifter in der Haustür vertan, als er am Abend des 16. Februar 2020 mit einem gefüllten Benzinkanister im Eingangsbereich der Deutschen Welle erschienen war. Denn der 61-Jährige, der zielstrebig und mit hoher Konzentration ans Werk ging, hatte – wie sich später herausstellte – eine wahnhafte Mission: Er habe die Welt vor der Vernichtung durch die UN retten wollen, so seine Vorstellung, auch habe er sich selbst umbringen wollen. Die Vereinten Nationen seien Teufelswerk. Nur in der Adresse hatte sich der verwirrte Retter geirrt: Denn der Eingang zum UN-Hochhaus – das ehemalige Abgeordnetenhaus „Langer Eugen“ – liegt direkt um die Ecke neben der Deutschen Welle.

Keine Frage für die Bonner Staatsanwaltschaft, bestätigt Behördensprecher Sebastian Buß: Der 61-jährige Hausmeister hat die Straftaten im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen. Neben der versuchten schweren Brandstiftung werden dem Mann auch Bedrohung, Gefährdung des Straßenverkehrs sowie ein verbotenes Autorennen vorgeworfen. Wegen seiner Gefährlichkeit, so der Antrag des Anklägers, soll er in einer psychiatrische Klinik untergebracht werden.

Laut Antragsschrift soll der 61-Jährige gegen 19 Uhr ohne Weiteres vor dem Eingang der Deutschen Welle das Benzin auf den Teppich gegossen und versucht haben, unter der Tür mit Hilfe von Streichhölzern und Toilettenpapier ein Feuer zu entfachen. Obwohl er wusste, dass sich zu diesem Zeitpunkt noch viele Menschen im Gebäude befanden. Bei seiner Zündelei wurde er bald vom Sicherheitspersonal entdeckt und vertrieben.

Zwei Stunden später jedoch fuhr er erneut mit seinem Auto vor. Wieder mit einem gefüllten Benzinkanister – und diesmal auch einem selbstgebauten Zimmermannshammer (ein Hammer, an dem noch ein Messer befestigt ist). Als die Wachleute ihn erneut von seiner Mission abhalten wollten, drohte er mit der Waffe. Die Wachleute brachten sich zunächst im Inneren des Funkhauses in Sicherheit – und alarmierten die Polizei.

Verfolgungsjagd mit der Polizei auf der B9

Mit vier Streifwagen kam es anschließend zu einem Verfolgungsrennen auf der B 9 in Richtung Bad Godesberg. Dabei soll der 61-Jährige, so heißt es in  der Antragsschrift, „rücksichtslos und grob verkehrswidrig mit bis zu 90 Stundenkilometer“ über die Diplomaten-Rennbahn gefahren sein; mindestens drei Kreuzungen soll er bei Rot überquert – und zahlreiche Verkehrsteilnehmer zur Notbremsung gezwungen haben. Schließlich bremsten die Polizisten ihn aus und schnitten ihm den Weg ab. Der 61-Jährige ließ sich widerstandslos festnehmen. Seitdem ist er vorläufig in einer Psychiatrie untergebracht. Der Prozess findet demnächst vor der zehnten Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort