Heilerziehungspflege Bonner Berufskolleg bietet neue Ausbildungsform an

Bonn · Es besteht ein großer Bedarf an Fachkräften in der Heilerziehungspflege. Das Bonner Robert-Wetzlar-Berufskolleg reagiert darauf, indem es ab Sommer 2022 eine neue Ausbildungsform anbietet.

Unter Anleitung von Susanne Willems (r.) hebt der angehende Heilerziehungspfleger Valentin im Unterricht am Robert-Wetzlar-Berufskolleg zu Übungszwecken seine Mitschülerin Elina aus dem Rollstuhl.

Foto: Meike Böschemeyer

Um die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger moderner zu gestalten, bietet das Robert-Wetzlar-Berufskolleg als erste Bonner Schule eine neue Ausbildungsform an. Ab Sommer 2022 können die Schüler in der Nordstadt eine praxisintegrierte Ausbildung absolvieren. Damit reagieren Lehrerschaft und Betriebe auf einen großen Bedarf an Fachkräften in der Heilerziehungspflege.

„Das Berufsfeld ist für viele unbekannt“, erklärt die Bildungskoordinatorin des Robert-Wetzlar-Berufskollegs, Silke Leistenschneider. „Heilerziehungspfleger sind in erster Linie für die pädagogische und pflegerische Betreuung und Unterstützung von Menschen mit Behinderung zuständig.“ Dabei gebe es viele Einsatzmöglichkeiten. „Das können zum Beispiel Werkstätten für Menschen mit Behinderung, inklusive oder heilpädagogische Kindergärten, aber auch Kinderheime sein“, zeigt Leistenschneider auf.

Während der Praxisalltag bisher größtenteils in der Schule nachgestellt wurde, sollen nun Praxis und Theorie eng verknüpft werden. Dabei besuchen die Studenten sowohl die Schule als auch ihren Betrieb, sodass sie erlerntes Fachwissen reflektieren und direkt unter Beweis stellen können.

Außerdem sollen die Studenten in der praxisintegrierten Ausbildung erstmalig vergütet werden. Bisher ist die finanzielle Situation der angehenden Heilerziehungspfleger eine ganz andere: „Ich bekomme während der Ausbildung Bafög für Schüler, allerdings ist das nicht besonders viel“, berichtet Studentin Virginia-Carolina Klamke, die im Sommer 2023 ihre Ausbildung abschließen wird. „Man versucht, sich irgendwie durchzukämpfen. Einige aus der Klasse haben zum Beispiel Minijobs oder gehen nebenher Babysitten, aber dann hat man kaum noch Zeit für Freizeitaktivitäten“, fügt sie hinzu.

Doch nicht nur die Ausbildung verändert sich. Um optimale Bedingungen zu schaffen, baut das Berufskolleg die Fach- und Pflegeräume um, wovon die Studenten aller Voraussicht nach ab Sommer 2022 profitieren können. Auch die Betriebe wie beispielsweise die Lebenshilfe in Bonn bereiten sich auf die praxisintegrierte Ausbildung vor. Aber auch Unternehmen, wie beispielsweise die Lebenshilfe Bonn, bereiten sich auf die praxisintegrierte Ausbildung vor. „Wir möchten zukünftig ein digitales Ausbildungsmanagement nutzen, das heißt eine App, um unseren Azubis und Studierenden sämtliche Informationen zur Ausbildung auf einen Blick liefern zu können, erklärt die Leiterin der Personalauswahl bei der Lebenshilfe Bonn, Claudia Geldmacher. Damit setzt die Lebenshilfe besonders auf die digitalen Kompetenzen ihrer Studierenden.

Das Robert-Wetzlar-Berufskolleg kooperiert zusätzlich mit weiteren potenziellen Ausbildungsbetrieben, damit es für Studenten einfacher wird, einen Platz zu erhalten. Außerdem sollen sie auch in ihrer praktischen Ausbildung die Möglichkeit bekommen, nicht nur an einem spezifischen Standort zu bleiben, sondern mehrere Bereiche zu durchlaufen, um den passenden Schwerpunkt zu finden. Mit der Einrichtung des neuen Bildungsgangs erhofft sich die Schule zugleich eine größere Anzahl an Bewerbern. Diese habe in der Vergangenheit stetig abgenommen.