Demonstration in Bonn Kurden demonstrierten vor dem Frankenbad

Bonn · Vor dem Frankenbad in der Innenstadt haben Kurden für ihre Rechte und gegen das Erdogan-Regime demonstriert. Aus dem angekündigten Umzug durch die Stadt wurde wegen zu geringer Teilnehmerzahl eine Standkundgebung gemacht.

Wie schon seit vier Jahren haben auch an diesem Samstagnachmittag wieder Mitglieder des Deutsch-Kurdischen Kulturhauses die aktuellen Ereignisse in der Türkei zum Anlass genommen, mit einer öffentlichen Kundgebung Stellung zu eben jenen Ereignissen zu beziehen.

Die Demonstration war als Umzug durch die Bonner Innenstadt angemeldet, wurde aber spontan zu einer Standkundgebung vor dem Frankenbad umgewandelt. Wie der Vorsitzende des Kulturhauses, Mehmet Emin Senocak erklärte, sei die Teilnehmerzahl dieses Mal deutlich geringer ausgefallen als letztes Mal. Von den erwarteten 200 Personen sind tatsächlich nur etwa 80 erschienen. "Sicher sind auch ein Paar aus Angst wegen des Putschs letzte Nacht in der Türkei weggeblieben, aber eigentlich sind zur Zeit nur viele im Urlaub oder müssen arbeiten."

Zu Beginn der Kundgebung um 17 Uhr wurde - wie immer - eine Schweigeminute für alle Toten aus den Befreiungskämpfen abgehalten. Dann begannen die Reden auf türkisch und deutsch.

Thema der Kundgebung war am Samstag das Voranschreiten des IS mit Bezugnahme auf die letzten zwei Anschläge und das diktatorische Regime Erdogans. "Wir haben kein Problem mit Türken im Allgemeinen, wir sind nur sehr unzufrieden mit dem ganzen System dort", so Senocak gegenüber dem GA.

Den Putschversuch sehen einige auf der Kundgebung als nicht sehr Fortschrittlich, gar Probleme schaffend an. Ein Teilnehmer hebt hervor, dass das Wichtigste die Bevölkerung ist, für die jeder einstehen müsse und sich die Länder daher nun unbedingt Positionieren müssen. "Immerhin schwelen die Probleme dort schon seit Jahrhunderten. Wir sind dort etwa 50 Millionen Kurden. Es gibt Länder mit wesentlich geringeren Bevölkerungszahlen, die anerkannt wurden."

Der 17-jährige Felix von der Bonner Jugendbewegung half, bei der Kundgebung auf deutsch zu moderieren, während ein anderer auf Türkisch vorsprach. Viel Applaus erntete Felix, als er ein von einer Passantin spontan eingereichtes, bekanntes Zitat von Martin Niemöller vortrug.
Viele der schon lange in Deutschland lebenden Kurden haben nach eigener Aussage Heimweh, können aber "nicht in die kaputte Heimat zurück".

Der Putschversuch stimmt manche zuversichtlich: "Der Versucht zeigt ganz deutlich, dass auch in der Türkei nicht alle hinter Erdogan stehen."
Wie jedes Mal verlief auch diese Kundgebung sehr friedlich. Gegenbewegungen habe man seitens des Deutsch-Kurdischen Kulturhausen bisher in Bonn nicht erlebt. Auch die Kommunikation mit der Polizei und anderen Behördenvertretern und Amtsträgern seien immer sehr unkompliziert und erfreulich, so Emin.

Am Ende werden nochmal ein Ende Erdogans Machenschaften und Freiheit für Kurdistan gefordert, bevor sich die Gruppe gegen 17.35 Uhr wieder auflöst.

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