Klimaschädliches Kohlendioxid So wollen die Stadtwerke Bonn tausende Tonnen CO2 einsparen

Bonn · Die Stadtwerke Bonn arbeiten mit Forschern daran, den CO2-Ausstoß der Müllverwertungsanlage zu reduzieren. Das geht, in dem jeder Müll spart. Und durch ein besonderes chemisches Verfahren. Die Experten melden nun erste Erfolge aus dem Minilabor.

 Die Stadtwerke Bonn wollen an der Müllverwertungsanlage tausende Tonnen CO2 einsparen.

Die Stadtwerke Bonn wollen an der Müllverwertungsanlage tausende Tonnen CO2 einsparen.

Foto: Volker Lannert

Etwa 250.000 Tonnen Abfall aus Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis Ahrweiler landen jedes Jahr in der Müllverwertungsanlage Bonn (MVA). Beim Verbrennungsprozess werden große Mengen an Kohlendioxid in die Luft gesetzt. Mit zwei neuen Anlagen sollen nun Tausende Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) eingespart werden.

Das Verhältnis ist etwa 1:1, teilen die Stadtwerke Bonn (SWB) mit und nennen erstmals konkrete Zahlen: Pro Tonne Müll wird etwa eine Tonne CO2 ausgestoßen. Die MVA möchte diesem hohen Ausstoß klimaschädlicher Gase entgegenwirken und hat dazu vor drei Jahren mit der Technischen Hochschule Aachen ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor.

Drei Jahre lief die Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft der TH. Dabei entwarfen die Experten zwei Laboranlagen zur CO2-Abscheidung und installierten sie an der Bonner MVA als Pilotprojekt. Mit den Anlagen sollen neue Ansätze ermittelt werden, wie man das in den Rauchgasen enthaltene Kohlendioxid abspalten und weiterverwerten kann. Hinterher soll es laut SWB über die Zugabe von Wasserstoff zu Methanol synthetisiert und damit nutzbar werden.

Methanol dient in der chemischen Industrie zur Kunststoff- oder Kraftstoffherstellung. Die Probephase in dem Bonner Minilabor ist nun abgeschlossen. Erfolgreich? Ja, es funktioniert, versichern die Forscher nach den ersten praktischen Versuchen: CO2 bleibt im Filter hängen.

Gute Ergebnisse

„Beide Anlagen haben gute Ergebnisse erzielt und gezeigt, dass wir aus den Abgasen der Müllverbrennung effektiv CO2 abscheiden können“, sagt Carl Fritsch vom Forschungsinstitut für Wasserwirtschaft und Klimazukunft an der RWTH Aachen. Die Umsetzung beider Technologien auf Dauer wäre also möglich, es müsste allerdings eine große Anlage installiert werden.

Fritsch motiviert die MVA zum Handeln: „Förderpolitische Maßnahmen sind gerade sehr günstig.“ Bis zur Umsetzung ist es jedoch noch ein langer Weg: „Uns fehlen noch Erkenntnisse, wie viel Energie man braucht. Es ist nicht so einfach, grünen Wasserstoff zu bekommen“, sagt MVA-Geschäftsführer Manfred Becker. Daher suche man jetzt nach einem Partner.

Appell, Müll zu vermeiden

„Wir sind die Quelle des CO2, da müssen wir anpacken“, gibt Becker zu. Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz sei aber insbesondere die Abfallvermeidung, die dazu führt, dass weniger Müll verbrannt werde. „Ich appelliere an jeden: Produzieren Sie weniger Abfall!“, betont Becker. So könne es ein Ziel sein, den Ausstoß von Kohlendioxid um die Hälfte zu reduzieren. Mit der neuen Technik könnte dann der Ausstoß von 125.000 Tonnen CO2 vermieden werden. Damit könnte auch die Zahl der Emissionszertifikate verringert werden, die die SWB kaufen müssen. Die Ausgaben hierfür werden auf die Kunden umgelegt.

Ein Vorschlag ist, dass andere Unternehmen die Versuchsanlage bis mindestens Ende dieses Jahres für weitere Projekte nutzen können. So möchte sich die MVA Bonn zu einem Kompetenzzentrum entwickeln, in dem auch branchenfremden Partnern Raum gegeben wird, „wichtige Erkenntnisse für den Klimaschutz zu gewinnen“, heißt es.

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