Energie in Bonn SWB-Fernwärme-Kunden zahlen 65 Prozent mehr als im Vorjahr

Bonn · Fernwärme-Kunden der Stadtwerke Bonn sind mit erheblichen Steigerungen der Preise konfrontiert. Insgesamt betrachtet sind die Kosten im Jahresvergleich um rund 65 Prozent gestiegen.

 Fernwärme-Kunden der Stadtwerke Bonn müssen künftig mehr zahlen (Symbolbild).

Fernwärme-Kunden der Stadtwerke Bonn müssen künftig mehr zahlen (Symbolbild).

Foto: dpa/Soeren Stache

Insgesamt betrachtet sind die Kosten für Fernwärme-Kunden der Stadtwerke Bonn (SWB) im Vergleich zum Vorjahr um rund 65 Prozent gestiegen, wie eine SWB-Sprecherin auf GA-Anfrage erklärt. So habe sich der Arbeitspreis je Kilowatt zum 1. April annähernd verdoppelt. Demgegenüber sei der pauschal berechnete Grundpreis zur Leistungsvorhaltung für die ersten zehn Kilowatt im selben Zeitraum aber lediglich von 119,88 Euro auf 121,17 Euro im Monat gestiegen, für jedes weitere Kilowatt von 44,86 Euro auf 45,38 Euro (die Angaben zum Grundpreis waren wegen eines technischen Problems im Montagsbericht nicht enthalten).

„Darüber hinaus ist es wichtig zu betonen, dass die Fernwärmepreise der SWB Energie und Wasser nicht grundsätzlich vergleichbar sind mit anderen Kommunen“, erklärte die Sprecherin nach der Veröffentlichung. Es handele sich um unterschiedlich große Netze. „Die Kosten hängen auch vom Alter der Leitungen ab sowie von der Kundenstruktur. Zudem sind nicht alle Fernwärmesysteme selbst miteinander vergleichbar.“ So kämen unterschiedliche Preise zustande, auch wenn SWB Energie und Wasser die Preise so berechne wie andere Versorger. Trotz mangelnder Vergleichbarkeit rechnet das Unternehmen vor, im Vergleich mit der Kölner RheinEnergie sei der Bonner Fernwärmetarif im konkret zugrunde gelegten Fall (90.000 Kilowattstunden Wärmeverbrauch und 50 Kilowatt Anschlussleistung) sogar geringfügig günstiger (12.230 Euro statt 12.475 Euro).

Der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert seit Jahren die Intransparenz bei der Preisgestaltung von Fernwärme und die lokalen Mini-Monopole. „Verbraucherschutzstandards, die in anderen Sektoren selbstverständlich sind, gelten nicht auf dem Fernwärmemarkt“, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung. Die Verbraucherschützer fordern eine Pflicht zur Veröffentlichung der allgemeinen Versorgungsbedingungen sowie der dazugehörigen Preisregelungen und Preislisten im Internet. Die SWB haben ihre aktuellen Preise und deren Berechnungsformel online gestellt. Allerdings wird dabei nicht erklärt, wie das Unternehmen die eingesetzten Werte zur Kostensteigerung berechnet.

Bei den CO2-Emissionen, die in der Müllverbrennungsanlage sowie im Heizkraftwerk Nord durch das Verbrennen von Erdgas entstehen, hält das Unternehmen sich gänzlich bedeckt. Dabei belegen dem GA inzwischen vorliegende Unterlagen, dass beide Prozesse überwiegenden Anteil an der CO2-Bilanz des SWB-Gesamtkonzerns haben. So wurden 2021 beim Verbrennen fossiler Bestandteile im Müll (also vor allem Plastik aus Erdöl) gut 150.000 Tonnen CO2-Äquivalente freigesetzt. Das Heizkraftwerk hat bei der Verbrennung von Erdgas und der Nutzung von Dampf aus der Müllverbrennung zur Erzeugung von Strom und Fernwärme knapp 145.000 Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. Zusammen entspricht dies 88 Prozent der CO2-Emissionen des SWB-Konzerns. Rein rechnerisch entfallen somit 0,89 Tonnen CO2-Äquivalente aus der Müllverbrennung und dem Betrieb des Heizkraftwerks auf jeden Bonner Einwohner. Das ist nicht wenig. Im Bundesdurchschnitt war jeder Einwohner in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes für den Ausstoß von 11,1 Tonnen CO2 verantwortlich.

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