Nach Kronenberg-Rücktritt Neuer Dekan an der Philosophischen Fakultät der Uni Bonn gewählt

Bonn · Nach dem Rücktritt Volker Kronenbergs wird der Islamwissenschaftler vom Fakultätsrat im ersten Anlauf gewählt. Der neue Dekan kündigt ein „ganzes Paket“ an, mit dem er die Fakultät neu aufstellen will.

Der Islamwissenschaftler Stephan Conermann ist neuer Dekan der Philosophischen Fakultät an der Universität Bonn, hier zusammen mit der unterlegenen Bewerberin Andrea Stieldorf.

Der Islamwissenschaftler Stephan Conermann ist neuer Dekan der Philosophischen Fakultät an der Universität Bonn, hier zusammen mit der unterlegenen Bewerberin Andrea Stieldorf.

Foto: Martin Wein

Stephan Conermann ist neuer Dekan der Philosophischen Fakultät an der Universität Bonn. Der 58-Jährige wurde am Mittwochnachmittag im ersten Wahlgang vom Fakultätsrat bestätigt. Von den anwesenden 14 Wahlberechtigten erhielt er in geheimer Wahl die benötigten acht Stimmen Mehrheit. Die als weitere Bewerberin angetretene Historikerin Andrea Stieldorf kam bei einer Enthaltung auf fünf Stimmen.

Die Neuwahl war erforderlich geworden, da der Amtsinhaber Volker Kronenberg im April vorzeitig von seinem Amt zurückgetreten war. Der medial häufig präsente Politikwissenschaftler hatte die Fakultät seit Herbst 2018 geleitet. Sein Rücktritt gilt als Reaktion auf Bestrebungen der Hochschulleitung zur Neugliederung der Fakultät.

So soll das traditionsreiche Institut für Politische Wissenschaften und Soziologie, an dem Kronenberg lehrt, zu einem Institut für Sozialwissenschaften umformiert werden. Der Amtsvorgänger verfolgte die Neuwahl am neuen Uni-Standort in der Rabinstraße als Zuschauer.

Bedeutungsvolles Amt

Das Dekanatsamt ist für die Universität von nicht unerheblicher Bedeutung. Auch wenn insbesondere die Naturwissenschaften seit der Exzellenzförderung stärker im Fokus stehen, ist die Philosophische Fakultät mit 8954 Studierenden – viele davon Lehramtsstudierende – ohne die Promovierenden an der Universität Bonn nur unwesentlich kleiner als die naturwissenschaftlich-mathematische Fakultät. An ihr lehren und forschen insgesamt 122 Professorinnen und Professoren sowie 571 weitere wissenschaftliche Beschäftigte. Dazu kommen 116 Mitarbeitende in Technik und Verwaltung.

Für ihn komme die Wahl überraschend, sagte Conemann nach der Verkündung des Ergebnisses. Das bezog sich aber wohl eher auf die Tatsache, dass nicht mehrere Wahlgänge notwendig wurden. Schließlich fügte Conermann an, er habe mit seinem Team „ein ganzes Paket“ vorbereitet, um die Fakultät in den kommenden vier Jahren neu aufzustellen. Mit der unterlegenen Kandidatin werde er kollegial zusammenarbeiten. „Wir müssen transparenter, kommunikativer und wertschätzender werden und uns strategisch besser aufstellen“, sagte Conermann, der jetzt noch von Uni-Rektor Michael Hoch formell bestätigt werden muss. Handlungsbedarf sehe er beispielsweise in der Nachwuchsförderung oder in der Frage künftiger Forschungsschwerpunkte.

Neuer Dekan ist ein Nordlicht

Stephan Conermann ist Norddeutscher. Er wurde 1964 in Kiel geboren und hat an der dortigen Universität, später auch im polnischen Poznan Geschichte mit Schwerpunkt Asien sowie Slavische und Orientalische Philologie studiert. Zwei Jahre nach seiner Habilitation in Islamwissenschaft erhielt Conermann 2003 seinen Ruf auf eine Professur nach Bonn.

Er hat sich in den letzten Jahren bereits intensiv der Hochschulverwaltung gewidmet, in der Fakultät unter anderem als Prodekan für Forschung und Internationales. Sechs Jahre lang war er bis 2021 Prorektor für Internationales und gilt damit als Vertrauter des Rektors. Dessen erfolgreiche Exzellenzstrategie hat Conermann aktiv unterstützt. Seit 2019 ist er Sprecher des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Exzellenzclusters „Beyond Slavery and Freedom“ zu vormodernen Abhängigkeitsverhältnissen.

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