Marodes Verwaltungsgebäude der Stadt Bonn Vorzeitiger Auszug aus Stadthaus laut Gutachter nicht nötig

Bonn · Neue Wendung beim Stadthaus in Bonn: Ein von OB Dörner beauftragter Gutachter kommt zu dem Ergebnis, dass die bis 2023 geplante Abstützung von 35 maroden Säulen im Betrieb möglich sein soll. Doch daneben gibt es noch andere Risiken.

 Sanierung oder Abriss und Neubau: Nach wie vor ist die Zukunft des Bonner Stadthauses unklar.

Sanierung oder Abriss und Neubau: Nach wie vor ist die Zukunft des Bonner Stadthauses unklar.

Foto: Benjamin Westhoff

 Im Hin und Her zur Zukunft des Stadthauses gibt es eine neue Wendung: Offensichtlich müssen nun doch nicht 1150 der rund 1400 Beschäftigten bereits in absehbarer Zeit aus dem Verwaltungssitz ausziehen, wenn bis Mitte 2023 die am stärksten beschädigten 35 Säulen von 188 wie derzeit geplant abgestützt werden. Das geht aus einem externen Gutachten hervor, über das die Verwaltung in der Ratssitzung am Donnerstag informieren wird.  

Die Sanierung der 35 Säulen ist die Voraussetzung dafür, dass die Sanierung aller Stützen in einem längeren Zeitraum bis 2027 erfolgen kann. Spätestens vor Beginn dieser Sanierung Anfang 2027 müssten dann aber alle Mitarbeiter umziehen. Ursache für die massiven Schäden ist unter anderem der jahrzehntelange Eintrag sogenannter Streusalze (Chloride) in die Betonsäulen.

Externer Gutachter versus Städtisches Gebäudemanagement

Lutz Leide, Chef des Städtischen Gebäudemanagements (SGB), hatte im vorigen Jahr jedoch erklärt, etwa 1150 Mitarbeiter müssten wahrscheinlich schon früher das Stadthaus verlassen, weil für die Verstärkung der 35 Stützen ein massiver Eingriff in die technische Infrastruktur des Verwaltungsbaus nicht zu umgehen sei. Für dieses Szenario hatte das SGB zusätzliche Stellen zum Management des Umzugs beantragt.  

 Oberbürgermeisterin Katja Dörner hatte daraufhin auf Wunsch des Rates noch einmal einen externen Gutachter beauftragt, Leides Einschätzung zu überprüfen. Der Gutachter kommt nun zu einem anderen Schluss: Die Sanierung der 35 Stützen könne in den nächsten zwei Jahren erfolgen, ohne dass dabei ein Eingriff in die technische Infrastruktur des Stadthauses nötig sei. Heißt: Die 1150  Mitarbeiter müssen wegen dieser Maßnahme nicht vorzeitig ausziehen.

Ingenieure sollen alle Risiken bewerten

 Unabhängig von der Sicherung der maroden Tragsäulen ergeben sich allerdings Risiken, die seit vielen Jahren aus dem Zustand der technischen Anlagen resultieren, heißt es in der Mitteilungsvorlage weiter. Dies könnte zu erheblichen Einschränkungen des Stadthausbetriebes führen und damit dennoch einen früheren Auszug - mindestens von Teilbereichen - erforderlich machen. 

Auch diese Risiken soll nun der externe Gutachter bewerten und eine Prognose über die Ausfallwahrscheinlichkeit erstellen. Das Ergebnis wird laut Verwaltung Ende des ersten Quartals 2022 erwartet. „Die Ergebnisse der beauftragten Ingenieure sollen die Basis für die noch zu erstellende gesamtheitliche Risikobetrachtung und –bewertung, inklusive einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, bilden“, teilt die Verwaltung mit. Im Klartext: Die Frage Sanierung oder Abriss und Neubau wird demnach wohl nicht mehr von den Einschätzungen des SGB, sondern von der Expertise des externen Gutachters abhängen.

Der Stadtrat tagt an diesem Donnerstag ab 17 Uhr im Brückenforum in Beuel. Es gelten wegen Corona eingeschränkte Teilnahmeregeln für Besucher, die sich zudem bis einen Tag vorher beim Ratsbüro unter ratsbuero@bonn.de. unter Angaben der Kontaktdaten anmelden müssen. Nähere Infos unter www.bonn.de.   

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