Buchvorstellung Was verbindet Beethoven mit dem bönnschen Karneval?

Bonn · Er gilt als der wohl am meisten gespielte klassische Komponist der Welt. Zahlreiche Motive seiner Werke haben Einzug in die Welt der Popkultur gehalten und er wird als großer Verfechter der Völkerverständigung gepriesen. Doch was verbindet Ludwig van Beethoven mit dem Bonner Karneval?

 Karl-Heinz Erdmann (l.) und  Marcus Leifeld haben ein Buch über Ludwig von Beethoven und den bönnsche Karneval geschrieben.

Karl-Heinz Erdmann (l.) und  Marcus Leifeld haben ein Buch über Ludwig von Beethoven und den bönnsche Karneval geschrieben.

Foto: Benjamin Westhoff

Mit ihrem erhellenden Buch „Ludwig van Beethoven und der Bönnsche Karneval“ gehen die Archivare des Festausschusses Bonner Karneval Karl-Heinz Erdmann und Marcus Leifeld dieser auf den ersten Blick ungewöhnlichen Verbindung auf den Grund. In der Wagenhalle des Festausschusses, wo gewöhnlich um diese Zeit die Wagen für ihren Einsatz bereits mit Kamelle beladen werden, stellten sie am Freitag ihr gemeinsames Hochglanzwerk vor. Das Buch basiert auf der ebenfalls von Leifeld und Erdmann initiierten gleichnamigen Ausstellung in der Sparkasse Köln-Bonn am Friedensplatz anlässlich des Beethoven-Jubiläumsjahres. Das Buch gibt es für drei Euro beim Festausschuss Bonner Karneval.

Der junge Ludwig in der Bonner Hofkapelle

Auf knapp 90 Seiten werden die biografischen Bezüge des 1770 in Bonn getauften Komponisten beleuchtet. So erfährt man, wie Beethoven als Sohn einer Musiker- und Komponistenfamilie sehr früh mit der pompösen Festkultur der Kölner Kurfürsten in ihrer Bonner Residenz in Verbindung kam. Bereits im Alter von 13 Jahren wurde der junge Ludwig in die Bonner Hofkapelle berufen, wo zuvor schon sein Großvater Ludwig van Beethoven der Ältere auf Geheiß des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Clemens August von Bayern als Kapellmeister gewirkt hatte.

„Er hat den Karneval so aus nächster Nähe mitbekommen und ab da deutlich mitgeprägt“, erklärte Marcus Leifeld. „Beethoven hat nicht nur die Musik zu Maskenbällen oder intimeren Festessen beigesteuert, auch sein eigens für eine Karnevalsveranstaltung komponiertes ‚Ritterballet’ wurde am 6.März 1791 am Karnevalssonntag uraufgeführt.“ Auch Geschichten aus neueren Tagen rund um die Ikone Beethoven werden im Buch humoristisch beleuchtet. Im Zentrum steht die bekannte Statue am Münsterplatz, bei deren feierlicher Enthüllung am 12. August 1845 sogar die britische Königin Victoria zugegen war.

Im Zuge einer Neugestaltung des Platzes 1964 sollte diese entfernt und saniert werden, und es stand zur Debatte, ob die Statue überhaupt an ihren Originalsitz zurückkehren sollte. Unter dem Motto „Ich well zuröck zum Münsterplatz“ gestaltete der für die Generalüberholung verantwortliche Kunstschmiedemeister Karl König einen geheimen Motivwagen und beendete am folgenden Rosenmontagszug mit sich selbst als Beethoven auf dem Podest alle Diskussionen im Stadtrat.

Illustriert werden die Texte von Archivbildern des Festausschusses  wie etwa einer Aufnahme der Urgroßenkelin Victorias, Königin Elizabeth II., vor dem nun wieder auf dem Münsterplatz errichteten Denkmals 1965. „Beethoven ist in Bonn eine Identifikationsfigur und war immer Thema von Mottowagen und Büttenreden“, stellte Erdmann fest. Eine Bildergalerie quer durch die Jahrzehnte des Bonner Karnevals belegt die kreative Bezugnahme der Wagengestalter auf Beethoven als wiederkehrendes Motiv.

Dieses Jahr muss der Wagen mit dem riesigen Beethoven-Kopf, der auch schon in Düsseldorf, Aachen und Köln im karnevalistischen Einsatz war, mit etwa 30 weiteren in der Halle bleiben. Der Verein hat sich dennoch einige corona-konforme Aktionen einfallen lassen, damit zumindest ein wenig närrisches Treiben aufkommt (siehe „Virtueller Rathaussturm“). Dazu gehört auch der Videozug der Kinder. Den Abschluss der Session soll das prominent belegte Carneval-Konzert am Dienstag auf dem Miesengelände bilden.

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