VW Halbherzige Trennung

Pacta sunt servanda", Verträge müssen erfüllt werden, das lernen Juristen im ersten Semester. Das gilt auch für Martin Winterkorn, auch für einen Spitzenverdiener unter den Chefs der DAX-Konzerne; der allein 2014 insgesamt 15,9 Millionen Euro nach Hause getragen hat.

Denn im Arbeitsrecht wird fein säuberlich unterschieden zwischen seiner Position und seinem Dienstvertrag . Der nämlich ist zu erfüllen, solange der Aufsichtsrat keinen "wichtigen Grund" sieht, das anders zu entscheiden. Einen solchen Grund kann das Kontrollgremium bei der Aufarbeitung des Skandals womöglich noch entdecken. Aber erst dann hätte es die Möglichkeit, dem früheren VW-Chef den Rest seiner Bezüge zu streichen.

Offenbar wollten die Aufsichtsräte die Zahlung einer hohen Abfindung und einen Aufschrei in der Öffentlichkeit vermeiden und hielten dies für die klügere Lösung. Ob sie in ihrer Einschätzung richtig liegen, ist fraglich. Denn jetzt erwecken sie den Eindruck, sie hätten sich von Winterkorn nur halbherzig getrennt. In den USA könnte dieser Eindruck finanzielle Konsequenzen haben: Dort muss man noch verhandeln über die Strafzahlungen wegen der Abgas-Manipulationen. Die Amerikaner aber werden die Haltung des Aufsichtsrates nicht unbedingt als hartes Durchgreifen bei VW bewerten. Das könnte teuer werden.

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