Kulturtipp: Buch über den Rhein Die Geschichte des Rheins

Bonn · Kulturtipp aus der Feuilleton-Redaktion: Hans Jürgen Balmes hat ein sehr anregendes Buch über den Rhein geschrieben und setzt dabei einen Schwerpunkt auf die Natugeschichte.

 Balmes Rhein

Balmes Rhein

Foto: S. Fischer Verlag/Fischer Berlag

„Manchmal besucht uns mitten im Leben der Wunsch, etwas Neues von Anfang bis Ende zu erfahren und es auf einer Skizze, einer Wegzeichnung festzuhalten“, so beginnt der Koblenzer Lektor, Übersetzer und Journalist Hans Jürgen Balmes nicht nur das Vorwort seines neuen Buchs. So begann auch ein Mega-Projekt, ein publizistischer Kraftakt: Sein Buch „Der Rhein. Biografie eines Flusses“ (S. Fischer, 576 S., 28 Euro) widmet sich der politischen, der Natur- und Kulturgeschichte des zentralen Stroms in Europa. Mit deutlichem Schwerpunkt auf die Naturgeschichte des Rheins und auf ganz subjektive Beobachtungen. Eine sportliche Herausforderung.

Zu Fuß, im Faltboot, mit dem Fahrrad

Zu Fuß, mit dem alten Faltboot seines Vaters und mit dem Fahrrad ging Balmes mit seiner Frau Maria auf Spurensuche. Bei der der Autor auch durchaus die zahlreiche Rhein-Fachliteratur konsultieren musste und auch im Anhang dokumentiert. Ein Stichwortregister erleichtert die Navigation.

Balmes „Rhein“-Tour beginnt in der Mitte bei Bingen, mit dem „Binger Loch“, Rheinkilometer 530. 530 Kilometer ist Konstanz entfernt, nochmal so viele trennen Bingen vom Meer. Das Binger Loch war eine zwei Meter breite Engstelle, eine Lücke in einem quer zur Strömung verlaufenden Quarzit-Riff. Von 1831 bis 1840 sprengte man den Durchlass Meter für Meter breiter. Bis der Rhein zu dem Strom wurde, den wir heute kennen. Balmes’ Buch arbeitet sich nach diesem Einstieg in neun Etappen von den Alpen bis zur Mündung.

Der Maler Turner als Stichwortgeber

Nicht nur auf dem Cover, auch als Stichwortgeber und Reiseleiter spielt der englische Maler, Zeichner und Aquarellist William Turner (1775-1851) eine wichtige Rolle. Selbst 200 Jahre nach Turners Reisen zum Mittelrhein, bei denen er minutiös die Rheinlandschaft festhielt und eine durchaus der Romantik verpflichtete Stimmung aquarellierte, erkenne man viele Orte wieder, sagte Balmes in einem Interview. „Er zeichnete die Ansichten auf seiner Wanderung alle paar hundert Meter wie im Zeitraffer neu, er übertrug die Landschaften in einen dynamischen Prozess, in ein allmähliches Entdecken. Und das ist das, was die Landschaft auch heute noch mit uns macht“, sagte er in dem Gespräch. Balmes ruhiger, bedächtiger, differenzierter Erzählstil ähnelt irgendwie der Technik des Malers Turner.

In loser Folge an dieser Stelle: Kulturtipps aus der Feuilleton-Redaktion.

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