Ausstellung im Arp-Museum zu Ehren des Patrons

Der Künstler Hans Arp war zweifellos ein Vermarktungsgenie in eigener Sache. Anders lässt sich sein Zitat aus dem Jahr 1917 nicht deuten: "Arp ist da. Keiner versäume Arp zu besichtigen."

Rolandseck. Der Künstler Hans Arp war zweifellos ein Vermarktungsgenie in eigener Sache. Anders lässt sich sein Zitat aus dem Jahr 1917 nicht deuten: "Arp ist da. Keiner versäume Arp zu besichtigen."

Breit und groß steht dieser Slogan im Eingangstunnel zum Meierbau des Arp Museums Bahnhof Rolandseck - gegenüber hält Arps "Ehrenmann" Wache. Man folgt der Aufforderungen gerne, zumal das Versprechen im Raum steht, drei Jahre nach Eröffnung endlich eine adäquate Präsentation des Hauspatrons und der eigenen Arp-Sammlung vorzustellen.

Linktipp: Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen; bis 1. Mai 2011. Di-So 11-18 Uhr. Kuratorenführung mit Astrid von Asten am 6. Februar 2011, 14 Uhr. Informationen: arpmuseum.orgEin Projekt, auf das man auf dem langen Weg zum Meierbau immer neugieriger wird, zumal man an mehreren Stationen Worte des genialen Künstlers hört. Etwa: "Ich träume von innen und außen, von oben und unten, von hier und dort, von heute und morgen." Hoch oben, am Ende des gläsernen Aufzugs, in der zweiten Etage des Meierbaus, heißt es dann: "Ich trieb auch Traumanatomie".

Arp der Traum-Anatom und Träumer, ist das Thema der gelungenen Ausstellung. Der Traumzustand, in dem Chronologien aufgehoben sind, es unzählige Ebenen und Schichten der Wirklichkeit, dafür aber keine klaren Kausalitäten gibt, regiert in dieser Schau.

Die beginnt jedoch erfreulich nüchtern und informativ: Eine historische Tafel mit Lebensdaten Hans Arps (1886-1966), Fotos, geschichtlichen Schlüsselereignissen stellt den Patron des Hauses vor. Ein riesiges Foto von Arp mit Nabelmonokel (1926) und Michael Mrakitschs gefilmter Atelierbericht "Weißer Werktag", ein Jahr vor Arps Tod entstanden, runden diesen schönen biografischen Einstieg ab, der so lange ein Desiderat war.

Kuratorin Astrid von Asten, die Arp-Expertin des Hauses, hat ein Parcours angelegt, der im Sinne der "Traumanatomie" frei von einer dirigistischen Linie ist. Arp wird als Multitalent und multimedial funktionierender Künstler gezeigt, der in der Zeichnung ebenso bewandert war, wie in der Collage, der unterschiedlichste Materialien zu formen wusste und ein starkes Fundament im spielerischen Umgang mit Worten hatte.

Von der Wortpoesie zur Collage aus gerissenen oder geschnittenen Blättern und Zeichnungen, von der pflanzenartigen filigranen Bronzeplastik zur körperhaften voluminösen Steinskulptur: Bei Arp ist alles im Fluss, das Arrangement der Kunstwerke und die Ausstellungsarchitektur, die durch zwei Pavillons geprägt ist, die durch Öffnungen erstaunliche Blickachsen ermöglichen, unterstützt den Eindruck des Fließenden, knüpft verblüffende Korrespondenzen.

Naturform und menschliche Gestalt, urmutterhafte Frau und rosenfressender Gnom, Pagodenfrucht und Zufallskonstellation, Gestirne und Wolken, kosmische Formen und figurative Akte: Alles scheint in einer nicht enden wollenden Metamorphose zu fließen.

Als Bonbons sorgen Hörstationen mit Arp-Texten, aber auch Skulpturennischen, die mit einem wandernden Licht die Plastizität von Arps dreidimensionaler Kunst unter wechselnden Einflüssen erfahrbar machen, für lebendige Eindrücke. Die Kunst sei eine Frucht, die aus dem Menschen herauswächst, wie die Frucht aus der Pflanze: Arps Forderung wird hier sinnfällig illustriert.

Das Arp-Museum gibt mit "Hans Arp: Traumanatomie" und rund 90 Exponaten einen ersten Einblick in die eigene Sammlung, dem weitere folgen sollen. Rund ein Viertel der Sammlung ist zu sehen, ausgezeichnete Papierarbeiten aus allen Schaffensperioden, Collagen und Reliefs.

Bei den Bronzeskulpturen überwiegen Güsse, die nach Arps Tod entstanden oder deren Herstellungsumstände unklar sind. Wie dem auch sei: Das Wort von Alfred H. Barr, Gründungsdirektor des MoMA, der Arp als "Einmann-Laboratorium zur Entdeckung neuer Formen" bezeichnete, wird in diesen Räumen lebendig.

"Schampa wulla wussa ólobo":Das Arp Museum erinnert an den Dadaisten Hugo Ball

"Wie erlangt man die ewige Seligkeit? Indem man Dada sagt." Das steht in Hugo Balls Typoskript zum Manifest des ersten Dada-Abends im Jahr 1916.

Der 1886 in Pirmasens geborene und aufgewachsene, 1927 in der Schweiz gestorbene Ball war Mitbegründer des legendären Cabaret Voltaire in Zürich und der anarchischen literarisch-künstlerischen Strömung der Dadaisten.

Er war unter anderem mit Arp befreundet, über den er sagte: "Arp erklärt sich gegen die Geschwollenheit der malenden Herrgötter (Expressionisten). Marcs Stiere sind ihm zu fett." Aus den Beständen der Hugo-Ball-Sammlung in Pirmasens hat die Kuratorin Astrid von Asten ein Ball-Kabinett eingerichtet, in dem neben der Totenmaske etliche kostbare Archivalien aus der frühen Dada-Zeit präsentiert werden, darunter auch ein Manuskript zu einer Kandinsky-Rede.

Nicht fehlen darf Balls schönes lautmalerisches Gedicht "Karawane", das durch den Raum schallt, mit "jolifanto bambla ô falli bambla" beginnt, so schöne Sätze wie "schampa wulla wussa ólobo" beinhaltet und in einem lapidaren "ba - umf" endet. Hugo Balls Forderung, "das Wort und das Bild sind eins. Maler uns Dichter gehören zusammen" von 1916 prägte auch Arps Verständnis einer freien, beweglichen und fließenden Kunst. t.k.

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