Bonner Weck-Werk verkündet Aus für Bauglas

Wann der Bereich stillgelegt wird, ist noch offen - In zwei Wochen soll es Verhandlungen geben - 330 Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze

Bonner Weck-Werk verkündet Aus für Bauglas
Foto: Weck-Werke

Bonn. Dem Alphabet nach rangiert die Produktabteilung Bauglas/Glassteine ganz oben auf der Homepage der Weck-Werke. Aber nur dort. In absehbarer Zeit wird das Traditionsunternehmen im Duisdorfer Weck Glaswerk den Bereich Bauglas stilllegen. Das erklärte die Duisdorfer Geschäftsleitung am Dienstag per Pressemitteilung.

"Wann das sein wird und wer betroffen ist, muss noch in beiderseitigen Verhandlungen geklärt werden. Wir wollen so schnell wie möglich zu einem Ergebnis kommen", sagte Weck-Geschäftsführer und -Gesellschafter Eberhard Hackelsberger auf Anfrage des General-Anzeigers. Die Gespräche sollen innerhalb der nächsten zwei Wochen beginnen. Über die Pläne wurden die rund 330 Mitarbeiter am Dienstag bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung informiert.

Seit 1958 wird in dem Werk, das zur südbadischen Weck-Gruppe gehört, Bauglas hergestellt. Den Rückzug aus dem Bereich Bauglas und damit die "Konzentration auf das ursprüngliche Kerngeschäft", begründet Hackelsberger mit dem "wachsenden Angebotsdruck von Bauglas auf dem Weltmarkt aus den so genannten Niedriglohn-Ländern Osteuropas und Asiens". Hinzu käme der in den vergangenen Monaten gefallene Dollar-Kurs gegenüber dem Euro. Auch wären 2002 und 2001 die Seefracht-Raten überdurchschnittlich gestiegen, die die Margen im Produktionsbereich Bauglas "sehr gedrückt" hätten.

Fast 95 Prozent der im Weck Glaswerk produzierten Glasbausteine werden ins Ausland exportiert: in die USA, nach Kanada, Mexiko und in Länder der EU. Geschäftsführer Hackelsberger: "Wir werden auf dem Weltmarkt platt gemacht." Und: "Wir müssen aus eigener Kraft unsere Zukunft sichern und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir diesen Weg gehen müssen." Mitarbeiter, die "sehr lange" zu dem Werk ins Duisdorf gehören oder dort ihre Ausbildung absolviert hätten, "versuchen wir zu halten", versicherte er.

Dass zuerst Beschäftigte mit befristeten Verträgen von Kündigungen betroffen wären, sei "vollkommen klar". Die Stilllegung des Bereichs Bauglas gehöre zu einem Konzept, mit dem das Werk seinen Kreditgebern gerecht werden will. Nach wie vor nicht in Sicht sei ein Investor: weder für eine Teil- noch für eine Komplettübernahme. Der Umsatz der Weck-Gruppe indes, der im vergangenen Jahr von 50 Millionen Euro im Vorjahr auf 48 Millionen Euro gesunken ist, wird 2003 gleichbleibend sein, schätzt Hackelsberger: "Die Tendenz wird ungefähr wie im Jahr 2002 sein."

Neben dem Bereich Bauglas/Glassteine setzt die Gruppe nach wie vor auf Haushaltskonservenglas und Einkochgläser, Kerzenlicht-Glas, Verpackungsglas, so genannte Weithalsgetränkeflaschen für die abfüllende Industrie sowie Verlagserzeugnisse aus dem Weck-Verlag.

Gründer des Unternehmens ist Johann Weck, der um die Jahrhundertwende das "Einwecken" zum Haltbarmachen von Obst und Gemüse erfunden hat. Das Duisdorfer Werk am Alten Heerweg nahm 1950 die Produktion auf. Laut Hackelsberger verarbeitet Weck in Bonn täglich rund 300 Tonnen Glas. Indes meldet die Interpane Glas Industrie AG, eine der führenden Flachglasveredler in Deutschland mit euroapweit mehr als 1 000 Mitarbeitern, nach einer steilen Wachstumsphase in den Vorjahren einen leicht rückläufigen Absatz für "veredeltes Glas". Von 14,4 Millionen im Vorjahr gehe dieser auf 14,3 Millionen Quadratmeter zurück. Dies sei laut Unternehmen "zufrieden stellend".

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