Industrie- und Handelskammer Gegen Leerstand und Verödung der Innenstädte

UNKEL · Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz hatte ins Rheinhotel Schulz eingeladen, um von Fachleuten die Frage erörtern zu lassen, wie Stadtkerne an Attraktivität gewinnen und wieder mit Leben gefüllt werden können.

 Quo vadis Innenstadt? In Unkels Zentrum stehen nach wie vor etliche Immobilen leer.

Quo vadis Innenstadt? In Unkels Zentrum stehen nach wie vor etliche Immobilen leer.

Foto: Homann

"Der Einzelhandel im ländlichen Raum ist vor große Probleme gestellt, nicht nur durch die Sogwirkung großer Städte in der Umgebung, sondern auch durch Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Die Folge: Eine Verödung der Innenstädte und damit ein enormer Attraktivitätsverlust", so Michael Glück von der IHK Neuwied, der Zuhörer aus Linz, Asbach und Bad Honnef begrüßte.

"Es dürfte schwierig sein, nach 20 Jahren den Handel wieder zurück ins Zentrum kleiner Städte zu bringen", räumte Frank Boehme, Vorstandsmitglied der rheinland-pfälzischen Architektenkammer, ein.

Wenig Erfolg sei dem Einzelhandel beschieden, wenn er sich nur auf sein Geschäft fokussiere. "Man muss sich mit dem Gebäude und der ganzen Umgebung auseinandersetzen und mit den Nachbarn gemeinsame Aktionen planen, in die alle Bürger eingebunden werden", so der Städteplaner.

Es gebe gute Förderprogramme von Bund und Land, die nicht mehr "Steine", sondern soziale Aspekte der Städteplanung und das Marketing unterstützen würden. Auf diese Förderungen, etwa das "Zentrenprogramm", ging Andreas Kühn, Bauassessor bei der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz, näher ein. "Die Mittel sind da, aber die oft verschuldeten Kommunen können den Eigenanteil nicht stemmen", machte er zart aufkeimende Hoffnungen schnell zunichte.

Geradezu ein Idyll zeichnete Dietmar Wiegang von Unkels Innenstadt im sonnigen Frühling. Der Professor für Projektentwicklung schilderte die "gut besuchte Außengastronomie einer Konditorei und spielende Kinder rund um den Baum in der Mitte des kleinen Marktes". Er ist nun für die Immobilien-Probleme beim vor vier Wochen gestarteten Pilotprojekt des Landes "Kulturstadt Unkel" zuständig.

Seine Rechnung zeigte jedoch, wie schwer es sein dürfte, Investoren für Altbauten in der Innenstadt zu finden, haben sich die Investitionen doch nach 20 Jahren nicht einmal zu 50 Prozent amortisiert angesichts niedrigerer Mieten in einer vernachlässigten Innenstadt. Einziger Ausweg: Für leerstehende Immobilien muss eine neue Nutzung gefunden werden.

Bei diesen Nutzungen, so der Hachenburger Bürgermeister Peter Klöckner, dürfe man nicht mit Mieten wie vor zehn bis 20 Jahren rechnen. "Bei uns werden die Mieten zunächst vom Umsatz abhängig gemacht, wenn nicht sogar anfangs ganz auf sie verzichtet wird", so der Amtskollege von Gerhard Hausen.

Außerdem bezuschusse die Stadt Hachenburg die Sanierung einer Immobilie im Zentrum mit bis zu 25.000 Euro und die einer Fassade immerhin noch mit 10.000 Euro.

Von solchen Anreizen für Immobilienbesitzer kann der Unkeler Bürgermeister nur träumen. "Wir haben mehrere Ruinen in der Innenstadt, die wir trotz intensiver Moderation seit etlichen Jahren nicht in den Griff bekommen haben", gestand er ein. Das hoch verschuldete Unkel setze seine Hoffnung auf das Engagement der Bürger und das Pilotprojekt "Kulturstadt Unkel".

Dieses werde an einem Mangel an Kultur und entsprechend hochwertigen Veranstaltungen nicht scheitern, ist sich der Stadtbürgermeister sicher.

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