Telekom in Bonn Tim Höttges wirbt vor Mitarbeitern für Europastrategie

BONN · Blauer Anzug, blaues Hemd, aber keine Krawatte: Betont leger stellte sich Timotheus (Tim) Höttges am Mittwochvormittag in der Telekom-Zentrale den Mitarbeitern erstmals in seiner neuen Funktion als Vorstandsvorsitzender des Dax-Konzerns vor.

 Heimspiel in der Bonner Telekom-Zentrale: Tim Höttges.

Heimspiel in der Bonner Telekom-Zentrale: Tim Höttges.

Foto: Barbara Frommann

Und falls die fehlende Krawatte eine größere Nähe zur Basis symbolisieren sollte - Höttges löste das Versprechen ein. "Buche Tim!", fordert er die Telekom-Mitarbeiter gleich auf, mit ihm in direkten Dialog zu treten. Wer eine Idee oder ein Problem habe, von dem er wissen sollte, der könne "Buche Tim!" nutzen, er komme dann vorbei. Zu seinen persönlichen Leitsätzen gehöre aber auch: "Erkläre nicht das Problem, sondern liefere die Lösung!", schiebt Höttges wenig später nach - wohl auch, um den Ansturm von weltweit rund 250.000 Mitarbeitern auf "Buche Tim!" in Grenzen zu halten.

Für den 51-jährigen Betriebswirt ist der Auftritt in der Friedrich-Ebert-Allee ein Heimspiel - schließlich arbeitet Höttges seit 13 Jahren bei der Telekom, kennt das Mobilfunkgeschäft, hat das deutsche Festnetzgeschäft geführt und zuletzt im Vorstand das Finanzressort geleitet. Als er auf das Geschäft zu sprechen kommt, legt er Finger in Wunden: Zu wenig innovativ sei der Konzern, die Geschäftskundensparte sei nicht gut genug aufgestellt, im Konzern herrsche immer noch stellenweise "Silo-Mentalität". Die Mitarbeiter applaudieren reichlich.

"Ich hasse es zu verlieren." Damit leitet Höttges über zu seiner Strategie für den Bonner Konzern. "Wir müssen zurück zu Wachstum", fordert er. Gelingen soll das mit massiven Investitionen in den Aufbau eines paneuropäischen Datennetzes. Ein "enormer Umbau", doch Höttges sieht auch Kontinuität: "Wir bleiben ein integrierter Telekommunikationsanbieter."

Ausdrücklich stellt er sich mit seiner Strategie in die Tradition seiner Vorgänger, von Ron Sommer über Kai-Uwe Ricke bis hin zu René Obermann. Kontinuität verspricht er auch dem Tarifpartner: "Die ausgestreckte Hand bleibt eine ausgestreckte Hand."

Wo sollen die Mittel für die Milliardeninvestitionen herkommen? Höttges wird nicht konkret. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Telekom für ihre Strategie starke Partner braucht. Im Gegensatz zu den USA ist der Markt in Europa in mehr als 100 vorwiegend national tätige Mobilfunk- und Festnetzanbieter zersplittert.

Marktgerüchte, dass die Deutsche Telekom und die französische Orange (früher France Télécom) zusammengehen könnten, gibt es schon länger. Die Bonner teilen sich mit den Franzosen den Einkauf, führen zusammen ein Unternehmen in Großbritannien und teilen sich Infrastruktur in Polen.

Geld für den Netzausbau in Europa könnte aus den USA kommen: Hartnäckig halten sich Spekulationen, die Telekom könnte ihr Geschäft dort nochmals zum Verkauf ausloben.

Größerer Führungskreis

Auch im Vorstand setzt Telekom-Chef Tim Höttges Akzente. Um "näher ans operative Geschäft zu kommen" sollen auf den wöchentlichen Vorstandssitzungen künftig auch Führungskräfte aus der Ebene darunter teilnehmen: Technik-Chef Bruno Jacobfeuerborn, Innovationschef Thomas Kiessling, Informationschef Markus Müller,Thorsten Langheim für Portfoliofragen (Firmen-Investitionen) und Raphael Kübler für den Konzernumbau.

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