Geldinstitut in Bonn Werbung neben Hetzparole sorgt für Ärger bei der Postbank

Bonn · Immer mehr Unternehmen beschweren sich über Platzierungen ihrer Onlineanzeigen in unpassendem Umfeld. Wer sind die Schuldigen?

 Das Logo der Postbank hängt in Köln. Das Kreditinstitut ist nicht das einzige, das mit Werbung auf extremistischen Webseiten Probleme hat.

Das Logo der Postbank hängt in Köln. Das Kreditinstitut ist nicht das einzige, das mit Werbung auf extremistischen Webseiten Probleme hat.

Foto: picture alliance / dpa

So hatte sich die Postbank das wohl nicht vorgestellt. Ein Werbebanner des Bonner Geldinstituts prangte auf den extremistischen Internetseiten. Neben den Informationen über Kredite und Kontomodelle wurde zum „heiligen Krieg“ und der „Vernichtung der Juden“ aufgerufen, wie das Fernsehmagazin „Report“ aufdeckte.

Die Postbank ist mit dem ungewollten Werbedesaster nicht allein. „Die Kritik an unpassenden Umfeldern für Onlinewerbung nimmt zu: Das Problem wird hier im Bereich der Plattformen gesehen“, heißt es beim Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW).

Eine Ursache für die fehlplatzierte Werbung ist eine Strategie namens Retargeting, bei der Anzeigen je nach Seitenbesuchen der Nutzer nach diesem Muster weiterverteilt werden. So auch bei der Postbank: In ihrem Fall war es der Suchmaschinenriese Google, der für die unpassende Platzierung der Anzeige verantwortlich war. Bei der deutschen Niederlassung des US-Konzerns gibt man sich auf Anfrage verschlossen. Eine Sprecherin erläutert die technischen Abläufe der Anzeigenplatzierung über Retargeting. Ob und wie Google verhindern kann, dass Werbung auf extremistischen Seiten erscheint, teilt Google dagegen nicht mit.

Die Bonner Bank hat nach eigenen Angaben die betroffenen Seiten auf eine Sperrliste gesetzt. „Die Postbank distanziert sich ausdrücklich von Gruppen/Anbietern, die mit ihren ethischen und moralischen Ansichten nicht dem Wertekodex und der Geschäftsphilosophie der Postbank entsprechen“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens weiter. „Dementsprechend ist die Bannerschaltung auf den angesprochenen Webseiten selbstverständlich nicht von der Postbank initiiert worden.“

Google leistet die Zahlungen an extremistische Webweiten

Das Institut verweist auf seinen Geschäftspartner: „Wir haben die von uns durch Google zur Verfügung gestellten Sicherheitsmechanismen vollständig genutzt. Eine Erhöhung der Filterung der vorliegenden Webseitenkategorie kann nur durch Google erfolgen.“ Google leiste auch die Zahlungen an die Webseiten, auf denen die Werbung erschienen ist – im Fall der Extremisten „im einstelligen Euro-Bereich“, wie die Postbank versichert.

Das Problem von Werbung auf unerwünschten Seiten kennen offenbar auch andere Konzerne. Die Telekom lässt Werbung nach eignen Angaben nur bei geprüften und etablierten Netzwerken und über sogenannte „White Listings“ schalten. Zusätzlich definiere und aktualisiere die Telekom regelmäßig Ausschlusslisten, sogenannte „Black Listings“, von Internetseiten, mit nicht gewünschten Inhalten, teilten die Bonner auf Anfrage mit.

Dass es trotzdem zu Anzeigen auf unerwünschten Seiten kommt, kann aber auch die Telekom offenbar nicht ausschließen. Die Zahl der Fälle lasse sich nicht beziffern hieß es. „Von unserer Seite unternehmen wir natürlich alles, um dies zu vermeiden.“ Die Post hat sich auf Anfrage nicht dazu geäußert, ob und wie sie das Umfeld ihrer Onlinewerbung steuert.

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