Elvira Mass erhält Nachwuchspreis Renommierte Auszeichnung für Bonner Entwicklungsbiologin

Bonn · Die Bonner Entwicklungsbiologin Elvira Mass erhält den renommierten Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Nachwuchspreis. Damit ist die Erfolgsgeschichte der 34-Jährigen um ein Kapitel reicher. Mass forscht zur Organentwicklung.

 Ausgezeichnet für ihre Forschung zur Organentwicklung: Professorin Elvira Mass.

Ausgezeichnet für ihre Forschung zur Organentwicklung: Professorin Elvira Mass.

Foto: Barbara Frommann / Universität Bonn/Barbara Frommann

Die Erfolgsgeschichte der Bonner Entwicklungsbiologin Elvira Mass ist um ein Kapitel reicher: Die Professorin am Limes-Institut (Life and Medical Sciences) der Universität Bonn erhält den mit 60.000 Euro dotierten Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Nachwuchspreis 2021. Das teilte die Paul-Ehrlich-Stiftung, die die Auszeichnung vergibt, am Mittwoch mit.

Die 34-jährige Wissenschaftlerin erhält den renommierten Preis für ihre Erkenntnisse zur Organentwicklung bei der Maus. Die Weichen für die Gesundheit der Organe werden offensichtlich schon im frühen Embryo gestellt. Damit die Organe gesund und leistungsfähig bleiben, muss das Gewebe ständig nach Auffälligkeiten durchforstet werden. Bis vor wenigen Jahren galt die Auffassung, dass diese Aufgabe von Immunzellen aus dem Knochenmark übernommen wird. Mass hat in einer Reihe von Experimenten gezeigt, dass diese Zellen auf Vorläuferzellen im Dottersack zurückgehen, der den Embryo bis zur Ausbildung der Plazenta ernährt und dann abgebaut wird. Die Vorläuferzellen wandern aus dem Dottersack in die entstehenden Organe, begleiten deren Entwicklung und bleiben auch nach der Geburt ein Leben lang präsent. Woher sie diese Langlebigkeit nehmen, ist bislang ein Rätsel.

Bei den Immunzellen handelt es sich um sogenannte Gewebe-Makrophagen, also um Fresszellen des angeborenen Immunsystems. Ihre primäre Aufgabe besteht darin, aufzuräumen und alles zu beseitigen, was nicht zu einem gesunden Organ gehört. Allerdings produzieren sie auch Botenstoffe und schaffen Nährstoffe herbei und sorgen so dafür, dass Neues entsteht.

Die besondere Leistung von Elvira Mass besteht laut Begründung des Stiftungsrats in einem wichtigen Perspektivenwechsel beim Blick auf die Funktion von Organen. Wer sich für die Frage interessiere, wie sich Organe entwickeln und was sie gesund erhält, schaue jetzt nicht mehr nur auf das Knochenmark, sondern ebenso auf den Dottersack und damit auf eine ganz andere Population von Makrophagen. „Das hat auch Konsequenzen für die Medizin, denn Organerkrankungen könnten auch auf eine Fehlfunk­tion der Makrophagen-Vorläuferzellen aus dem Dottersack zurückgehen“, so der Stiftungsrat.

Vor ihrer jüngsten Auszeichnung erhielt Mass bereits unter anderem 2020 den Heinz-Maier-Leibnitz-Preis, den bedeutendsten Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland, und 2019 einen „Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC). Damit ist über fünf Jahre eine Förderung in Höhe von 1,5 Millionen Euro verbunden.

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