Neues Wanderbuch der Tourismus Siebengebirge GmbH Elf Rundwege zum Flanieren

Siebengebirge · Ein neues Wanderbuch der Tourismus Siebengebirge GmbH stellt elf Rundwege zum Flanieren vor

 Nicht nur in der Region ein Begriff: Drachenfels und Schloss Drachenburg gehören zu den Wahrzeichen des Siebengebirges.

Nicht nur in der Region ein Begriff: Drachenfels und Schloss Drachenburg gehören zu den Wahrzeichen des Siebengebirges.

Foto: Frank Homann

Carl Spitzweg dichtete im 19. Jahrhundert: „Wenn dir’s vergönnt je, dann richt es so ein, dass dir ein Spaziergang das Leben soll sein!“ Mit dem Titel „Der Sonntagsspaziergang“ gestaltete der Malerpoet 1841 dieses Thema in Öl: Im trauten Familienkreis marschieren Vater, Mutter, Kinder und Gouvernante im Gänsemarsch bei brütender Hitze durch das sommerliche Feld.

Diese biedermeierliche und so bekannte Szene ziert das neue Heft der Tourismus Siebengebirge GmbH mit dem Titel „Siebengebirge – Vorschläge zum Absichtslosen Umherschweifen – 11 Rundwege zum Flanieren, Lustwandeln oder einfach nur zum Spazierengehen“, das bereits auf den ersten Blick und beim schnellen Durchblättern Lust macht, in die Natur aufzubrechen. Die Idee zu diesem Wanderbuch hatte Oliver Bremm, Geschäftsführer der Tourismus Siebengebirge GmbH. Auf jeweils zwei gegenüberliegenden Seiten werden die Touren vorgestellt.

Bild eines alten Meisters und ein aktuelles Foto

Bremm verknüpfte jeden Rundgang mit dem Bild eines alten Meisters einerseits sowie einem aktuellen Foto, einer Karte mit eingetragener Route, einem kleinen Text mit Tipps und einer Legende mit Angaben zu Streckenlänge, Laufzeit, Auf- und Abstiegszeit, Konditions- und Weganspruch auf Seite zwei. Eine Kombination, die gerade auch Familien, die vermehrt zum Wandern ins Siebengebirge kommen, Spaß machen dürfte.

„Flaneur“ Oliver Bremm erinnert an das „Jahr der Rheinromantik“ 2002, als das 200-jährige Jubiläum der Rheinreise von Clemens Brentano und Achim von Arnim Anlass für viele Aktionen war, den romantischen Mittelrhein wieder ins Bewusstsein zu rücken.

Bremm: „20 Jahre, nachdem die deutsche Zentrale für Tourismus das Jahr der Rheinromantik ausgerufen hatte und wir den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven in der Region gefeiert haben, möchten wir wieder auf die Landschaft am Rhein zu sprechen kommen. Inspiriert von den Meistern des Impressionismus, die im 19. Jahrhundert begannen, wunderbare Landschaftsbilder zu malen, machen wir elf Vorschläge zum ,absichtslosen Umherschweifen‘.“

Handy, Garmin und Navi mal ausschalten

Die Intention: „Wir möchten eine Verbindung herstellen zwischen den Eindrücken, die diese Künstler in ganz Europa auf Leinwand gebannt haben, und den Eindrücken, die wir bei vielen Wanderungen im Siebengebirge gesammelt haben. Natürlich können wir den Stimmungen und der großen Kunst der Maler nicht gänzlich nahe kommen, doch möchten wir inspirieren, im Siebengebirge spazieren zu gehen, das Handy, Garmin und Navi mal auszuschalten und hinzusehen. Es gilt, eine Landschaft und die Motive am Wegesrand zu sehen und zu entdecken. Und sich vielleicht auch mal zu verlaufen, denn wirklich verirren geht nicht.“

Dabei ist jeder aufgerufen, sich ein Beispiel an den Impressionisten zu nehmen, die Landschaften und Menschen und deren Beziehungen untereinander neu wahrnahmen und sie in ihren Motiven festhielten, so wie Carl Spitzweg seine Sonntagsspaziergänger.

Bilder von Camille Pissaro, Peter Bruegel der Ältere, Claude Monet, Georges Seurat, Caspar David Friedrich, August Macke, Max Liebermann, Wassily Kandinsky und Edgar Degas zieren die Vorschläge zu den elf Wanderungen, die zwischen knapp vier und sechs Kilometern lang sind.

Wanderer blickt über das Nebelmeer

Die Nummer eins ist der Drachenfels. Los geht es am Wanderparkplatz am Oberweingartenweg; wer den steilen Anstieg scheut, kann auch die Drachenfelsbahn bis zur Mittel- oder Bergstation nehmen. Während das aktuelle Foto einen glasklaren Blick auf den Rhein gewährt, lässt Caspar David Friedrich seinen Wanderer über das Nebelmeer blicken.

Oder: Camille Pissarro malte eine Obstwiese mit Frau und Schubkarre – Bremm wählte dieses Werk für eine Wanderung durch das Oberdollendorfer Mühlental und danach entweder zum Kloster Heisterbach oder zu den im Foto zu entdeckenden Streuobstwiesen oberhalb von Oberdollendorf – das ist absichtsloses Umherschweifen pur.

Die Rabenley und der Oberkasseler Mensch, die Kasseler Heide und das Lauterbachtal, das Pleistal und Heisternbusch, der Grafenbuschrundweg und ein Abstecher ins Laubachtal, Bruchhausen, Erpel mit Mariengrotte, Unkel mit Rheinpromenade, Rheinbreitbach und die Breite Heide sowie Rhöndorf mit Weinbergen und Konrad-Adenauer-Haus als Abschluss sind weitere abwechslungsreiche Touren.

Spaziergänge sind gut ausgeschildert

Die vorgeschlagenen Spaziergänge sind nicht extra markiert, aber gut ausgeschildert und bewegen sich auch auf bereits vorhandenen Wanderwegen vom Rheinsteig bis zum Beethovenwanderweg. Unter dem Gesichtspunkt, beim Gehen die Seele baumeln zu lassen und zu flanieren, ist dieses Wanderbuch genau die richtige Rezeptur.

Auf Seite zwei sind die Werke aller Alten Meister in Kleinformat aufgeführt mit Erläuterungen zum Künstler und dem Standort des jeweiligen Bildes. Und Kunstliebhaber Oliver Bremm rät auch: „Wer die Möglichkeit hat, das Original zu sehen, sollte sie nutzen.“ Spitzwegs Sonntagsspaziergänger sind im Salzburg Museum zu entdecken, das der Tourismus Siebengebirge GmbH die Nutzung sogar kostenlos überließ.

Alle anderen Werke sind aus der Bilddatenbank und hängen in Museen in Hamburg, Dresden, Frankfurt am Main, Paris, Prag, Chicago, Philadelphia und Harvard. Und was riet Carl Spitzweg dichterisch als Ausklang des Sonntagsspaziergangs? „Des Abends kehr selig bei dir wieder ein und schlaf in den Himmel, den offnen, hinein!“

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