Pilotprojekt in Niederkassel Farmdroid bestellt das Feld selbstständig

Niederkassel · Der Arbeitskreis Drüber und Drunter setzt auf neue Technik: Auf einem Feld in Niederkassel testet er einen Roboter, der sät, Unkraut jätet und erntet. Das Pilotprojekt soll eine Alternative zum chemischen Pflanzenschutz sein.

 Robotik für die Zukunft testen Bernd Bulich (v.l.), Sebastian Kader, Martin Kaupe, Gottfried Kader und Uwe Nolting in Niederkassel.

Robotik für die Zukunft testen Bernd Bulich (v.l.), Sebastian Kader, Martin Kaupe, Gottfried Kader und Uwe Nolting in Niederkassel.

Wie von Zauberhand geführt zieht der Roboter seine Bahnen durch das Rübenfeld. 500 Meter legt die autarke Maschine in der Stunde zurück. Getrieben wird er von Solarenergie, die er in Batterien speichert. Er ist einer der ersten Agrar-Roboter auf der Welt, der ein Feld eigenständig bewirtschaften kann. Er macht das auf dem Feld des Niederkasseler Landwirts Gottfried Kader.

Landwirt Bernd Bulich, Vorstand des Arbeitskreises Drüber und Drunter, erklärt, warum sein Verein das Gerät angemietet hat: „Unser Verein ist einer der ältesten Wasserschutzorganisationen Deutschlands. Nun versuchen wir es mit der Robotic. Der Farmdroid kommt ohne Pflanzenschutzmittel und mit viel weniger Dünger aus und wir fragen uns, ob die Roboternutzung eine Alternative zum bisherigen Weg ist“.

Schutz gegen Tierunfälle

Auf der 6,5 Hektar großen Fläche von Gottfried Kader kommt der Roboter zum Einsatz. Der Landwirt erläutert seine Funktion: „Zunächst muss die Fläche ausgemessen werden, dann wird die Maschine eingestellt und fährt über GPS auf zwei bis vier Millimeter genau durch die Zuckerrüben. 36 Stunden hat der Roboter, der mit Sicherheitsseilen rundum gegen Tierunfälle geschützt ist, für die Aussaat auf einer Fläche benötigt, die mit herkömmlichen Maschinen in zweieinhalb Stunden erledigt gewesen wäre.“

Der Roboter wird zurzeit ständig getestet, nur so könne man herausfinden, was das Gerät wirklich kann, sagt Jürgen Lowis, Pressesprecher von Drüber und Drunter. Nach der Aussaat wurde der Roboter umgebaut und für das Hacken der Rüben vorbereitet. „Früher war es schwierig, Leute für diese harte Knochenarbeit zu finden“, so Bulich. Jetzt erledigt alles die Maschine.

Einsatz hat auch Nachteile

Doch nicht zur absoluten Zufriedenheit. Kader kennt die Nachteile: „Wenn der Roboter komplett alleine arbeitet, bleiben viele Beikräuter, wie etwa Melde und Kamille, stehen“. Die Rechnung sei dabei ganz einfach: eine Melde pro zwei Quadratmeter bringe zehn Prozent Ertragsverlust. Das Gerät ist zudem nicht für die Betreuung von Getreideflächen geeignet. 75 000 Euro Anschaffungskosten wären dafür wirtschaftlich nicht darstellbar.

68 der 70 in Dänemark entwickelten Agrarroboter sind in der ökologischen Landwirtschaft unterwegs, zwei Maschinen werden hier links und rechts des Rheins getestet. Die Miete für ein Jahr dieses Pilotprojektes zahlt zunächst die RheinEnergie Köln. Das Unternehmen ist Mitglied bei Drüber und Drunter.

Alternative zum chemischen Pflanzenschutz

Martin Kaupe, Leiter zentrale Aufgaben Wasserwirtschaft, weiß um die Notwendigkeit, sich um Alternativen zu bemühen. „Wir brauchen unbedingt Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz, selbst die kleinsten Schritte bringen Motivation für Mitarbeiter und Landwirte“.

Dem stimmt Uwe Nolting zu. „Für uns Wasserversorger ist gutes Grundwasser wichtig“, sagt der Technische Leiter der Stadtwerke Niederkassel. „Am liebsten ist uns Grundwasser, das frei von menschlichen Einflüssen ist. Der Roboter ist eine fantastische Möglichkeit, die Einsätze von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren.“

Bulich sieht das ähnlich: „Die Digitalisierung in der Landwirtschaft nimmt ständig zu, eine Mischung aus herkömmlicher und zukunftsorientierter Landwirtschaft könnte der Schlüssel für die Zukunft sein.“ Und Achim Roth, Agrarberater von Drüber und Drunter ergänzt: „Wir sind mit dieser Maschine weit vor der Zeit, aber jede Entwicklung benötigt einen Anfang“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort