Hennef und Cannabis Wie viel Hanf ist im Hanfbachtal?

Hennef · Die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis lenkt die Blicke in unserer Region auf einen kleinen Ortsteil von Hennef: den Ort Hanf im Hanfbachtal. Wer dort allerdings Cannabisplantagen erwartet, wird enttäuscht.

Was der Ortsname „Hanf“ mit der Pflanze zu tun hat, beschäftigte Forschende schon vor vielen Jahren. (Symbolfoto)

Was der Ortsname „Hanf“ mit der Pflanze zu tun hat, beschäftigte Forschende schon vor vielen Jahren. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Euphorie der Cannabisfreunde bekommt bei einem Blick in die Geschichtsbücher einen Dämpfer: Denn mit dem Rauschmittel hat der Ortsname überhaupt nichts zu tun. Hanf setzt sich aus den Wohnplätzen Meisenhanf, Hanfmühle und Halmshanf zusammen. Der Name bezieht sich auf den Hanfbach, der dem Ort und auch dem Hanfbachtal den Namen gab. Heimatforscher Helmut Fischer aus Stadt Blankenberg schreibt dazu bereits 1972 in seinen „Beiträgen zur Geschichte der Gemeinde Hennef“: „Der Name erscheint erstmals 948 in einer Urkunde. Es ist eindeutig von dem Bach die Rede, denn die Grenze des Oberpleiser Novalzehntbezirks folgt seinem Lauf, wie die Hanf fließt (lateinisch: sicut fluit Hanapha).“

Diebe stehlen Ortsschilder von Hanf

In den folgenden Jahrhunderten finde der Name verschiedene Ausprägungen: von „hanfft Bach“ im Jahr 1553 über „hanff“ und „hennffbach“ hin zu „Hanfabach“, bis sich schließlich die heutige Bezeichnung „Hanfbach“ durchsetze. „Will man eine Bestimmung versuchen, so bietet sich wohl mit einiger Verlässlichkeit die Herleitung von germanisch hanan ‚singen, tönen‘ an“, schreibt Fischer. Der Gewässername könne dann etwa „tönendes Wasser“ bedeuten.

Dennoch hat allein der Name des Ortes Anziehungskraft. So war von bandenmäßigem Raub die Rede, als Diebe 2020 alle sechs Ortsschilder des Ortes „Hanf“ in Hennef stahlen. Medien in der ganzen Region berichteten damals. Es war nicht der erste Diebstahl dieser Ortsschilder und sollte auch nicht der letzte gewesen sein. Dabei waren die Schilder sogar mit Popnieten befestigt, die an den Rahmen geschweißt waren. Das berichteten die Rheinischen Anzeigenblätter.

Anfang dieses Jahres fehlten die Schilder an fast allen Zufahrtstraßen des Ortseingangs. Dass sie bislang noch nicht ersetzt wurden, hat einen guten Grund: „Der Baubetriebshof tüftelt gerade an einer diebstahlsicheren Variante“, sagt Hennefs Pressesprecherin Mira Steffan. Wie viele Schilder im Laufe der Jahre schon abhandengekommen sind, weiß die Stadt nicht. „Der entstandene Schaden lässt sich nicht beziffern, weil der Baubetriebshof personell nicht so aufgestellt ist, dass er das nachhalten kann“, so Steffan. Die Kosten für ein Schild liegen bei rund 100 Euro. Hinzu kommen Transport- und Montagekosten. Für die Schilder an der Durchgangsstraße ist der Rhein-Sieg-Kreis zuständig, da es sich um eine Kreisstraße handelt. Hier stehen mittlerweile nur noch Tempo-50-Schilder, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. „Da hat Straßen NRW wohl schließlich kapituliert“, sagt die Pressesprecherin.

Hanf-Business in Hennef

Doch nicht nur Schilderdiebe, sondern auch Geschäftsleute schien der Ortsname in der Vergangenheit anzuziehen: Die Hanf-Messe „Cannabusiness“ fand von 1996 bis 1999 jährlich in Hennef statt. Kurz vor der Jahrtausendwende zog sie nach Angaben des Veranstalters 6000 Fachbesucher aus aller Welt an. Hanfprodukte, Treibhaustechnik und Raucherzubehör stellten die Anbieter damals vor. Hanftees gab es zu kaufen, einen neuen Hanfkaugummi präsentierten die Aussteller außerdem. „Kaum ein Produkt der internationalen Hanfwelt wird hier fehlen, außer Hanfsamen, die zum unerlaubten Anbau bestimmt sind“, sagte der Geschäftsführer der Veranstaltung, Emil Riechmann, seinerzeit der Taz.

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