Schülerbeförderung in Sankt Augustin Keine Heimfahrt für zehn Kinder

Sankt Augustin · Grundschule Pleiser Wald: Bus fährt Schüler des strukturierten Ganztags, die des offenen nicht. SPD will das ändern.

 Einen verpflichtenden Schulbus für die Kinder des offenen Ganztages möchte die SPD Sankt Augustin erreichen.

Einen verpflichtenden Schulbus für die Kinder des offenen Ganztages möchte die SPD Sankt Augustin erreichen.

Foto: Holger Arndt

Es ist die Gretchenfrage für den Nachhauseweg Birlinghovener Schulkinder von der Offenen Gemeinschaftsgrundschule (OGGS) Pleiser Wald in Niederpleis: Besuchen sie den strukturierten oder den offenen Ganztag? Das liegt daran, dass es in der Schülerfahrkostenverordnung des Landes einen wesentlichen Unterschied macht, ob ein Schüler am offenen oder am strukturierten Ganztag teilnimmt.

Beim strukturierten Ganztag – wenn der Unterricht also verpflichtend auf den ganzen Tag verteilt ist – muss der Schulträger die Schüler nach Hause bringen. Beim offenen Ganztag – einem freiwilligen Betreuungsangebot – ist er dazu nicht verpflichtet. Heißt: Für die Stadt wäre es eine freiwillige Leistung, den Schulbus für die aktuell zehn Kinder aus Birlinghoven zu organisieren, die den offenen Ganztag besuchen. „Warum sollen diese beiden Formen unterschiedlich bewertet werden? Es geht in beiden Fällen um Kinderbetreuung“, sagte der Schulausschussvorsitzende Denis Waldästl dem General-Anzeiger.

Daher soll sich das nach Waldästls Meinung ändern. Deshalb hat der Sankt Augustiner SPD-Ortsverband einen Antrag formuliert und bei der Landes-SPD eingereicht. Auf dem Landesparteitag im September soll er diskutiert werden. Das Ziel: Die rot-grüne Landesregierung soll in Zukunft den strukturierten und den offenen Ganztag bei der Schülerbeförderung gleichstellen.

Wie berichtet, hat Birlinghoven als einziger Stadtteil keine Grundschule, dementsprechend müssen die Kinder in benachbarte Stadtteile fahren – etwa zur OGGS Pleiser Wald. Morgens ist der Schulweg kein Problem für die Birlinghovener Kinder, weil ein Schulbus fährt. In der Nachmittagsbetreuung sieht das anders aus, je nachdem, ob sie eben die freiwillige, offene Variante oder die verpflichtende, strukturierte Variante besuchen. Insgesamt 260 der 409 Schüler nutzen das Nachmittagsangebot, davon 27 aus Birlinghoven. Zehn besuchen den herkömmlichen offenen Ganztag, 17 den strukturierten. Laut Waldästl endet der Unterricht zu unterschiedlichen Zeiten. Heißt: Die 17 Kinder holt ein Bus, die anderen zehn nicht. Waldästl sagte: „Warum dürfen die 17 mit dem Bus nach Hause fahren und die anderen zehn müssen schauen, wie sie heimkommen? Das kann ja nicht sein.“

Schon in der Vergangenheit hatte die Transportfrage Probleme bereitet. Im Schuljahr 2013/2014 etwa richtete die Stadt eigens einen Bus für sieben Schulkinder aus Birlinghoven ein. Kostenpunkt laut Stadtsprecherin Eva Stocksiefen: 21.000 Euro. Im Jahr 2014 stellte die Stadt das Angebot dann ein, weil eine Überprüfung ergeben habe, dass das Ganztagsangebot an der OGGS freiwillig sei – im Gegensatz zur strukturierten Form. Die Stadt hatte die 21.000 Euro also freiwillig ausgegeben. Es ist keine pflichtige Aufgabe wie etwa die Beförderung der Schüler der strukturierten Variante. Das bedeutete damals wie heute: Will sie das Angebot wieder einführen, muss sie an anderer Stelle sparen, schließlich befindet sich die Stadt im Haushaltssicherungskonzept.

Die Stadt hatte laut Stocksiefen in der Vergangenheit schon beim Land nachgehakt, ob eine Gleichstellung möglich sei. Für die Stadt hieße diese Anpassung: Der Schulbus wäre verpflichtend, die Stadt müsste ihn zahlen. Das hört sich zunächst negativ an, bedeutet aber auch: Die Stadt könnte das Geld ausgeben, ohne an den freiwilligen Leistungen wie etwa der Kulturförderung zu sparen – der Bus wäre ja verpflichtend. „Aber vom Land kam das Signal, dass die Gleichstellung nicht gewollt ist“, sagte Stocksiefen. Das Land habe dafür vor allem die Kosten als Grund genannt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort