Interview mit Bernd Ulrich Amigos-Sänger: "Die nächste CD machen wir in Hennef"

SIEGBURG · Die "Amigos" verkaufen Millionen von Platten, nun kommen sie nach Siegburg. Im Interview spricht Bernd Ulrich über Schlagerklischees, Erfolg und die Entbehrungen einer Bühnenkarriere.

Scheuen auch sensible Themen nicht: Karl-Heinz und Bernd Ulrich (r.).

Scheuen auch sensible Themen nicht: Karl-Heinz und Bernd Ulrich (r.).

Foto: Privat

Ihr Name beschreibt eine herausragende deutsche Schlager-Karriere. Die Brüder Bernd (62) und Karl-Heinz Ulrich (64) musizieren als "Amigos" bereits seit Jahrzehnten zusammen. Was auf kleineren Veranstaltungen und Volksfesten 1970 anfing, ging zunächst nur schleppend nach oben. Erst brachte ein Radiosender ab und an die Lieder der Amigos, dann bot der TV-Verkaufssender "Shop 24" an, die CDs zu vertreiben.

Als die "Amigos" dann 2006 bei "Achims Hitparade" auftraten und den Titel "Musikantenkaiser" erhielten, starteten die Karriere durch. Die Amigos wurden nach mehr als drei Jahrzehnten ihres Bestehens schlagartig nach oben katapultiert. Millionen verkaufter Platten, mehrfach Gold und Platin, drei Mal "Die Krone der Volksmusik", der Echo (2011) und viele andere mehr.

Am 25. Oktober machen die beiden im Rahmen ihrer Tournee "Bis ans Ende der Zeit" auf der Bühne der Rhein-Sieg-Halle Station in Siegburg.

Ihre volkstümlichen Schlager sprechen ihren Fans aus der Seele. Sie feiern ihre Konzerte wie Familienfeiern. Wie erklären Sie sich das?
Bernd Ulrich: Wir sprechen über alles, was die Menschen bewegt. Und da unsere Fans meist schon etwas mehr Lebenserfahrung besitzen, ist ihnen kein Thema fremd. Bei uns finden sie Lieder, die ein bisschen anders sind als das, was man sonst vom deutschen Schlager erwartet.

Welche Klischees brechen Sie denn?
B. Ulrich: Deutsche Schlager werden gerne in die Schublade von der heilen Welt getan. Unsere Lieder behandeln auch unbequeme Themen wie Obdachlosigkeit, Tod und Kindesmissbrauch.

Wann haben Sie musikalisch angefangen?
B. Ulrich: Musiziert haben wir schon von Kindesbeinen an. Mit unserem Auftritt in "Achims Hitparade" wurden wir 2006 dann schlagartig einem größeren Publikum bekannt. Gewartet haben wir auf diesen Durchbruch aber eigentlich gar nicht, denn wir haben immer Spaß gehabt.

Bis zu ihrem Durchbruch haben Sie noch als Bierbrauer und Ihr Bruder als Lkw-Fahrer gearbeitet. Dann kamen immer mehr Auftritte und Auszeichnungen. Vermissen Sie heute das "normale" Leben?
B. Ulrich: Alles hat zwei Seiten. Trotz aller Erfolge leiden die Treffs mit Freunden, Kindern und Enkelkindern. Wir halten zwar täglich telefonisch Kontakt, doch es ist nicht dasselbe.

Sie sind Brüder und nennen sich "Amigos" - Freunde. War das schon immer so?
B. Ulrich: Ich kann mich tatsächlich nicht zurück entsinnen, jemals einen ernsthaften Streit mit meinem Bruder gehabt zu haben. Auch musikalisch sind wir auf einer Linie.Wir haben eine Vorstellung, ein Ziel und denken gleich über das, was wir machen.

Und wie ist es mit der Zusammenarbeit: Wer komponiert, wer textet?
B.Ulrich: Wir machen beides zusammen und haben über 500 Titel geschrieben. Seit einiger Zeit arbeiten wir mit dem Hennefer Michael Dorth zusammen. In seinen Studios haben wir die vergangene CD aufgenommen. Als Komponist ist er für uns der dritte Amigo - wir ergänzen uns prima.

Sie treten nicht nur im deutschsprachigen In- und Ausland auf, sondern auch in den Niederlanden oder in Kanada. Wird dort auch alles mitgesungen?
B. Ulrich: Viele versuchen es, aber man kann Musik ja auch nur fühlen. Wir hatten jetzt auch eine Anfrage aus Dänemark. Darauf sind wir sehr gespannt.

Gold- und Platinplatten, der Echo, der Titel "Musikantenkönig" - welche Ihrer vielen Auszeichnungen liegt ihnen besonders am Herzen?B. Ulrich: Alle machen uns stolz, natürlich besonders der Echo, aber auch, dass wir von unserem Regierungspräsidenten gerade frisch zum Botschafter des Landes Mittelhessen gemacht wurden.

Bis Ende 2014 ist ihr Terminkalender bereits prall gefüllt: Was machen Sie, wenn Sie Zuhause sind?
B. Ulrich: Wir versuchen, erst mal runterzukommen von der Tourenanspannung: Zuhause warten Schreibtischarbeiten, Interviews und Vorbereitungen auf den nächsten Auftritt...

Ihre Lieder sind ein klares Bekenntnis zur deutschen Sprache. Das war bei Ihrer Gründung vor 43 Jahren eher innovativ?
B. Ulrich: Stimmt. Alles sang Englisch und wir werden bis heute noch davon geprägt und begleitet. Schauen Sie nur in die Werbung. Wir hauen uns ein Stück eigener Kultur kaputt, wenn keiner mehr das deutsche Liedgut achtet.

"In unserem Herzen sind wir für immer jung": So lautet Ihr aktueller Hit. Spüren Sie die intensiven Bühnenjahre eigentlich selbst?
B. Ulrich: Es kann keiner das Alter aufhalten. Aber uns geht es gut, wir gehen regelmäßig zu gesundheitlichen Checks und wenn man durch den Bühnenvorhang schaut und 2000 Menschen sieht, die auf unseren Auftritt warten, dann macht das einfach einen riesigen Spaß. Das Feuer brennt noch...

Apropos: Beim Durstlöschen - was halten Sie als hessischer Bierbrauer von einem kühlen Kölsch?
B. Ulrich: Ich bin ehrlich: Ich trinke lieber Pils. Und auf Touren haben wir absolutes Alkohol-Tabu. Oft fahren wir 800-Kilometer-Strecken selber. Da ist uns unsere Gesundheit viel wertvoller, als sich abends ein paar Bier hineinzuschütten.

Wie sieht ihre Zukunftsplanung aus?
B. Ulrich: Als nächstes produzieren wir in Hennef ein Cover-Album mit deutschen Schlagern der 60er. Was genau, wird noch nicht verraten.

Die "Amigos"

Die Brüder Bernd und Karl-Heinz Ulrich gründeten 1970 die volkstümliche Schlager-Gruppe "Amigos" im mittelhessischen Villigen. Dritter Mann der Gruppe war Witpold Piwonsky, der bis zu seinem Tod 2008 als Keyboarder dabei war.

Nach drei Jahrzehnten hatte das Duo seinen Durchbruch mit dem Fernsehauftritt bei "Achims Hitparade" und dem dort erhaltenen Titel "Musikantenkönig". Zu ihren größten Erfolgen zählt "Der helle Wahnsinn", "Ein Tag im Paradies" und "Mein Himmel auf Erden". Als Botschafter des "Weißen Rings" setzen sich die "Amigos" gegen Kindesmissbrauch ein.

Ohne Scheu vor sensiblen Themen gehen die "Amigos" solche Themen auch musikalisch an. Anfang September wurden Bernd und Karl-Heinz Ulrich durch den Regierungspräsidenten zum Botschafter Mittelhessens ernannt. Am 25. Oktober gastiert das Duo in der Rhein-Sieg-Halle.Tickets gibt es an der Rhein-Sieg-Halle und bei BonnTicket in den GA-Zweigstellen.

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