Verkehrsunfallstatistik 2013 Zahl der Toten im Rhein-Sieg-Kreis hat sich vervierfacht

RHEIN-SIEG-KREIS · Im Rhein-Sieg-Kreis sind 2013 so viele Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen wie seit acht Jahren nicht mehr: 16 Menschen starben, das sind zwölf mehr als 2012, was einer Steigerung um 300 Prozent oder einer Vervierfachung entspricht.

Ein 74-jähriger Fußgänger starb bei einem Unfall mit Fahrerflucht in Sankt Augustin.

Ein 74-jähriger Fußgänger starb bei einem Unfall mit Fahrerflucht in Sankt Augustin.

Foto: Axel Vogel

"Jeder Einzelne ist einer zu viel", betonte Polizeihauptkommissar Stephan Blume. Der kommissarische Leiter des Fachbereichs Verkehr bei der Polizeidirektion Rhein-Sieg stellte in Siegburg gemeinsam mit Landrat Frithjof Kühn als Chef der Kreispolizeibehörde und dem Leitenden Polizeidirektor Günter Brodeßer die aktuelle Verkehrsunfallstatistik für den rechtsrheinischen Kreis ohne Königswinter und Bad Honnef vor.

Die besagt auch, betonte Brodeßer, "dass es nirgendwo in NRW so unwahrscheinlich ist, in einen Unfall verwickelt zu werden wie hier". Die Unfallhäufigkeitszahl von 2199 Unfällen pro 100.000 Einwohner ist im Landesvergleich (Durchschnitt: 3188) die niedrigste. Insgesamt gab es an Rhein und Sieg 8204 Verkehrsunfälle und damit 0,6 Prozent mehr als 2012. Darauf entfielen 1015 Unfälle mit Personenschaden, 0,9 Prozent weniger als im Vorjahr.

Aber "leider wurden insgesamt mehr Menschen verletzt, nämlich 1305", sagte Frithjof Kühn. Er ging besonders auf die 16 Todesfälle ein und bezeichnete vor allem die Tatsache, dass sich 15 davon in der zweiten Jahreshälfte ereigneten, als "sehr ungewöhnlich". Kühn hob jedoch hervor, dass gerade bei diesen Fällen meist Faktoren im Spiel seien, die die Polizei kaum beeinflussen könne, etwa zu hohes Tempo, Alkohol oder Drogen oder Fehler am Fahrzeug.

Am präsentesten, weil noch nicht aufgeklärt, ist der Unfall, bei dem im Dezember auf der Bonner Straße in Sankt Augustin ein 74-jähriger Mann getötet wurde, der gerade bei grüner Fußgängerampel die Straße überquerte. Der Täter, der zuvor zwei Autos vor der für ihn Rot zeigenden Ampel überholt hatte, flüchtete.

Auch der Fall der Frau, die, offenbar nach einem Ehestreit, aus dem Auto ihres Mannes sprang und überfahren wurde, ist in Erinnerung geblieben. Blume ging auf alle Todesfälle einzeln ein und berichtete, dass bei zwei Unfällen Vorerkrankungen des Fahrers Auslöser waren, bei zwei weiteren konnte dies nicht ausgeschlossen werden.

Ein Opfer war nicht angeschnallt und wurde aus dem Fahrzeug geschleudert, einmal waren Drogen im Spiel, ein Radfahrer starb, weil er keinen Helm trug und schwerste Kopfverletzungen erlitt, und drei verunglückte Kradfahrer waren zu schnell unterwegs. "Solche Unfälle können wir leider nicht verhindern", sagte Günter Brodeßer, "aber wir versuchen, durch Prävention eine Verhaltensänderung herbeizuführen."

[kein Linktext vorhanden]Überhaupt bleibt das Tempo "Unfallursache Nummer eins", so Blume. Seit 2009 führt die Polizei regelmäßig gezielte und konzentrierte Geschwindigkeitskontrollen durch - mit Erfolg, wie der Direktionsleiter meinte: "Die Unfälle mit Ursache überhöhte Geschwindigkeit haben sich seitdem fast halbiert." Durch eine bessere Auswertung der Daten habe die Polizei eine wesentlich "höhere Trefferquote": "Das zeigt, dass wir zu den richtigen Zeiten an den richtigen Orten stehen", sagte Blume.

Auch dass 2013 weniger Motorradfahrer verunglückten, hob der Hauptkommissar positiv hervor. Die Zahl der verletzten Kinder sei in den vergangenen Jahre kontinuierlich gesunken, stagniere seit vier Jahren jedoch. Im Fokus stehen weiterhin auch Jugendliche und junge Erwachsene, die überdurchschnittlich oft Opfer oder Verursacher von Unfällen werden. Auch hier setzt die Polizei vor allem auf Prävention, sagte Brodeßer: "Wir dürfen nicht nachlassen im Bestreben, unsere Straßen noch sicherer zu machen."

Zum Start der Motorradsaison veranstaltet die Polizei am Sonntag, 6. April, einen Bikertreff an der B478 in Ruppichteroth, um die Fahrer präventiv zu schulen. Weitere Infos werden noch bekannt gegeben.

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