Der ruhende Pol im Telefonchaos

Ein Urgestein der Bonner Fußballberichterstattung - General-Anzeiger-Mitarbeiter Manfred Gillo hört nach 34 Jahren auf

  Generationenvertrag:  Manfred Gillo hat mit Generationen von Fußballtrainern in der Region zusammengearbeitet.

Generationenvertrag: Manfred Gillo hat mit Generationen von Fußballtrainern in der Region zusammengearbeitet.

Foto: Ronald Friese

Bonn. (pan) Ein Urgestein der regionalen Fußballberichterstattung unserer Zeitung hört auf. Manfred Gillo packt nach 34 Jahren seine Sachen und verabschiedet sich am Samstag im Sportpark Nord, wie es sich gehört, mit einem Fußballspiel Journalisten gegen Trainerauswahl. Den Ruhestand wird er in seiner neuen Heimat Ostfriesland erleben.

Einer geht, der dem Leser und dem lokalen Fußball im wahrsten Sinne des Wortes über drei Jahrzehnte als freier Mitarbeiter gedient hat. Viele lange Jahre bis auf Winterauszeit und Sommerpause jeden Sonntag im Einsatz. An Ausfallzeiten können wir uns nicht erinnern.

Selbst die Familie oder beruflich bedingte Rundreisen durch ganz Deutschland waren kein Hinderungsgrund. Warum? Aus Liebe zum Sport im allgemeinen und zum Fußball im Besonderen.

Die beruflichen Stationen von Manfred Gillo, der 1941 in Bad Godesberg geboren wurde und an der Otto-Kühne-Schule das Abitur machte: Zunächst Beamter beim Fernmeldeamt Bonn bis 1972. Dann bis 1976 Pädagogik-Studium in Bonn. Seit 1976 beim Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften in Sankt Augustin. Dort zuletzt Leiter des Pressereferats.

Die Liebe zum runden Leder muss tiefenpsychologoisch gewachsen sein. Fußball war im Elternhaus tabu. Oma kaufte die ersten Fußballschuhe, die abseits vom Platz im Keller versteckt werden mussten. Die Geheimniskrämerei hatte ein Ende, als 1958 der SC Muffendorf gegründet und Vater Gillo in den Vorstand gewählt wurde.

Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Werner Opper, der vom GFV als Vertragsspieler zum 1. FC Köln wechselte, wurde der prägende Trainer. In den letzten Schuljahren war Gero Bisanz, später FC-Spieler und Trainer der Frauen-Nationalmannschaft, der Sportlehrer an der Schule. Mitte der 60er Jahre hat sogar Fritz Walter für einige Tage im Hause Gillo gewohnt.

Die eigene Fußballkarriere wurde dann allerdings jäh durch eine schwere Verletzung beendet. Manfred Gillo wurde Schiedsrichter und Anfang der 80 er Jahre Vorsitzender beim SC Villip. Für seine Verdienste hat ihm der Fußballverband Mittelrhein die Goldene Ehrennadel verliehen.

Seit Anfang 1969 ist der "Manfred" beim General-Anzeiger aktiv. Erster Bericht: Bezirksklassenspiel SV Roleber mit dem verstorbenen Turaner Willi Steinbach als Trainer gegen den SVS Morsbach. Aus den gelegentlichen Einsätzen wurden feste Zuständigkeiten, vorübergehend auch in der Lokalredaktion. Für die Finanzierung des Studiums ein willkommenes Zubrot.

1976 hatte Manfred Gillo dann die Wahl Außenredakteur beim GA zu werden oder Lehrer im Sauerland. Er entschied sich für den Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften. Der General-Anzeiger blieb sein berufliches Zuhause, "weil es mir Wege geebnet hat, beruflich das zu tun, was mich zufriedenstellt, mir Spaß macht."

Was jetzt in der Sportredaktion? Freie Mitarbeiter wie Gillo gibt es nicht mehr. Sie sind heute nicht schlechter, aber anders. Dass einer über drei Jahrzehnte als freier Mitarbeiter bei der Fahne bleibt, ist kaum noch vorstellbar.

Schon vor 25 Jahren hieß es in der Beurteilung des damaligen Ressortleiters: "Manfred Gillo, erfahrenster und ältester Mitarbeiter, betreut seit vielen Jahren zur vollsten Zufriedenheit die Fußball-Landes-und Bezirksligen, inzwischen als Routinier in der Computereingabe der Ergebnisse und Tabellen geradezu unersetzlich." So war es bis zum letzten Spieltag.

Bei uns wird es weitergehen und Manfred Gillo wird mit einem neuen Fahrrad auf den Deichen Ostfrieslands ein neues Sonntagsgefühl entwickeln. Uns bleibt die Erinnerung an einen immer freundlichen und ausgeglichenen Kollegen, der beruflich bedingt seine Vorschauen auf das Wochenende von den Regionalflughäfen der Republik absetzte.

Spätestens am Sonntag kurz nach 17 Uhr war Manfred im Heimathafen an der Dransdorfer Justus-von-Liebig Straße. Dann war er der ruhende Pol im Telefonchaos, wenn hunderte von Ergebnissen abgefragt wurden.

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