Alarm am Strangheidgesweg Der VfL Alfter steckt in der Krise

BONN · Der VfL Alfter ist in der Fußball-Mittelrheinliga auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. Uwe Emons, der Macher beim VfL, muss eingestehen: „Diese Situation kennen wir nicht. Wir sind im Moment alle ratlos.“

 Ein Ausfall, der den VfL Alfter hart traf: Cenk Durgun (links) laboriert an einem Kreuzbandriss.

Ein Ausfall, der den VfL Alfter hart traf: Cenk Durgun (links) laboriert an einem Kreuzbandriss.

Foto: Henry

Seit fast drei Jahrzehnten ist Uwe Emons der Motor des VfL Alfter, früher als Obmann, jetzt als Vorsitzender. Eine Saison wie die aktuelle hat er nach eigenem Bekunden noch nicht erlebt. Eineinhalb Jahre nach dem sportlich größten Erfolg des VfL, Platz zwei hinter Regionalliga-Aufsteiger Bonner SC in der Saison 2015/16, ist der Vorgebirgsclub in der Fußball-Mittelrheinliga auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. Vorletzter mit sechs Punkten aus neun Spielen: Für einen Verein, der jahrelang immer unter den Top sechs der Verbandsliga platziert war, der sich packende Duelle mit dem BSC lieferte, ein Schreckensszenario. Und Emons, der Macher beim VfL, muss eingestehen: „Diese Situation kennen wir nicht. Wir sind im Moment alle ratlos.“

Es ist einiges zusammengekommen, das zur Misere beigetragen hat. Die Fehler, das bekräftigt Emons, seien vor der Saison gemacht worden. Auch von ihm, wie er einräumt. Dazu gehört offenbar auch die Besetzung des Trainerpostens. Deniz Bakir, im Jahr zuvor Assistent von Jürgen Kohler und vor der Saison als Nachfolger des Weltmeisters von 1990 zum Cheftrainer befördert, verließ den VfL schon nach fünf Spieltagen. Es passte nicht.

Im Rückblick sagt Emons: „Es ist kein Geheimnis, dass ich kein Befürworter dieser Personalie war. Ich hatte ein schlechtes Gefühl.“ Er ließ sich nach eigenen Worten überzeugen, auch von Jürgen Kohler, der seinen langjährigen Vertrauten empfahl. Nach dessen Abschied bemängelten sowohl Interimstrainer Dieter Neuhaus als auch der als Bakir-Nachfolger verpflichtete Hermann-Josef Werres erhebliche Fitnessrückstände bei den Spielern.

Abgänge konnten nicht aufgefangen werden

Das zweite Puzzleteil, das Licht ins Absturz-Dunkel bringen könnte, ist die Verletztenmisere. „Wenn acht Stammspieler zum Teil monatelang ausfallen, lässt sich das nicht kompensieren“, sagt Emons. Alfters sportliche Krise hängt auch an den gerissenen Kreuzbändern von Cenk Durgun, Mehmet Dogan und Tim Lünenbach. Zum Kranken-Stammpersonal zählten daneben Torjäger Bayram Ilk, Christian Hoerner, Patrick Dietz und Kevin Kolz.

Auch bei der Auswahl der Neuverpflichtungen bewiesen die Vorgebirgler nicht das glücklichste Händchen. Spieler wie Rachid Eckart oder Ioannis Foukis haben die hohen Erwartungen bislang nicht erfüllt, die Abgänge der Mittelfeldstrategen Burim Mehmeti und Mory Konate konnten zudem nicht annähernd aufgefangen werden.

Was macht Emons Hoffnung? „Der Trainer“, sagt der VfL-Vorsitzende. Was zunächst überrascht, weil auch Werres aus Ergebnissicht die Talfahrt nicht zu stoppen vermochte. „Werres ist ein alter Fahrensmann. Ich bin überzeugt, dass er uns da raushaut. Wir müssen uns irgendwie in die Winterpause retten und dann nach einer guten Vorbereitung eine Aufholjagd starten.“ Mit Werres. Der frühere Profi, der nach eigenem Bekunden die Mannschaft erst einmal nur bis zur Winterpause übernehmen wollte, soll längerfristig am Strangheidgesweg arbeiten. „Ich gehe davon aus, dass er weitermacht“, ist Emons überzeugt.

Werres will Alfter zurück in die Spur bringen

Werres selbst spricht von der größten Herausforderung seiner Trainerlaufbahn. „Ein Drittel der Mannschaft kann nicht regelmäßig trainieren, dazu kommen die Verletzten. Alternativen habe ich nicht. Das ist ein Teufelskreis. Als Trainer bist du die ärmste Sau. Auch wenn die Lage besorgniserregend ist: Vor Problemen bin ich noch nie davongelaufen.“ Werres will Alfter also zurück in die Spur bringen.

Und wenn nicht? Über das schlimmste Szenario, einen Abstieg, will der langjährige Vorsitzende Emons gar nicht nachdenken. „Das wäre eine Katastrophe für den Verein. Dann wieder zurückzukehren, wäre schwierig.“ Ob der Vorsitzende in dem Fall noch Emons heißen würde? „Nein“, sagt der VfL-Boss. „Dann würde ich meinen Posten räumen.“

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