Ulm klaut Baskets erstes Finalspiel Bonnern werden beim 73:79 gegen Ulm schlechte Trefferquoten zum Verhängnis

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn haben das erste Finalspiel um die deutsche Basketballmeisterschaft verloren. Gegen ratiopharm Ulm hieß es am Ende 73:79 - die erste Niederlage nach 25 Siegen in Serie.

 Reichlich Gesprächsbedarf gab es für TJ Shorts und die Telekom Baskets Bonn.

Reichlich Gesprächsbedarf gab es für TJ Shorts und die Telekom Baskets Bonn.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Wer nicht trifft, kann nicht gewinnen. Die Telekom Baskets Bonn müssen nach 25 Siegen in Serie ihre erste Bundesliga-Heimniederlage in dieser Saison hinnehmen und liegen in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft gegen den Favoritenschreck ratiopharm Ulm mit 0:1 zurück. Die Baskets kämpften, konnten aber nicht ihre beste Leistung abrufen und mussten sich letztlich aufgrund schlechter Trefferquoten mit 73:79 (20:20, 15:22, 17:13, 21:24) geschlagen geben. Gefeiert wurden sie dennoch so, als hätten sie gewonnen.

„Ulm hat seinen Gameplan ausgeführt und mit seinen Stärken gespielt. Wir hatten uns anderes vorgenommen. An beiden Enden des Feldes“, sagte Sebastian Herrera nach der Partie, nicht ohne einen kampflustigen Hinweis: „Es war Spiel eins, und es wird noch eine lange Serie.“ Sein Trainer blickte ebenfalls gleich nach vorn: „Jetzt analysieren wir, finden Lösungen und gewinnen Spiel zwei.“

Dass die Baskets in diesem Finale stehen, ist nach der Hauptrunde wenig überraschend. Mit nur zwei Niederlagen insgesamt in Berlin und Ludwigsburg und einer blitzsauberen Heimbilanz gingen sie als Tabellenerster mit Heimrecht bis ins Finale in die Playoffs. Basketball-Deutschland ist elektrisiert und – sieht man von den beiden Euroleague-Standorten ab – erfreut, dass es einen neuen deutschen Meister geben wird. Einen, der zuvor noch keinen nationalen Titel gewonnen hat. Bonn ist fünfmal Vizemeister, Ulm dreimal.

Dafür, dass es diese besondere Konstellation gibt, zeichnen die Schwaben verantwortlich, sie schalteten im Viertelfinale den amtierenden Meister Alba Berlin (3:1) und den Pokalsieger FC Bayern München (3:0) aus. Nach einem schwierigen Saisonstart verpflichteten die Ulmer nach und kamen mit aufsteigender Formkurve auf Platz sieben ins Ziel. Berlin und Bayern rausgeschmissen und trotzdem nicht der Favorit.

Die Telekom Baskets xx gegen Ulm
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Telekom Baskets verlieren Endspiel gegen Ulm

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In die Partie startete die Mannschaft von Cheftrainer Anton Gavel aber besser als die Baskets, bei denen Headcoach Tuomas Iisalo wieder TJ Shorts, Tyson Ward, Jeremy Morgan, Finn Delany und Leon Kratzer als Starter in die Partie schickte. Es wurde schnell deutlich, dass sich die Ulmer den Umgang insbesondere mit Shorts bei Ludwigsburg abgeschaut hatten. Das allerdings führte zu einer schon früh recht hohen Foulbelastung. Mit Tommy Klepeisz, Bruno Caboclo und Karim Jallow hatten drei Ulmer schon nach dem ersten Viertel zwei Vergehen auf dem Konto, zur Halbzeit waren es jeweils drei.

Das zentrale Bonner Problem waren die Trefferquoten. Unter 30 Prozent aus der Distanz, im Zwei-Punkte-Bereich und an der Freiwurflinie. Dank der Rebounds und der gut eingestellten Defensive stand es nach Viertel eins ausgeglichen 20:20. Die Bonner Coaches berieten in der Viertelpause an der Freiwurflinie, was zu tun sei, das Kampfgericht kämpfte mit der Technik.

Der Bonner Dreier übte sich weiter in vornehmer Zurückhaltung, auf der Gegenseite traf Brandon Paul gleich zwei hintereinander und brachte fünf Punkte Differenz zwischen die Kontrahenten (26:31, 15.). Iisalo hatte Gesprächsbedarf. Welche Karten die Bonner unter den 6000 auch immer ergattert hatten, es waren mehrheitlich Stehplätze. Kaum jemand saß. Als Herrera aus der Distanz zum 31:31 traf, brach erleichterter Jubel in Playoff-Lautstärke los.

Der Dreier sollte aber zunächst ein Einzelstück bleiben. Angesichts der weiter lauen Quoten war ein Sieben-Punkte-Rückstand zur Pause aus Bonner Sicht noch erträglich (35:42). Dennoch: Das ging besser. Das musste besser gehen. Die Defensive stand stabil, offensiv war Geduld gefragt. Viele Partien hatten die Baskets in dieser Spielzeit in Bundesliga und Champions League mit dem Wissen, die richtigen Lösungen zu finden, auf ihre Seite gezogen, aber hier zog ein ordentliches Kaliber am anderen Ende der Partie.

Manchmal ist es erstaunlich, was eine Halle so richtig in Wallung bringen kann; in diesem Fall waren es drei vergebene Freiwürfe von Paul, auf der Gegenseite verkürzte Herrera den zwischenzeitlichen Zehn-Punkte-Rückstand auf 42:48 (25.), Deane Williams stellte mit einem Frei- und einem Distanzwurf wieder Tuchfühlung her (46:48, 26.). Der kleine Vorsprung blieb den Ulmern, doch sie spürten jetzt deutlich den heißen Atem der Baskets – und da war ja auch noch ihre hohe Foulbelastung, die mit zunehmender Spielzeit noch zum Faktor werden konnte.

Der Wille der Baskets zeigte sich jetzt in jeder Aktion und er wurde in der 32. Minute mit dem Ausgleich belohnt. Ward nahm an der 6,75-Linie Maß – und der Ball kreiselte zum 55:55 in den Korb. Doch die Führung wollte die Seiten nicht wechseln. Die Fans bemühten sich zunehmend, das Unterfangen zu unterstützen. Doch als Klepeisz per Dreier auf 63:57 für die Ulmer stellte, musste Iisalo wieder per Auszeit unterbrechen.

Aber der Rückstand wuchs, Iisalos Ansagen wurden eindringlicher, die Uhr lief herunter. Und plötzlich fiel der Bonner Dreier. Zuerst ein wilder von Hawkins, dann Morgan nach einer willensstarken Offensivsequenz. Morgan setzte nach einem Ballgewinn noch einen drauf und die Baskets waren wieder dran (67:68, 37.). Und jetzt übernahm Shorts. Bei noch einer Minute auf der Uhr glich er zum 73:73 aus, doch dann traf Brandon Paul mit all seiner Erfahrung aus der Distanz zum 76:73, die Bonner Heimserie ging zu Ende.

Bonn: TJ Shorts 20/1 Dreier (7 Assists), Tyson Ward 7/1 (8 Rebounds), Michael Kessens, Sebastian Herrera 8/2, Javontae Hawkins 11/1, Jeremy Morgan 15/3, Leon Kratzer 5, Finn Delany, Zach Ensminger, Jonas Falkenstein.

Ulm: Yago dos Santos 19/4 (9 Assists), Brandon Paul 18/5, Robin Christen 3/1, Nicolas Bretzel, Philipp Herkenhoff, 3 Juan Nunez 6/1, Thomas Klepeisz 9/2, Joshua Hawley 5 (9 Rebounds), Karim Jallow 2, Fedor Zugic 7/1, Bruno Caboclo 7, David Fuchs.

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