Besondere Beziehung zu Bad Godesberg Wiedersehen mit Bonner Stadtschreiber im Buch und in Person

Bad Godesberg · David Wagner war Bonns Stadtschreiber des Jahres 2021. Zu Bad Godesberg hat er eine besondere Verbindung. Der 51-Jährige hat in seinem neuen Buch auch zahlreiche Beobachtungen eingewoben, die aus seiner Stadtschreiber-Zeit stammen. Am 6. Dezember gastiert der Wahl-Berliner für eine Lesung im Bonner Süden.

David Wagner war während seiner Zeit als Bonner Stadtschreiber oft in Bad Godesberg. Archivfoto: Axel Vogel

David Wagner war während seiner Zeit als Bonner Stadtschreiber oft in Bad Godesberg. Archivfoto: Axel Vogel

Foto: Axel Vogel

In der Bad Godesberger Fußgängerzone stehen zwischen zwei Weihnachtsbuden zwei Mädchen mit Cello und Querflöte, die eine vielleicht neun, die andere zehn Jahre alt. Das Repertoire besteht aus Adventsliedern. „Es klang auf anrührende Weise unbeholfen“, vermerkt der Beobachter und Ich-Erzähler des Buchs „Alle Jahre wieder".

Denn die Mädchen hinter den aufgeklappten Notenständern seien sicher örtliche Musikschulkinder gewesen, denen die Verlegenheit deutlich anzumerken war. „Wahrscheinlich hatten ihre Mütter sie zu diesem Fußgängerzonenauftritt überredet“, vermutet der Buchautor. Und sicher hätten diese Mütter sie auch aus dem Hintergrund heraus überwacht. „Denn wer lässt sein Kind schon allein in der Fußgängerzone Cello spielen?“

Mit Stipendium aus Berlin an den Rhein

Der Buchautor ist der Berliner Schriftsteller David Wagner. Der 51-Jährige war Bonns Stadtschreiber des Jahres 2021. Er lebte und arbeitete dank des Godesberger Ferdinande-Boxberger-Literaturstipendiums drei Wintermonate lang hier am Rhein. Und hat in dieser Zeit unter anderem an diesem erneut autobiografischen Buch geschrieben. „Kommst du Weihnachten nach Hause, Große? Und was wünschst du dir?“, beginnen sowohl das Buch als auch ein Telefongespräch zwischen einem Vater und seiner inzwischen erwachsenen Tochter.

Doch die beiden Protagonisten von Wagners Weihnachtserzählung haben sich weit mehr mitzuteilen, als in einen kurzen Anruf passen würde. Mit Emphase, aber immer auch einem Augenzwinkern werden die Festrituale der gemeinsamen Jahre noch einmal durchdekliniert, zum Teil liebevoll verklärt und dann hinterfragt.

Vater ist die Verbindung nach Bad Godesberg

Der in Andernach geborene Wagner hat im Jahr 2000 schon seine rheinischen Kindheitserlebnisse mit Bonn-Bezug in seinem Debütroman „Meine nachtblaue Hose“ verarbeitet. Im Roman „Der vergessliche Riese“ von 2019 widmete sich Wagner dem Thema Demenz. Und zwar am Beispiel des eigenen Vaters, den er seit Jahren regelmäßig in dessen Mehlemer Pflegeheim besucht. Es war die autobiografische Geschichte von dem Mann, der den Kindern einst wie ein unbezwingbarer Riese erschien, der aber jetzt selbst wieder zum Kind wurde. Auch diese Besuche „bei Opa“ in Godesberg sind im Telefongespräch zwischen Vater und Tochter und damit im neusten Buch Wagners wieder Teil einer auf sympathische Weise verworrenen Familiengeschichte.

Nach und nach dröseln die beiden Telefonierenden die unterschiedlichen Arten des Feierns der Generationen auseinander.Und auch Anekdoten aus seiner Bonner Stadtschreiberzeit webt Wagner mit ein. Da ist vom Sohn der Buchhändlerin die Rede, der später Geige studiert habe und heute Orchestermusiker sei. Godesberger werden unschwer Moritz Ter-Nedden, den Sohn von Parkbuchhandlungs-Chefin Barbara Ter-Nedden, erkennen.

Als Kind sei der Junge zwei Jahre hintereinander während der Weihnachtsgottesdienste ohnmächtig geworden, berichtet der Ich-Erzähler seiner Tochter. Warum, fragt diese ungläubig. Die Leute in der Godesberger Kirche hätten halt so dicht an dicht gestanden, dass es dem kleinen Geiger schier die Luft zum Atmen genommen habe. Am 6. Dezember holt Barbara Ter-Nedden David Wagner wieder ins Schauspielhaus: Er liest ab 19.30 Uhr aus seinem neuen Buch.

Der aktuelle Bonner Stadtschreiber Albrecht Selge lebt und arbeitet noch bis Ende November in Godesberg.

Im Handel erhältlich: David Wagner, Alle Jahre wieder. Edition Chrismon 2022, 14 Euro. Karten für die Lesung: 0228 / 35 21 91, E-Mail: info@parkbuchhandlung.de

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