Ikebana-Ausstellung am Japanischen Garten in Bonn Rüngsdorferin setzt auf vergängliche Blumenkunst

Rüngsdorf · 14 Jahre lang war Madeleine Preisinger-Monloup mit ihrem Mann beruflich in Japan. Dort erlernte sie Ikebana – die Kunst, Blumen nach gewissen Regeln zu arrangieren. Am Pfingstmontag organisiert die Godesbergerin eine Ausstellung am Japanischen Garten in Bonn.

 Sieht leicht aus, ist es aber nicht: Madeleine Preisinger-Monloup hat fürs Foto ein kleines Ikebana-Kunstwerk arrangiert.

Sieht leicht aus, ist es aber nicht: Madeleine Preisinger-Monloup hat fürs Foto ein kleines Ikebana-Kunstwerk arrangiert.

Foto: Axel Vogel

In den ersten Jahren war im Leben von Madeleine Preisinger-Monloup kein Platz für Blumen. „Ich bin das siebte von neun Kindern, da hatten meine Eltern andere Sorgen“, erzählt die 77-Jährige über ihre frühe Zeit in Lyon. Und auch als junge Wirtschaftswissenschaftlerin gab es für die heutige Wahl-Godesbergerin wichtigere Dinge als Pflanzen. Warum sie dennoch an diesem Pfingstmontag mit elf anderen Frauen eine ganz besondere Blumenausstellung organisiert, hat seinen Ausgang 1976 in Japan genommen.

„Da bin ich auf Ikebana gestoßen, also die Kunst des Blumenarrangierens“, erzählt die Rüngsdorferin. Als ihr deutscher Mann, den sie beim Studium in Brügge kennengelernt hatte, in den diplomatischen Dienst wechselte, ging sie mit. Mit viel Wissen über die Wirtschaft des neuen Landes, aber keinen Sprachkenntnissen und einer zehn Monate alten Tochter. „Die Anfangszeit war schwierig“, sagt sie. Weshalb sie zur deutschen Community in Osaka Kontakt aufnahm. Wo man Ikebana-Kurse anbot.

Die Pflanze am besten nicht zwingen

„Ich habe mitgemacht, auch weil in unserem sehr japanischen Haus ein Altar für die Vorfahren stand, da konnte ich doch keine europäischen Blumen aufstellen“, meint Preisinger-Monloup. Also lernte sie in insgesamt 14 Jahren, wie sie Blumen, Zweige, Stängel und Blätter in Szene setzt. Manchmal so, wie es die Pflanze vorgibt.

„Man sollte sie nicht zwingen, sondern nett bitten, sich zu biegen“, sagt die Blumenkünstlerin, die einen von neun möglichen Meistergraden besitzt. Was sich ein wenig esoterisch anhört, hat einen einfachen Grund: „Schüler können Draht zum Fixieren benutzen, Meister nicht.“ Es gehe darum, das Beste aus der Pflanze herauszuholen.

Preisinger-Monloup gehört der Misho-Schule an, die es seit 200 Jahren gibt. Die älteste der fünf großen Schulen in Japan heißt Ikenobo und ist 500 Jahre alt. Daneben gebe es noch 3000 kleinere, weiß sie zu berichten. Für die Laiin hat sie in 20 Minuten ein einfaches Arrangement erstellt. Mit Rittersporn, aber ohne große Zweige, die es in Deutschland nicht gebe.

Wer hier einfach nur farbige Blumen sieht, der hat noch nicht Zwiesprache mit der Fachfrau gehalten. Oben sei der Himmel (Zweig), unten die Erde (Blatt), die Mitte stehe für den Menschen (Blüte) – alles pro Seite betrachtet im gleichschenkligen Dreieck angeordnet. „Links und rechts steht für Mann und Frau, Yin und Yang“, erklärt sie.

Ein Kunstwerk erstellen die Frauen gemeinsam

Dazwischen immer wieder leerer Raum im Arrangement: „Das lässt den Geist denken.“ Dunkle Farben dürften gemäß japanischer Ästhetik nicht oben sein, nur unten in Richtung Vase. „Aber hier geht’s, weil Lila auch die Farbe des Kaisers ist.“ Sie mag die klaren Regeln und die Natürlichkeit der Misho-Schule: „Bei modernem Ikebana darf man mit allen Materialien arbeiten, und alles ist erlaubt.“

Zurück zur Ausstellung am Pfingstmontag. Da werden sich zwölf Frauen aus NRW, Norddeutschland und eben Rüngsdorf, bepackt mit Pflanzen, Vasen und weiterem Zubehör, in die Rheinaue aufmachen. Zunächst kreiert jede für sich ein eigenes, großes Ikebana-Kunstwerk, wie man sie heutzutage zum Beispiel als Deko in Schaufenstern oder Hotelhallen sieht. Danach entsteht ein gemeinsames Werk.

Vorbeischauen kann man von 10 bis 18 Uhr. „Wir gehören alle dem Kölner Chapter der Vereinigung Ikebana International an“, so die Frau mit Heimvorteil. Zwei Jahre lang musste sie wegen der Corona-Situation auf eine Genehmigung der Stadt Bonn für die Open-Air-Schau am Japanischen Garten warten. „Zum neu eingeführten Ikebana-Tag in Japan am 6. Juni wollten wir Gelegenheit geben, diese Kultur kennenzulernen.“ Sollte es in Strömen regnen, fällt die Veranstaltung aus.

Aber Preisinger-Monloup denkt positiv, wünscht sich schattiges Wetter und kombiniert im Kopf schon einmal das Zusammenspiel von Pfingstrosen, Allium, Limoneum und grünen Blättern. Erste Erkenntnisse werden noch nicht verraten.

Da sie kein Gewerbe angemeldet hat, kann sie nicht auf dem Großmarkt einkaufen, sondern muss beim örtlichen Blumenhändler vorbestellen. Ein nicht ganz preiswertes Hobby, zudem mit vergänglichem Ergebnis. „Drei Tage maximal“, sagt die Fachfrau zur Haltbarkeit. Und nicht nur die Blumen kosten. „Die Hälfte der Kunst macht die Vase aus“, betont sie und gesteht, mehr als 100 Gefäße zu besitzen. Als sie 2004 nach vielen Auslandsstationen nach Bonn kam, hat sie anfangs Ikebana-Kurse gegeben. Die Deutschen aber, sagt die Französin mit japanischer Grundhaltung, seien eher nicht an lebenslangem Lernen interessiert, sondern eher am schnellen Erfolg. Doch für Ikebana brauche es vor allem eins: Geduld.

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