Zeichnungen von Kindern Bonner Straßenbahn wirbt für Stärkung der Inklusion

Beuel · Mit einer blau und weiß gestalteten Straßenbahn der Stadtwerke wirbt das Unternehmen JuCare für Schulbegleitung und Therapie für autistische Kinder und sucht neue Mitarbeiter.

 Stellen auf dem Dransdorfer SWB-Betriebshof die JuCare-Bahn vor: Markus und Monika Stölting mit IT-Fachmann Haithem Elbrini und Pressesprecher Süleyman Akkas (von rechts).

Stellen auf dem Dransdorfer SWB-Betriebshof die JuCare-Bahn vor: Markus und Monika Stölting mit IT-Fachmann Haithem Elbrini und Pressesprecher Süleyman Akkas (von rechts).

Foto: Stefan Knopp

Mancherorts kennt man Frodo bereits, zum Beispiel in den Kitas Dampfschiff und Ghostship in Geislar und Beuel, die der Therapiehund regelmäßig besucht. Bald könnte er in ganz Bonn bekannt sein: Er ist auf einer in Weiß auf Petrolblau gestalteten Straßenbahn der Bonner Stadtwerke abgebildet, zusammen mit Mustern und Schriftzügen. Mindestens ein Jahr lang wirbt er nun für das Angebot der Organisation JuCare.

Die GbR mit Sitz in Sinzig ist Träger für Schulbegleitung und Autismustherapie und hatte nach einer Möglichkeit gesucht, auf sich und ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Und da ist die Straßenbahn eine gute Wahl. Sie fährt auf den Strecken der Linien 16, 18, 63 und 66 zwischen Köln und Bonn sowie bis nach Siegburg und Bad Honnef. Man möchte Bewusstsein für die Thematik schaffen: Autismus als Element der Inklusion an Schulen. JuCare bietet autistischen Kindern von Beginn der Grundschule bis zum Ende der weiterführenden Schule eine Eins-zu-Eins-Begleitung an. Das heißt, jeden Tag wird ein Kind von der gleichen Person zur Schule begleitet, sie sitzt mit im Unterricht und kann ihm erklären, was es nicht versteht.

„Viele Eltern wissen noch nicht, dass es fachliche Schulbegleitung für ihr autistisches Kind gibt“, erklärt Monika Stölting, und ihr Mann Markus fügt hinzu: „Oder sie trauen sich nicht.“ Die Stöltings sind geschäftsführende Gesellschafter von JuCare und hoffen, dass die Öffentlichkeit, die das Thema jetzt durch die Bahn erfährt, auch die Zögerlichen erreicht und motiviert. Das zweite Anliegen: „Auch wir leiden unter Fachkräftemangel.“ Man möchte potenzielle künftige Mitarbeiter neugierig machen. Schulbegleiter, erklärt Markus Stölting, sollten eine Ausbildung als Erzieher oder Heilerzieher haben. Auch Therapeuten mit akademischem Abschluss für den Bereich Autismus werden gesucht.

Jede Familie hat das Recht, ihre Kinder mit Behinderung an eine Regelschule zu geben. Für die Schulbegleitung sei es auch wichtig, dass Schulen sich dafür offen zeigen, sagt Stölting. Da gebe es noch einige Baustellen, etwa „dass ganz viele Regelschullehrer bei allem Engagement, das sie zeigen, wenig ausgebildet sind im Bereich inklusive Didaktik“. An der Kölner Universität werde das im Pädagogikstudium jetzt langsam mit vermittelt, aber es müsste mehr sein, findet er. „Und es ist hilfreich, wenn wir mit Lehrkräften zu tun haben, die offen sind und das als Chance verstehen.“

Die Stöltings haben mit vielen anderen Anbietern in Deutschland vor drei Jahren einen Fachverband gegründet, um auch politisch eine Stimme zu haben. Etwa, um die Schulbegleitung als Beruf fachlich zu definieren. Mit Blick auf die begleiteten Autisten geht es um die Zeit nach der Schule. „90 Prozent schließen die Schule mit einem guten Abschluss ab, aber der Einstieg in den Arbeitsmarkt geht gegen null.“ Dabei könnten diese Menschen Unternehmen in vielen Bereichen unterstützen, etwa in der IT, solange keinen Kundenkontakt haben. „Kommunikation ist für Autisten eine große Herausforderung.“ Aber bei leichtem Autismus würden sie sich zum Beispiel als Schulbegleiter für Kinder mit den gleichen Problemen eignen – bei JuCare, betont Monika Stölting, habe man mehrere.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.ju-care.com.

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